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Rock-Gewitter in der Quellenstadt

Heavy-Metal-Szene erobert Bad Vilbel

Hammer-Konzerte zählten zu den Highlights des Hessentags 2025 in Bad Vilbel. Mehrere Bands von internationalem Ruf begeisterten mit Heavy Metal- und Hard-Rock-Sound zahlreiche Fans der Szene. In der Quellenstadt tobte ein wahres Rock-Gewitter.

Die Veteranen von
Die Veteranen von "Judas Priest" sind immer noch voll drauf
Foto: Mareike Hörskens
Musikalische Urgewalt auch von der deutschen Band
Musikalische Urgewalt auch von der deutschen Band "Accept"
Foto: Mareike Hörskens
Familienband(e): Phil Campbell rockte mit seinen Bastard Sons
Familienband(e): Phil Campbell rockte mit seinen Bastard Sons
Foto: Mareike Hörskens
Die
Die "Sisters of Mercy" brachten den Vilco-Saal zum Beben
Foto: Fiona Hörskens
Die Sängerin Elif präsentierte einfühlsame Lieder
Die Sängerin Elif präsentierte einfühlsame Lieder
Foto: Fiona Hörskens

Vor allem in der Stadtwerke-Arena am Rande der Stadt gab es Open Air ordentlich was auf offene Ohren. Hier war „Judas Priest“ angesagt, und die seit über 50 Jahren bestehende Formation ließ keinerlei Zweifel aufkommen, dass sie ihr Handwerk noch bestens beherrscht. „The Priest is back“, ließ man verlauten. Der Aussage folgten Taten. Vor allem der charismatische Frontman Bob Halford demonstrierte beeindruckend, dass sein kraftvolles Stimmvolumen über all die Jahre nicht gelitten hat. Nicht nur das. Der Hohe Priester des Heavy Metal bewies auch Kondition, indem er ruhelos die Bühne von links bis rechts abmaß und ständig seine metallschimmernden schwarzen Mäntel wechselte. Allerdings hat der 73-Jährige doch schon der Zeit etwas Tribut zollen müssen. So hat Halford seine Haarpracht etwas nach unten verlegt, ein mächtiger weißer Bart ziert heute sein Gesicht.

Judas Priest noch immer eine Wucht

Die britische Band aus Birmingham bot Heavy Metal in Reinstkultur. Die Rockveteranen wirbelten auf der Bühne der Stadtwerke Arena voller Intensität wie einst. Richie Faulkner und Andy Sneap entfachten im Publikum mit ihren Gitarrensoli Begeisterungsstürme. Die Songs von Judas Priest, oft mit diabolischen Titeln, sorgten für beste Laune reihum .So gehörten „Hell Patrol“, „Painkiller“, Between the Hammer and the Anvil“ oder „Breaking the law“ in ihr wuchtiges Repertoire. Quasi als Betthupferl für die Fans gab es in der Zugabe noch einen ihrer bekanntesten Hits, „Living after Midnight“. Die Musik der Band wurde begleitet von verschiedenen Szenen in einer gelungen Projektion auf der Leinwand, samt Blitz und Donner. Da gab es Einblendungen aus einem Stahlwerk, zu sehen waren auch rauchende Fabrikschlote, aber ebenso biblische Szenen. Etwa Kirchtürme und Opferkerzen, daneben eine aufreizende Tänzerin und begleitend dazu eine züngelnde Schlange. Eva ließ herzlich aus dem Paradies grüßen.

Viel Power von Accept

Absolut überzeigend war auch der Auftritt der Heavy-Metal-Band „Accept“. Die Jungs aus NRW wirbelten mit enormer Power ordentlich über die Bühne. Fetzige Gitarren-Riffs von Wolf Hoffmann, ein donnernder und herzhafter Schlagzeug-Sound des Drummers Christopher Williams sowie die voluminöse Stimme von Sänger Mark Tornillo ergaben ein stimmiges Gesamtkonzept bei ihrem Bühnen-Act. Bei einigen Songs erkannte der gestandene Rockfan im Publikum leichte Anleihen an AC/DC. Einer der bekanntest Hits von Accept, „Metal Heart“, garnierten sie wie in der Studio-Version mit Beethovens Klaviersonate „Für Elise“ – mit der originellen Gitarren-Variante von Wolf Hoffmann. Wunderbar intoniert auch die Songs „Princess oft the dawn“, „Balls to the Wall“ oder „The Reckoning“.

