Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

Werbung
Werbung

Randbemerkung: „Es gibt keine Maikäfer mehr!“

von Ingeborg Fischer

(13.05.2022) Schornsteinfeger, Müller oder Bäcker und Kaiser, so haben wir als Kinder die Maikäfer eingeordnet, und jeder wusste genau, wie man sie auseinanderhalten kann. In Schuhkartons mit eingebohrten Löchern haben wir sie gesammelt, den Arm hochkrabbeln lassen, mit Buchenblättern gefüttert, aber dann durften sie auch wegfliegen.

Foto:
***

Denn aus Erfahrung wussten wir, dass ein Maikäfer nicht lange lebt, höchstens sechs bis sieben Wochen. Die Weibchen legen nach dem Hochzeitsflug ihre Eier in die lockere Erde. Dann sterben sie, und die Männchen schon gleich nach der Begattung. Wenn die Larven, Engerlinge genannt, nach der Eiablage geschlüpft sind, verbringen sie vier bis fünf Jahre unterirdisch, bis der Käfer voll entwickelt ist und aus dem Boden kommt.

Es gab „Maikäferjahre“, und  auch Jahre, in denen es kaum welche gab. Gefunden haben wir aber immer ein paar, und wenn sie im Mai summend und  brummend gegen Abend durch die Luft flogen, war die Freude groß.

Mit Begeisterung habe ich „Peterchens Mondfahrt“ gelesen, in der sich  ein  Maikäfer Namens Herr Sumsemann mit den Geschwistern Peterchen und Anneliese auf eine gefahrvolle Reise begibt, um das verlorene sechste Bein von Herrn Sumsemann wiederzufinden. Und auch der 5. Streich von Max und Moritz, bei dem die frechen Buben dem Onkel Fritz „kritze-kratze“ Maikäfer unter die Matratze stecken, hat mir besonders gut gefallen.

Doch die Krabbler sind selten geworden. Reinhard Mey hatte Recht mit seinem Lied „Es gibt keine Maikäfer mehr“. Meine Enkelkinder haben in ihrer Kindheit – so weit ich mich erinnere – nur einmal einen gefunden.

Nachdem sie in den 50-er Jahren fast ausgerottet worden sind, soll nun 2022 wieder ein Maikäferjahr werden. Ich bin voller Hoffnung! Aber schon rüstet man sich erneut, um die braunen Gesellen mit dem schwarz-weißen Zickzackmuster mit Pestiziden zu vernichten, weil sie als Schädlinge gelten. Der BUND Pfungstadt hat jedoch zum Schutz der Sumsemänner Unterschriftlisten ausgelegt, und auch der NABU verteidigt die Brummer.

In diesem Sinne: Willkommen ihr Schornsteinfeger, Müller, Bäcker und Kaiser! Und in der Hoffnung, dass das Kinderlied

Maikäfer flieg
Dein Vater ist im Krieg,
Deine Mutter ist in Pommerland
Pommerland ist abgebrannt …

nicht Wahrheit wird, habe ich Einiges für Sie über die braunen Brummer erzählt. Aber die Gefahr ist groß!