Schriften die wie Bilder wirken
Ausstellung „Kalligraphie neu entdeckt“ in der Galerie von Blei + Guba
Die Künstlerinnen setzen Materialien und Techniken sehr vielfältig ein. Sie arbeiten nicht nur auf Papier oder Leinwand. Dabei schreiben sie mit Tinten, Tuschen und Acrylfarbe, auch Beize und Gouache, einem wasserlöslichen Farbmittel aus gröber vermahlenen Pigmenten unter Zusatz von Kreide. Komplizierter ist die namentliche Auswahl der Schriften. Fraktur und Englische Schreibschrift sind einigen bekannt, nicht aber Unziale, eine Schrift in Großbuchstaben, die mit der Rohrfeder auf Pergament geschrieben wurde und wahrscheinlich aus der älteren römischen Kursive, einer Schrägschrift, entstanden ist. Oder die humanistische Kursive, die die Urform der lateinischen Schreibschriften ist. Weitgehend unbekannt ist auch die Bastarda, ähnlich der Fraktur, eine spätmittelalterliche Schriftart, die als Buchschrift in Handschriften gebräuchlich war und auch in Kanzleien verwendet wurde.
Gertrud Rist nimmt die führende Rolle unter den drei Damen ein. Sie hat ein Atelier in Eschborn und ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Kalligraphie. In Österreich geboren absolvierte sie ein Studium für Grafik-Design an der Frankfurter Kunstschule und arbeitete zunächst als freie Mitarbeiterin in Werbeagenturen und Ateliers. Seit 40 Jahren ist sie als freiberufliche Grafik-Designerin und Kalligrafin tätig. Sie besuchte die Städel-Abendschule, ist Mitglied der Schreibwerkstatt Klingspor in Offenbach, arbeitete im Linotype-Schriftenatelier in Eschborn, ist Mitglied in der Künstlerrunde WKV in Hattersheim, Kursleiterin für Kalligrafie im Verein für Volksbildung und gibt seit 2004 Kalligrafie-Privatunterricht in ihrem eigenen Atelier. Außerdem ist sie in mehreren kirchlichen Organisationen ehrenamtlich tätig.
Gertrud Rist beherrscht alle erwähnten Techniken in Perfektion. Sie stellt handgefertigte Unikate für individuelle Jubiläumsmappen, Chroniken, Urkunden und dergleichen für privat und Firmen her. Es reizt sie der Versuch, handgeschriebene Texte nach ihrem Inhalt bildlich zu gestalten. Dabei setzt sie auch selbst entwickelte Schriften ein. In mehreren Ausstellungen hat sie auch ihre Freien Grafiken gezeigt, Menschen und Landschaften, die zu einer „Menschenlandschaft“ verschmelzen. Für Gertrud Rist ist dies nach 2006 übrigens bereits die zweite Ausstellung bei Blei + Guba.
Regina Witt-Daedlow ist in Dortelweil, einem Stadtteil von Bad Vilbel im Wetteraukreis, geboren. Sie machte zunächst eine Ausbildung als Technische Zeichnerin und absolvierte dann ein Ingenieurstudium mit Fachrichtung Verfahrenstechnik an der Fachhochschule Frankfurt/M. Danach und bis heute arbeitet sie als Ingenieurin im Industriepark Höchst.
Mit der Schönschrift hatte sie sich zwar im Selbststudium beschäftigt, doch seit sechs Jahren besucht sie regelmäßig jede Woche den Unterricht bei Gertrud Rist, die sie unterstützt, neue Techniken und Materialien einzusetzen und die Auswahl der Schriften zu erweitern. Neuerdings hat das Schreiben auf Stein ihr Interesse geweckt. Regina Witt-Daedlow erstellt neben Karten zu besonderen Anlässen auch gerne Schriftbilder, die meist als Kalender zusammengefasst werden. Für sie ist das Schreiben und Gestalten von Texten ein äußerst entspannendes Hobby, der perfekte Ausgleich zum hektischen Alltag.
Alexandra Sauber ist in Bad Homburg geboren und machte zunächst eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Fünf Jahre arbeitete sie in der Auslandskreditabteilung einer Frankfurter Bank. Seit mehr als 20 Jahren ist sie in einem Bauelemente-Unternehmen in Kronberg tätig und dort zuständig für Personal und Buchhaltung. Seit 2010 verspürte sie großes Interesse am Schreiben von Schriften und Gestalten von Texten und nimmt seit sieben Jahren wöchentlich Privatunterricht bei Gertrud Rist in Kalligraphie und Grafik-Design. Sie fand Spaß am Zentangle, einer leicht zu lernenden und entspannenden Zeichen-Methode, mit strukturierten Mustern wunderschöne Bilder zu zeichnen. Mit Zentangle kann Alexandra Sauber Stress abbauen, entspannen und dabei auch künstlerisch aktiv sein. Dieses meditative Zeichnen hilft sogar beim Einschlafen.
Alexandra Sauber gestaltet Text- und Buchstabenbilder für Karten und Gutscheine. Schon in der Grundschulzeit hatte sie Freude an einer schönen Handschrift. Heute schreibt und malt sie mit Pinsel, Feder, Kreide und Kohle. Sie bedient sich dabei auch Mischtechniken mit Gouache, Tusche, Bleistift Acryl und Aquarell und beschäftigt sich weiterhin mit Enkaustik, einer künstlerischen Maltechnik, bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiß auf den Maluntergrund aufgetragen werden. Beiden Künstlerinnen, sowohl Frau Witt-Daedlow als auch Frau Sauber, bringt Gertrud Rist neue Techniken und Schriften bei und hilft ihnen ihre Ideen umzusetzen.
www.atelier-gmr.de