Saniertes Fachwerkhaus ist barrierefreies und ökologisches Vorzeigeprojekt
Ehemaliges Bauernhaus in Groß-Gerau als „Denkmal des Monats“ Januar ausgezeichnet
Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Es freut mich sehr, dass Familie Canibol den Wert und den Charme des Hauses erkannt hat. Mit der Unterstützung der Architekten und Handwerksfirmen haben sie anhand eines sehr gelungenen Beispiels gezeigt wie viel Potenzial in alten Gemäuern steckt – wenn man gute Ideen hat, es mit viel Mut richtig anpackt und das notwendige Durchhaltevermögen mitbringt.“
Fast zwei Jahre dauerte die Sanierung. Beim Kauf im Jahr 2013 blätterte der Putz von Decken und Wänden, der Dachstuhl war in weiten Teilen marode. Außer Strom in jedem Zimmer und einem Kaltwasseranschluss im Erdgeschoss fehlte jegliche Infrastruktur. Eine Toilette gab es lediglich im Anbau. An heutigen Maßstäben gemessen war das Gebäude nicht mehr bewohnbar. Es brauchte also schon sehr viel Fantasie, um sich vorzustellen, was aus der Immobilie herauszuholen ist. Heute entspricht das Gebäude den modernen Arbeits- und Wohnerfordernissen, die charmant mit der historischen Substanz verknüpft sind.
Statt wie bisher das vordere Gebäude als Wohnhaus zu nutzen, wurde dies in Büros für die beiden selbständigen Wirtschaftsjournalisten umfunktioniert. An die Stelle, wo bis in die 1950er Jahre hinein eine Scheune gestanden hat, ließ das Ehepaar einen ebenerdigen Neubau errichten, der nun als Wohnhaus dient. Dabei mussten die Besitzer auch an Barrierefreiheit denken: Denn Besitzer Dr. Hans-Peter Canibol ist seit einem Schlaganfall auf den Rollstuhl angewiesen. Eine kleine Hebeplattform hilft ihm, den Höhenunterschied zwischen dem alten und dem neuen Gebäudeteil zu überwinden.
Auch optisch hat sich durch die Sanierung einiges getan. Der Außenputz in den oberen Stockwerken wurde abgetragen, die Gefache neu verputzt und die Fachwerkbalken wieder freigelegt und gestrichen. Die Fensterläden wurden ebenfalls abgeschliffen und neu gestrichen, zudem das Dach neu mit Biberschwänzen eingedeckt. Im Inneren wurden Holzböden und Treppe aufgearbeitet, ebenso die noch vorhandenen Zimmertüren.
„Ich danke der Familie Canibol, dass sie die beschwerliche Sanierung auf sich genommen hat, mit allen Unwägbarkeiten und Überraschungen, die bei einem solch ambitionierten Projekt auftreten können. Die Schulstraße 13 in Groß-Gerau ist ein Vorzeigeprojekt: Ein historisches Kulturdenkmal wurde erhalten, die Häuserzeile wurde deutlich aufgewertet und die Familie hat sich ein individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Zuhause geschaffen“, betonte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn bei ihrem Besuch. „Zugleich wurde auch ein ökologischer Beitrag geleistet“, verwies sie auf die Versorgung mit Erdwärme sowie die CO2-Neutralität durch die energetische Sanierung. Die Lage in der Groß-Gerauer Innenstadt beschert Dr. Hans-Peter Canibol und Susanne Theisen-Canibol zudem kurze Wege.
Hintergrund „Denkmal des Monats“:
Die im Juni 2018 erstmals verliehene Auszeichnung „Denkmal des Monats“, die mit 1.000 Euro dotiert ist, können Personen, Initiativen oder Körperschaften erhalten. Sie sollen sich bei der Erhaltung ihrer Denkmäler in besonderer Weise verdient gemacht haben. Vorgestellt werden denkmalpflegerische Maßnahmen, die individuell, mit handwerklich-technischer Qualität und besonderem Engagement ausgeführt wurden. Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen wählt die Preisträgerinnen und Preisträger aus den Bewerbungen für den Hessischen Denkmalschutzpreis aus. Die Denkmäler werden auch auf kunst.hessen.de vorgestellt.