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Letzte Aktualisierung: 31.03.2023

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Randbemerkung: Stahlhelm und Schmetterling

von Ingeborg Fischer

(17.03.2023) Vor 94 Jahren ist das Buch „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque erschienen. Es erzählt von dem grausamen Geschehen im ersten Weltkrieg an der Westfront aus der Sicht des 20-jährigen Frontsoldaten Paul Bäumer.

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Wütend hat der damalige Gauleiter und spätere Propagandaminister der NSDAP – Josef Goebbels – getönt: „In 2 Jahren spricht niemand mehr über dieses Buch!“ Er irrte sich!

Das Buch wurde ein Renner. Dreimal ist der Stoff verfilmt worden. Jetzt hat die deutsche Produktion 4 Oscars erhalten – eine Sensation! Ich habe diesen Film noch nicht gesehen, aber den aus dem Jahre 1979, und ich bin auf die neue Umsetzung gespannt.  

Als ich 16 Jahre alt war, hat mir mein Vater das Buch geschenkt. Es hat mich in meinen politischen Einstellungen entscheidend mitgeprägt. Am Ende des Buches setzt sich ein Schmetterling zwischen einer Feuerpause an den Rand des Schützengrabens, in dem Paul Bäumer liegt. Alle seine Kameraden sind schon tot. Er hebt den Kopf, will nach dem Schmetterling greifen und wird erschossen, an einem Tag, der so still war, dass der Heeresbericht sich auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu vermelden. Ein erschütternder Schluss!

Über 9 Millionen Soldaten hat der 1. Weltkrieg einst das Leben gekostet.

Aber die Menschheit ist nicht klüger geworden. Nur 21 Jahre später hat Hitler-Deutschland den 2. Weltkrieg angezettelt, bei dem über 60 Millionen Menschen Opfer wurden. Dann Korea-Krieg, Vietnam-Krieg, Balkan-Krieg, Irak-Krieg, Ukraine-Krieg ...

Die Schmetterlinge fliegen immer noch über Stahlhelme und Tote hinweg.

So verletzlich wie die Flügel der Schmetterlinge ist auch die Seele des Menschen.