Letzte Aktualisierung: 25.04.2024
Rijeka: „Hafen der Vielfalt“
Unter diesem Motto startet die Europäische Kulturhauptstadt 2020 am ersten Februar-Wochenende ihr Programm
von Karin Willen
(27.01.2020) Das Leitmotiv streicht zwei markante Eigenschaften der Stadt heraus: den Hafen, um den sich das Stadtleben dreht und den multikulturellen Charakter, auf den viele Bewohner stolz sind. Denn Rijeka erhielt ihre Prägung nicht nur durch die KuK-Monarchie. Seit 1900 gehörte die Hafenstadt an der Kvarner Bucht zu sieben verschiedenen Staaten. Das hat überall interessante Spuren hinterlassen.
Wer vom 1707 Meter langen Hafendamm Molo Longo aus Rijekas Skyline betrachtet, sieht vor sich eine aufgeblätterte Chronik in Stein: vorne die Prunk-Paläste der Kuk-Epoche, weiter hinten der speerförmige Turm der Sankt-Romuald-Kirche aus der Zeit des Faschismus, es folgen sozialistische Plattenbauten und an den Hängen des Učka-Gebirges, die Nachwende-Einfamilienhäuser.
Kuk, Fischmarkt und Industrie
In Kroatiens drittgrößter Stadt haben sich sozialistische Plattenbauten, Jugendstilpaläste und Industriecharme wie ein Puzzle zu einem Stadtbild gefügt, in dem die Teile irgendwie doch passen. Auf dem Marktplatz dominieren architektonische Einflüsse aus der Zeit der KuK-Monarchie. Die ersten Pavillons stammen aus den 1880er Jahren, das Gebäude des beliebten Fischmarktes kam Anfang des 20. Jahrhunderts dazu. Dieser Bauch der Stadt mündet in den sogenannten Korso, der zentralen Flaniermeile, und ist auch vom Nationaltheater mit Deckengemälden der Gebrüder Klimt nicht weit entfernt. Auf dem Korso wiederum liegt der ockerfarbene Uhrturm, eines der Wahrzeichen der Stadt. Hier lässt sich nicht nur unter schweren Kronleuchtern Kaffee trinken, sondern auch gut in italienischen Ristoranti essen − und natürlich in Konobas,den typisch kroatischen Lokalen mit Pasta-Spezialitäten wie Šurlice oder Pljukanci.
Der Charme des rauen Gegensätzlichen
Die bewegte Vergangenheit an der Adria hat sich als ein Nebeneinander von reichem Kulturerbe, sozialistischer Hochhaus-Skyline, Hafenkränen, stillgelegten (vielfach historischen) Fabrikanlagen verewigt und wird belebt durch eine ungemein bunte Künstler- und Studentenszene. Längst wurde aus dem Industriehafen eine mediterrane Multikulti-Oase mit lebendigem Event-, Bar- und Clubleben, originellen Cafés, witzigen Shops und oft ungewöhnlichen Lokalen, von einstigen Bunkern mit heute lässiger Lounge-Atmosphäre und unterirdischen Party-Clubs.
Klimt-Ausstellung und mehr
Auch das Programm für dieses Jahr ist vielfältig. Es umfasst mehr als 600 Programmpunkte, darunter eine große Gustav-Klimt-Ausstellung, kulinarische Events oder der Auftritt der Band Compressorhead, die nur aus Robotern besteht. Highlight der Eröffnungszeremonie ist die Opera Industriale mit einem spektakulären und symbolistischen Mix aus Musik und Lichteffekten. Die mehr als 120 Interpreten werden Laien begleitet: von Eltern und Kindern mit Glocken. Und der traditionelle Karneval Rijekas, geschichtlich stark venezianisch geprägt, wird auf seiner diesjährigen Parade am 23. Februar durch Gastauftritte verschiedener europäischer Städte noch bunter.
Es ist der zuversichtlich kreative Blick der Stadt in ein Morgen voller Kultur, der entscheidend dazu beigetragen, dass Rijeka – neben der irischen Stadt Galway – den Titel „Kulturhauptstadt 2020“ zugesprochen bekam. Für Bürgermeister Vojko Obersnel zugleich auch der Auftrag, mit vielen bunten Ideen dieses Jahr nicht nur die lebendigste und unterhaltsamste Stadt Kroatiens, sondern ganz Europas zu sein.
Aus einem Dornröschenschlaf erwacht
Konzerte, Theater, Ausstellungen und viele Aktionen zum Mitmachen sollen rund 4 Millionen Menschen aus ganz Europa anlocken. Und das so nachhaltig wie möglich. So wurde etwa mit der alten Zuckerfabrik aus dem Jahr 1750 (Benčić-Komplex) ein lange leer stehendes Areal revitalisiert, das nun auch das neue Museum für Moderne und ein Kinderhaus beherbergt. So gesehen hat die Kulturhauptstadt 2020 die Adriastadt aus ihrem Dornröschenschlaf einer melancholischen Hafenstadt mit rostigen Industrieüberbleibseln erwacht.
Tipp: Kultur in Kombination mit den Badestränden der Region Kvarner
Schöne Strände sind von Rijeka nur einen Katzensprung entfernt. Mit der legendären Opatija-Riviera im Westen und den Stränden von Novi Vinodolski und Crikvenica gegen Südosten lässt sich Kultur perfekt mit Badeurlaub kombinieren. Nicht zu vergessen die traumhafte Inselwelt der Region Kvarner vor den Toren Rijekas, die – wie Cres, Rab und Losinj – mit Fähren gut erreichbar sind. Zur nahen Insel Krk, auf der sich auch der internationale Flughafen von Rijeka befindet, führt eine spektakuläre Meeresbrücke.
Infos zur Region Kvarner gibt es hier.
Das laufend aktualisierte Programm zur Kulturhauptstadt ist hier einzusehen.
Kostenloses deutschsprachiges KVARNER MAGAZIN 2020 mit vielen Tipps zu Rijeka, den Rivieren und zur Inselwelt kann gratis hier bestellt werden.
Übernachtungstipps: Hotels im angrenzenden beschaulichen Opatija direkt am Wasser:
Hotel Miramar mit alter KuK-Atmosphäre