Papa Campbell und seine Bastard Sons heizen ein

Nicht zu vergessen die „Einheizer“ des Abends: „Phil Campbell and the Bastard Sons“. Die Waliser sind eine echte Familienbande. Vater Phil, ein Gitarrist bei „Motörhead“, war mit seinen nicht minder talentierten Söhnen Todd, Tyler und Dane auf die Bühne gekommen. Die musikalischen Gene des Papas waren nicht zu überhören. Nicht alleine, weil die Heavy-Metal-Band aus Wales mit „Going to Brazil“ und „Ace of Spades“ Titel von Motörhead interpretierten. Doch auch eigene Songs schallten durch die Arena, allesamt aus dem gleichen Stoff, die dem Genre entstammen: „We’re the Bastards, „Hammer and Dance“ oder „Set into Fire“. Phil Campbell und seine Buben überzeugten total mit kompromisslosem Rock, feinen Solo-Elementen und wunderbar abgerundetem Klangbild.

Großes Lob musste man in der Stadtwerke-Arena der Bühnentechnik zollen. Der Sound .war perfekt ausgesteuert, jedes Instrument war nuanciert zu hören. Und die Projektionen der Musiker und ihren Instrumenten auf zwei Bildschirmen links und rechts von der Bühne waren in einer bestechenden Qualität.

Barmherzge Schwestern lassen es krachen

Neben der Stadtwerke-Arena war beim Hessentag auch der Saal des Vilco-Gebäudes Spielstätte von Konzerten. So traten dort die „Sisters of Mercy“ ins Rampenlicht. Die „Barmherzigen Schwestern“ kamen mit Hard Rock und einer Lightshow der etwas anderen Art daher. Vernebeltes Bühnenlicht in verschiedenen Farben, die Musiker teilweise als Schatten wahrnehmbar. Was eine etwas mystische Atmosphäre kreierte. Auch die Sisters begeisterten ihre Anhängerschar mit schnörkellosem Sound. Allerdings war die Klangtechnik nicht ganz so optimal wie in der Stadtwerke-Arena ausgesteuert. Manchmal tat sich Sänger Andrew Eldritch schwer, sich gegen die harten Riffs der Gitarristen durchzusetzen. Dennoch war der Auftritt gelungen, präsentierten die Sisters of Mercy doch viele ihrer bekannten Songs. Bei ihrem wohl größten Hit, „Temple of Love“, vermissten die Fans allerdings eine Sängerin, die wie bei der Studio-Version in dem Stück mitsingt. Dennoch wurde die Band für den Song frenetisch bejubelt, ebenso  „Detonation Boulevard“ oder „This Corrosion“.

Saubere Arbeit lieferte auch die Vorgruppe ab. „Divine Shade“, die das Genre „Gothic Rock“ bedienen, war zwar manchen Besuchern nicht präsent, die Band erhielt dennoch für ihren engagierten Auftritt viel Applaus.

Im Vilco-Saal waren an anderen Tagen auch die deutsche Hard-Rock Band „Selig“ zu hören, die ihre Songs in deutscher Sprache gestalten. Auch die Hamburger verstanden es, mit kraftvollen Klängen für tolle Stimmung bei den Fans zu sorgen.

Die Sängerin Elif wiederum war mit ihrem einfühlsamen Liedgut bei ihrem Vilco-Auftritt so etwas wie ein Kontrapunkt zu dem Sound der Rockbands. Aber auch sie erhielt die großen Zuspruch vom Publikum für Lieder wie „Unter meiner Haut“, „Alaska“ oder „Alles Halal“ .Es herrschte im Saal eine familiäre Atmosphäre. Das Publikum zeigte sich engagiert und sang auch fleißig mit. Bekannt geworden ist Elif mit „Warum lügst Du mich an“ oder „Wenn ich sterbe“.