Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

Werbung
Werbung

Salzburg, die Festspiele und die Getreidegasse

von Karin Willen

(01.07.2020) Im August beginnen die 100. Salzburger Festspiele. Coronabedingt verspätet und mit abgespecktem Programm. Doch schon vorher hat die Stadt sich wieder für deutsche Gäste geöffnet.

Bildergalerie
Blaue Stunde in Salzburg: die Stadt mit der Festung von rechts der Salzach aus gesehen
Foto: Karin Willen
***
Wo Mozart schon verkehrte: das Traditionshotel in der Getreidegasse arthotel Blaue Gans
Foto: ART
***
Speisen im alten Gewölbe: 670 Jahre alte Gaststube im arthotel Blaue Gans
Foto: ART
***

Im Juli, bevor das Jubiläum eines der bedeutendsten Festivals für Oper, Konzert und Schauspiel startet, bietet Salzburg ideale Besuchsbedingungen. Jetzt muss man nicht im Pulk durch die Getreidegasse Richtung Dom und zum Tanzmeisterhaus am rechten Ufer der Salzach ziehen. So wird die Stadt auch als Abstecher für Erholungssuchende, Mountainbiker, Bergsteiger oder Kletterer besonders interessant, die im Salzburger Land Urlaub machen.

Treffpunkt Getreidegasse
Zum Glück liegt Salzburg von überall her gut erreichbar. Heute führt die Getreidegasse mit den hohen, schmalen und eng aneinandergeschmiegten Häusern, den Durchhäusern und reich geschmückten Innenhöfen alle zusammen: Touristen und Einheimische, Traditionalisten und Trendscouts, Snobs und Trash-Enthusiasten, Feinschmecker und Schlichtesser – und natürlich Musikinteressierte.Doch derzeit fehlen die Gäste aus Übersee. Früher zogen Europas Handelsreisende durch die Gasse. Noch immer bestimmen nostalgische Traditionsgeschäfte mit ihren schmiedeeisernen Zunftzeichen das Bild. Und das können die modernen Gaststätten und Shops, die sich dazwischen gedrängelt haben, nicht trüben.

Privileg der Lage
Mit Getreide hat die Gasse übrigens nichts zu tun, der Name leitet sich von Treiben und/oder Traben ab. Denn die im späten Mittelalter "Tragasse" genannte Gasse war lange die einzige Durchzugsstraße der Stadt am Nordrand der Alpen, mitten im Salzburger Becken. Alles, was von Venedig in den Norden transportiert wurde, musste hier durch die parallel zur Salzach verlaufende Gasse. Fast alle wichtigen und geschichtsträchtigen Salzburger Familien hatten ihren Sitz in dieser Gasse.

Hotellegende Blaue Gans
Eine der ältesten noch bestehenden Gaststätten ist das arthotel Blaue Gans fast am Ende der beliebten Einkaufsstraße mit der Nummer 41 bis 43. Seit 1350 wird man hier bewirtet. Heute birgt das historische Gebäude, in dem es keine rechten Winkel und geraden Mauern gibt, neben der Gaststätte ein modernes Designhotel mit edel eingerichteten Zimmern und eine exquisite Sammlung moderner Kunst.

Eine Rakete überwacht den Kräutergarten, der Hase wird per Knopfdruck zum Singen gebracht und aus einer Sounddusche kommen noch nie gehörte Klänge: Wer aufmerksam durchs Haus spaziert, dem sind Heiterkeit und Momente voller Überraschungen garantiert. Die haben die Gäste dem Besitzer Andreas Gfrerer zu verdanken, der 120 Objekte, alles Originale, gesammelt hat und sie im Zimmer, in den Gängen, im Eingangsbereich, im Weinarchiv oder an der Rezeption ausstellt.

Der kürzeste Weg zum Festspielhaus
Genießer speisen im gemütlichen Gewölberestaurant mit Original Wandvertäfelungen und -malereien und können zum Beispiel hausgemachte Pasta, Ganslsalami, Chutneys, Marmeladen, Kräutersalz mit nach Hause nehmen. In dem 670 Jahre alten Haus verkehrte schon Mozart. Es gilt als das älteste bürgerliche Gasthaus der Stadt und überzeugt nicht nur mit der perfekten Balance zwischen Tradition und Gegenwart, sondern auch mit dem kürzesten Weg zum Festspielhaus.

