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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Schutz für Feldhamster und Co.

Umweltdezernentin Heilig präsentiert das Arten- und Biotopschutzkonzept

von Ilse Romahn

(13.09.2021) Der Feldhamster, das Rebhuhn oder auch die Kreuzkröte sind einigermaßen bekannt. Aber wer – außer Biologinnen und Biologen – kannte bisher den Waldlaubsänger, den Weißen Waldportier oder die Gelippte Tellerschnecke? Auch der Bekanntheitsgrad der Großen Schiefkopfschrecke und des Matscheckigen Braun-Dickkopffalters dürfte überschaubar sein.

Das sollte sich jedoch bald ändern, denn alle diese Tierarten spielen in Frankfurt am Main eine besondere Rolle. Sie stehen auf der Liste der insgesamt 59 „Verantwortungsarten“ im gerade fertiggestellten Arten- und Biotopschutzkonzept (ABSK) der Stadt. Umweltdezernentin Rosemarie Heilig hat das umfangreiche Werk am Freitag, 10. September, der Presse vorgestellt.

„Ich finde es sehr beeindruckend, wie viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten in Frankfurt beheimatet sind“, sagte Heilig. „Im ABSK sind diese Schätze der Natur jetzt anschaulich dokumentiert. Wir wissen jetzt auch, wo Räume sind, die wir für die Artenvielfalt verbessern müssen. Damit verfügen wir über eine zentrale Grundlage für Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität.“

Knapp vier Jahre lang haben Fachleute des Umweltamtes gemeinsam mit dem Münchener Planungsbüro PAN an dem Konzept gearbeitet. Ein Fachbeirat sowie ein Expertinnengremium begleiteten das Projekt. Die Kosten belaufen sich auf mehr als 500.000 Euro.

Heraus kam ein Werk mit mehr als 1300 Seiten, in denen 474 relevante Tier- und Pflanzenarten sowie Biotope im Hinblick auf ihren Bestand in Frankfurt untersucht und bewertet und daraus folgernd Ziele und Maßnahmen abgeleitet werden.

175 „Zielarten“ wurden als besonders selten, gefährdet und damit schutzbedürftig identifiziert, 59 als „Verantwortungsarten“.

Für den Erhalt der „Verantwortungsarten“ ist Frankfurt in besonders hohem Maß verantwortlich. Es sind hochgefährdete Arten mit im hessenweiten Vergleich überdurchschnittlich großen Beständen und Arten in stadttypischen Lebensräumen, deren Überleben von stabilen Beständen in Städten abhängt.

Auch die Lebensräume der Pflanzen- und Tierarten in Frankfurt haben Expertinnen und Experten analysiert. In einer Biotopverbund-Analyse wurde geprüft, wie sie miteinander verbunden und für die Tiere erreichbar sind.

Daraus leiten sich eine Reihe von Zielen und Maßnahmen ab. „Die Welt von Feldhamster und Co. ist bedroht durch die Zerschneidung von Lebensräumen und intensive Landwirtschaft. Um die biologische Vielfalt in Frankfurt zu erhalten und möglichst zu verbessern, können und müssen wir an vielen Stellen handeln“, betonte Heilig. Als Beispiel nannte sie naturnahe Wälder, die Renaturierung von Flüssen und Bächen, zusätzliche Gewässer und Feuchtgebiete, extensiv gemähte Wiesen und die Förderung des ökologischen Landbaus.

Eine Kurzfassung des Arten- und Biotopschutzkonzepts in Form einer Broschüre („Chance und Verpflichtung“) sowie weitere Informationen sind im Internet unter frankfurt.de/absk abrufbar. Das Gesamtwerk wird Magistrat und Stadtverordnetenversammlung zur Kenntnis gegeben. Im nächsten Schritt werden die im Arten- und Biotopschutzkonzept enthaltenen Aussagen zu Zielen und Handlungsprioritäten sowie die Empfehlungen zu Maßnahmen in den Fachämtern geprüft. Auf dieser Grundlage sollen dann die priorisierten Maßnahmen dem Stadtparlament gesondert zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

Im Rahmen der 2. Frankfurter Biodiversitätskonferenz am Montag, 13. September, 18 Uhr, im Casino des Uni-Campus Westend wird das ABSK ebenfalls im Mittelpunkt stehen. Coronabedingt sind vor Ort nur geladene Gäste zugelassen. Die Teilnahme per Livestream – unter youtube.com/watch?v=qaLiwgr_7ag – ist jedoch ohne Anmeldung für alle möglich. (ffm)