Schloss Bad Homburg: vom barocken Fürsten bis zum letzten deutschen Kaiser
Schloss Bad Homburg ist eine der wesentlichen touristischen Attraktionen, die die zwischen Taunus und Main-Metropole Frankfurt gelegene Kurstadt zu bieten hat. Ein großzügiges barockes Gebäude erhebt sich auf einem nur kleinen Hügel über der Stadt, erbaut von einem barocken Fürsten, der seinem Vorbild in Versailles nacheifern wollte.
Und der ebenfalls Geschichte schrieb: Seine militärischen Erfolge bei Fehrbellin veranlassten Heinrich von Kleist dem „Prinzen von Homburg“ ein zwar nicht recht zutreffendes, aber ein literarisches Denkmal zu setzen, das um die Welt ging. Als das Landgrafenhaus von Hessen-Homburg 1866 ausstarb, fand das Schloss mit seinem die weite Umgebung beherrschenden Wahrzeichen, dem Weißen Turm, schnell einen neuen Besitzer: die Hohenzollern. Insbesondere Kaiser Wilhelm II. liebte es und ließ die damals schon über 250 Jahre alten Zimmerfluchten zeitgemäß und auf die Bedürfnisse seiner Familie ausgerichtet umbauen. Schloss Homburg wurde eine seiner oft besuchten Sommerresidenzen. Noch kurz vor Kriegsende 1918 hielt er sich hier mehrfach auf.
100 Jahre ist es nun her, dass der Erste Weltkrieg ein Ende fand, Kaiser Wilhelm II. abdankte und ins Exil ins holländische Doorn ging. Eigentlich sollten zu diesem Jahrestag die Sanierungsarbeiten am Königsflügel abgeschlossen sein. Hier konnte man sehen, wie die kaiserliche Familie lebte. Im Schloss Bad Homburg befand sich die einzige weitgehend original erhaltene Wohnung des letzten deutschen Kaiserpaares. Doch die Museumsräume mussten vor sieben Jahren geschlossen werden, weil der Königsflügel wegen der zahlreichen Umbauten und Aufstockungen in den vergangenen Jahrhunderten einsturzgefährdet geworden war. So erheblich erwiesen sich die Schäden, dass man nun erst für 2020 mit einer Wiedereröffnung rechnet.
Dennoch ist Schloss Bad Homburg nach wie vor einen Besuch wert. Erstens hat die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, die auch ihren Sitz in dem Gebäude hat, eine Themenreihe „Des Kaisers Spuren“ mit Vorträgen, Filmen und Führungen aufgelegt, die über die historische Bedeutung des Schlosses informiert und mehrere Jahre laufen wird. Sie stellen die Persönlichkeit des Kaisers sowie Aspekte der wilhelminischen Epoche vor, die sich in Bad Homburg und Umgebung ablesen lassen. So wird am 4. November der vom ZDF gedrehte Doku-Film „Kaisersturz“ vorgeführt, in dem Regisseur Christoph Röhl die letzten Wochen vor der Abdankung Wilhelms aufarbeitete (16 Uhr). Röhl, Preisträger zahlreicher Auszeichnungen und Gründer der MetFilm School, London, wird auch selbst zu der Vorstellung kommen.
Mit Nils Wetter, einem Mitarbeiter in der Bauabteilung der hessischen Schlösserverwaltung, berichtet ein Fachmann zum einen über die Einflüsse des Kaisers auf die Architektur des Bad Homburger Schlosses, zum anderen über das aktuelle Baugeschehen im Königsflügel (15. bzw. 29. November, 18 Uhr). Abschluss der Reihe für dieses Jahr ist der Vortrag von Heimatforscherin Gerta Walsh, die sich mit dem Einfluss der Frauen in Wilhelms Umgebung auf seine Entscheidungen befasst hat (6. Dezember). Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: Tel. (06172)9262148 oder E-Mail info@schloesser.hessen.de.
Neben dieser Themenreihe kann nach wie vor der Englische Flügel besichtigt werden. Er führt in die Landgrafenzeit zurück und spiegelt die Lebensverhältnisse der „englischen Landgräfin“ Elizabeth wider. Sie war eine Königstocher, gebildet, künstlerisch begabt und mit einem großen sozialen Empfinden ausgestattet.