Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

Werbung
Werbung

Ruhestand nach 12.874 Tagen im Dienst

Stadtrat Schneider verabschiedet Waltraud Schröpfer als Leiterin des Bürgeramtes

von Ilse Romahn

(30.06.2020) Wenn Waltraud Schröpfer Ende Juni in den Ruhestand geht, war sie 12.874 Tage im städtischen Dienst und hat dabei zehn zuständige Dezernenten und eine Dezernentin sowie fünf Oberbürgermeister und eine Oberbürgermeisterin erlebt.

Stadtrat Jan Schneider, die scheidende Amtsleiterin Waltraud Schröpfer und der neue Amtsleiter Oliver Becker
Foto: Stadt Frankfurt
***

Seit ihrem Dienstantritt ist die Einwohnerzahl Frankfurts um 23,6 Prozent von 613.588 auf 758.574 gestiegen. Bei einer Statistikerin ist es angemessen, ihr berufliches Wirken in Zahlen zu beschreiben. Die langjährige Leiterin des Bürgeramts, Statistik und Wahlen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten bei der Stadtverwaltung aber nicht nur mit Statistik beschäftigt, sondern hat unter anderem an 34 Bundestags-, Landtags-, Europa- und Kommunalwahlen sowie an fünf Oberbürgermeister-Direktwahlen mitgewirkt. Und sie war über viele Jahre hinweg dafür verantwortlich, dass schon am Morgen nach der Wahlnacht ein Heft mit einer ersten Wahlanalyse, statistischen Auswertungen und vielen fundierten Zahlen vorlag. „Sie hat die Kommunalstatistik in Frankfurt in den vergangenen 35 Jahren entscheidend geprägt und dazu beigetragen, dass sie bundesweit ein hohes Ansehen hat“, sagte der für den Bürgerservice zuständige Dezernent Jan Schneider bei der Verabschiedung der 65-Jährigen im kleinen Kreis. „Die Aufgaben und Problemstellungen, die sich im Lauf der Zeit stets gewandelt haben, hat sie souverän gemeistert und hierbei stets mit viel Ruhe den Überblick behalten.“

Die gebürtige Münchnerin kam zum Studium der Geographie, Volkswirtschaftslehre und Soziologie nach Frankfurt. Schon 1983 und 1984 hatte sie Gelegenheit, jeweils für ein paar Wochen in die Tätigkeit beim damaligen Amt für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen zu schnuppern und bei der Durchführung der Landtagswahl und der Europawahl zu helfen. Am 1. April 1985 trat sie dann fest in den Dienst der Stadt ein, war als Sachgebietsleiterin unter anderem für Datensammlungen zur Bevölkerungs-, Bau-, Wohnungs- und Flächenstatistik verantwortlich. „Als wissenschaftliche Mitarbeiterin war es mein Ehrgeiz, die vermeintlich so trockenen Zahlen der Statistik mit Leben zu erfüllen“, sagt Schröpfer rückblickend.

Von Anfang an zeigte sie eine Affinität zur Datenverarbeitung und begleitete den technischen Wandel. Waren zu Beginn ihres Dienstes bei der Stadt Frankfurt noch Papier, Bleistift und Schreibmaschine die wichtigsten Arbeitsmittel, ging schon bald ohne EDV nichts mehr. Schröpfer wirkte an dieser Modernisierung an entscheidender Stelle mit, stattete die Statistik-Abteilung mit den ersten PC aus. 1994 wurde sie für DV-Systeme und PC-Netze und 1998 für das statistische Informationssystem zuständig. Stolz erinnert sie sich: „Unter meiner Ägide entstand in der Statistik das erste PC-Netzwerk. Es lief vom Anfang bis zum Ende ohne eine einzige Störung.“ Schröpfer führte außerdem IT-Verfahren zur qualitativen Verbesserung und zur Beschleunigung der statistischen Arbeiten ein und schaffte damit unter anderem die Voraussetzungen für die heute üblichen Bevölkerungsprognosen.

Als Statistikerin war sie über Frankfurt hinaus aktiv und geachtet. Bereits in ihrem ersten Dienstjahr organisierte sie verantwortlich die jährliche Großtagung der Statistiker mit mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Deutschland. Sie war Mitglied in unterschiedlichen Arbeitsgruppen des Verbandes Deutscher Städtestatistiker und Vertreterin des Deutschen Städtetags in den Arbeitsgruppen zur Vorbereitung des Zensus 2011.

In ihre Dienstzeit fiel im Jahr 2000 die Neuordnung des Bürgerservice, die zur Gründung des heutigen Bürgeramtes, Statistik und Wahlen führte. In diesem übernahm sie 2001 die Leitung der Abteilung Statistik und die stellvertretende Amtsleitung. 2013 schließlich rückte sie in der Nachfolge von Rudolf Schulmeyer an die Spitze des Amtes. Damit wurde sie auch zuständig für die sieben Bürgerämter und vier Außenstellen, die in den vergangenen 20 Jahren von rund 10 Millionen Bürgerinnen und Bürgern besucht wurden. Sie stellte sich der Herausforderung, die Bürgerämter räumlich, technisch und personell an neue Aufgaben, die kontinuierlich wachsenden Einwohnerzahlen und den technischen Fortschritt anzupassen. Zuletzt war sie Vorgesetzte von rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In diesem Jahr reichte sie den Stab an Oliver Becker weiter. Dieser übernahm die Amtsleitung am 1. März, womit ein nahtloser Übergang an der Spitze eines der zentralen Ämter der Stadtverwaltung gewährleistet wurde.

„Ich danke Frau Schröpfer für ihre Treue zur Stadt Frankfurt am Main und ihren Einsatz in unterschiedlichen Funktionen“, sagte Stadtrat Schneider. „Für den nun folgenden Lebensabschnitt wünsche ich ihr alles Gute, vor allem Gesundheit und ein gutes Händchen für den Garten, den sie im Ruhestand anlegen will.“ (ffm)