Mozarts Geburtshaus
Auch zum Haus mit der Nummer 9 ist es nicht weit. Dort gebar die Gattin des Hofmusikers Leopold Mozart 1756 den kleinen Wolfgang Amadeus als siebtes Kind. Leopold, der eher glücklose Komponist und Kapellmeister am fürstbischöflichem Hofe, hatte es gerade mal zum Untermieter im dritten Stock eines Mietshauses für wenig Bemittelte gebracht. Heute ist das schönbrunngelb gestrichene Geburtshaus des Musikgenies ein Museum. Denn der Filius, der mit der Schwester Nannerl das Glück hatte, die Kindheit zu überleben und seine Geburtsstadt eigentlich gar nicht mochte, wurde der berühmteste Bewohner der Traditionsgasse.

Anders Herbert von Karajan. Er wurde ebenfalls in der barock geprägten Stadt unter der Festung Hohensalzberg geboren, blieb stets heimatverbunden und gründete eine Stiftung in Salzburg. Mozarts (späteres) Wohnhaus, das Tanzmeisterhaus an der anderen Seite der Salzach, gehört wie das Geburtshaus zu den klassischen Pilgerstätten der Touristen, ehe sie im Mirabellgarten verschnaufen und den dortigen Hochzeitsfoto-Inszenierungen zuschauen. Denn Heiraten im barock-klassizistischen Schloss Mirabell ist immer noch der Traum vieler. Jenseits der Coronazeiten gaben sich nicht nur Salzburger, sondern auch Japaner und Amerikaner hier gern das Ja-Wort.

Über den Dächern der Stadt
Abgerundet wird ein Salzburg-Besuch am besten mit einer Stippvisite in einer der stylischen Rooftop Bars, die es in allen Bequemlichkeitsniveaus und für jeden Geldbeutel gibt. Günstig etwa im Café UnikumSky der Universität mit Blick auf Festung, Untersberg und Gaisberg, exklusiv etwa im Seven Senses des Hotels Stein am Giselakai mit Blick über die Salzach und die Altstadt mit dem Dom auf die Festung. Spätestens hier wird klar: Besser kann man erholsamen Bergurlaub und kulturellen Städtetrip gar nicht kombinieren.

Kurz und knapp:

100. Salzburger Festspiele
Coronabedingt mussten die Salzburger Festspiele reduziert werden. Von den ursprünglich geplanten 200 Veranstaltungen an 44 Tagen können immerhin über die Hälfte an 30 Tagen stattfinden. Vom 1. bis zum 30. August 2020 stehen 110 Aufführungen  auf dem Programm. Darunter zwei Opern, drei Theaterproduktionen und 53 Konzerte sowie weitere Rahmenveranstaltungen. 

Alle Produktionen, die 2020 nicht zur Aufführung kommen, sollen 2021 gezeigt werden. "Das 100-Jahr-Programm soll quasi mit der Eröffnung der Landesausstellung Ende Juli 2020 beginnen und erst im Jahr darauf am 31. August 2021 enden", teilte die Festspielleitung mit.

Land und Stadt mit der SalzburgerLand Card entdecken:
Rund 190 Sehenswürdigkeiten, Ausflugsziele, Naturschauspiele, Burgen, Schaubergwerke, Museen, Freibäder, Bergbahnen und öffentliche Verkehrsmittel können mit der praktischen SalzburgerLand Card kostenlos besucht und genutzt werden. Inklusive entweder 24 Stunden Zugang zu allen Sehenswürdigkeiten der Stadt Salzburg oder einer Fahrt auf der imposanten Großglockner Hochalpenstraße. Die Karte für wahlweise sechs oder zwölf Tage ist bis zum 26. Oktober gültig und kostet für Erwachsene 76 Euro (sechs Tage) oder 90 Euro (zwölf Tage), für bis zu drei Kinder und Jugendliche von vier bis 15 Jahren 38 Euro (sechs Tage) oder 45 Euro (zwölf Tage). Ab dem dritten Kind ist die Karte kostenfrei. Salzburger Land Tourismus GmbH, Telefon: +43 662 66 880, E-Mail: info@salzburgerland.com.

Geschichtsträchtiges Salzburg:
Salzburg war vom Spätmittelalter bis zur Säkularisation 1803 das Zentrum der Macht des Fürsterzbistums, dessen Nachfolger das Bundesland Salzburg ist. Die Stadt an der Grenze zu Bayern hat mit der Festung Hohensalzburg eine der größten mittelalterlichen Burganlagen in Europa und zahlreiche kulturelle Sehenswürdigkeiten. Salzburg Information, Telefon:+43 662 889 870, E-Mail: tourist@salzburg.info.

Unterkunft mit Tradition:
artHotel Blaue Gans, Telefon:+43 662 84 24 915, office@blauegans.at.

Corona-Informationen Österreich