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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Schwache Chemiekonjunktur

Bilanz 2019 der chemisch-pharmazeutischen Industrie vorgelegt

von Karl-Heinz Stier

(09.12.2019) Auch für die kommenden Monate erwarten die Unternehmen keine Verbesserung ihrer Geschäfte. Bei stagnierenden Preisen werde der Gesamtumsatz um 0,5 Prozent steigen.

Vorstandsmitglied Henrik Meinke, Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup, Präsident Hans Van Bylen und Presseverantwortlicher Manfred Ritz
Foto: Karl-Heinz Stier
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„Unsere Zukunftsfähigkeit hängt von der Investitionsfähigkeit, Digitalisierung und Nachhaltigkeit ab“, betonte der Präsident des  Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) Hans van Bylen bei der Bilanzpressekonferenz seiner Organisation in Frankfurt.

Was die Zunft angehe so zähle die Branche erstens derzeit mit 12 Milliarden Euro im Jahr  bei den Forschungsaufwendungen bereits zum nationalen wie globalen Spitzenfeld. Und die Ausgaben sollen weiter steigen.

Zweitens: die Auswertung von Big Data und der Einsatz von künstlicher Intelligenz erhöhten die Chancen und das Auffinden von Stoffen mit neuen oder besseren Eigenschaften um ein Vielfaches.

Und Drittens: „Unsere Branche treibt zur Nachhaltigkeit und Sicherung ihrer Zukunftsfähigkeit von Produkten konsequent voran. Was den Klimaschutz betreffe, so wollen wir bis 2050 die Treibhausgasneutralität bis 2050 erreichen. 45 Milliarden Euro müssen die Unternehmen dafür in eine neue Generation von Anlagen investieren.“ Allerdings benötigen die Unternehmen enorme Mengen Strom aus                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              aus erneuerbaren Energien zu einem deutlich günstigeren Preis als heute, damit die Transformation gelänge. Aktuell verwendet die Branche zu über 90 Prozent fossiler Brennstoffe. Durch chemisches Recycling zum Beispiel könne dieser Rohstoff auf 2050 lediglich auf 6 Prozent sinken.

In einem Rückblick auf das abgelaufene Jahr 2019 bezeichnete der VCI-Präsident die aktuelle Entwicklung als schwierig für die chemisch-pharmazeutische Industrie. Der Umsatz in Deutschlands drittgrößter Branche verringerte sich um 5 Prozent auf 193 Milliarden Euro. Ursache sei der weltweite Abschwung der Konjunktur, die Handelsstreitigkeiten zwischen China und der USA und die sinkende Nachfrage von den Industriekunden im Inland. Dadurch ging die Produktion um insgesamt 7,5 Prozent zurück, vor allem in der Pharma-Sparte (- 16,5 %). Die Chemie ohne Pharma verbuchte ein Produktionsminus von 2,5 Prozent. Bis auf konsumnahe Produkte wie Wasch- und Körperpflegemittel (plus 1 %) sowie anorganische Grundchemikalien (ebenfalls plus 1 %) wiesen alle übrigen Sparten 2019 einen Mengenrückgang aus.

Trotz der schwachen Chemiekonjunktur erhöhte sich die Zahl der Mitarbeiter noch leicht um 0,5 Prozent auf 464 800 Personen, der höchste Beschäftigungsstand seit 2001. Etwa 50 000 Arbeitsplätze seien in der Branche in den letzten 9 Jahren zusätzlich entstanden.

An den Staat richtete der Chemie-Verband die Forderung nach kürzeren Genehmigungsverfahren, geringere Unternehmenssteuern und niedrige Bürokratiekosten. Die Hälfte der Erfüllungsaufgaben sei hier durch Regelungen aus Brüssel entstanden. „Wir unterstützen den Vorstoß der Präsidentin der EU-Kommission, die Belastung der Unternehmen durch Bürokratie zu senken“.