Randbemerkung: Sirenen

von Ingeborg Fischer

Am Donnerstag war „Warntag“ in ganz Deutschland. In einer gemeinsamen Aktion von Bund, Ländern und Kommunen wurden Warnkanäle erprobt, mit denen über akute Gefahren informiert werden soll. Eine vernünftige Aktion, das gebe ich zu. Auch ist alles moderner geworden, nicht nur über Radio und Fernsehen wird alarmiert, sondern auch an Smartphones gehen die Warnungen. Und die haben aufgeregt gepiept. Displays in der Stadt gaben auch Warnmeldungen bekannt. Nach 45 Minuten war der Spuk dann vorbei.

Aber der an- und abschwellende Heulton der Sirenen hat Erinnerungen hochgespült, die wohl tief in mir gespeichert sein müssen, oder durch Erzählungen meiner Mutter in mir verankert sind. Ich war ja noch ein sehr kleines Kind, als vor den  Bombenangriffen über deutsche Städte mit den Sirenen gewarnt wurde. Da galt: „Rette sich, wer kann!“ Die Menschen flüchteten in Bunker oder in die Keller ihres Wohnhauses. Meine Mutter stand immer vor der Entscheidung, welches Kind sie zuerst in Sicherheit bringen sollte, meinen 2 Jahre älteren Bruder oder mich. Niemand in dem 8-Parteienhaus half ihr, uns Kinder und das Notwendigste die Treppen herunterzutragen, bis sie sich dann hat evakuieren lassen nach Oberhessen. Als Hanau brannte - daran meine ich mich zu erinnern - standen wir bei Alsfeld auf einer kleinen Anhöhe, und im Süden war der Himmel feuerrot.

Uff, ich weiß, wie wichtig dieser Warntag ist. Aber ich bin froh, dass die 45 Minuten vorüber sind, die Sirenen jetzt hoffentlich bis zum nächsten Jahr schweigen und nicht tatsächlich bei uns hier eingesetzt werden müssen. In anderen Teilen der Welt schweigen sie nicht, dort fallen weiterhin Bomben auf Städte, Menschen sterben, Trümmer bleiben zurück.

In der griechischen Mythologie sind Sirenen übrigens ein meist weibliches, bösartiges Fabelwesen, das durch seinen betörenden Gesang die vorbeifahrenden Schiffer anlockt, um sie zu töten. Nun, betörend waren die Töne der Sirenen am Warntag nicht, sondern schrill, heulend und beängstigend.