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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Randbemerkung: „De Bersch“ weint

von Ingeborg Fischer

(27.01.2023) Es war eine ungewöhnliche Trauerfeier im Stadion auf dem Bieberer Berg in Offenbach. Sie war würdig, ruhig, ohne Pathos, augenzwinkernd, rührend. Die Kickers-Fans und die Stadt Offenbach verabschiedeten sich von Hermann Nuber, dem „eisernen Hermann“, der im Alter von 87 Jahren verstorben ist. (+ 12.12.2022)

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Unter dem Motto „Hermann Nuber hat Vereinsgeschichte geschrieben und wird immer ein Teil unseres Vereins bleiben“ war eingeladen worden und viele, viele kamen. 

Rudi Völler, einst von Nuber entdeckt und gefördert, erinnerte sich in einem zu Herzen gehenden Nachruf an seine Zeit mit ihm. Oberbürgermeister Schwenke, der Nuber nicht mehr aktiv gesehen hat, aber die Kickers-Ikone bei jedem Heimspiel (zuletzt saß Nuber im Rollstuhl) begrüßen konnte, beendete seine Gedenkrede mit den Worten „Du fehlst Offenbach und den Kickers“, und Pfarrer i.R. Matthias Loesch, Fan und Freund, traf mit seinen Worten ins Herz der 1.500 Menschen im Stadion.

Auch beim ewigen Rivalen von „drbbdebach“, der Frankfurter Eintracht, mit dem sich Nuber und die Kickers einst viele große Duelle geliefert hatten, ist der Respekt groß. Charly Körbel und Peter Fischer, der Präsident der Eintracht, waren unter den Trauergästen und natürlich die gesamte Mannschaft des jetzigen Viertligisten Kickers.

„Isch hab gespielt von 1946 bis 1969 aktiv, vom Schüler bis zu de erst Mannschaft. Isch hab nur in aam Verein gespielt, de Kickers Offebach!“ das hat der eiserne Hermann oft gesagt. Er war stets der Anführer seiner Elf, egal auf welcher Position er spielte. Er begann seine Karriere als torgefährlicher Halbstürmer und beendete sie als kopfballstarker Abwehrorganisator. Und es war für ihn selbstverständlich,  dass er nach seiner aktiven Laufbahn Jugendtrainer wurde und so bedeutende Fußballer wie Völler, Uwe Bein oder Dieter Müller gefördert und geformt hat.

Nachdem der DFB dem OFC nach Gründung der Bundesliga trotz bester Leistungen verweigert hatte, in der höchsten Klasse mitzuspielen und die Kickers dann 1968 doch aufstiegen, überklebten Fans die Straßenschilder der Bieberer Straße in Offenbach mit „Hermann-Nuber-Allee“. Vor dem Stadion steht eine Nuber-Büste und 2022 wurde eine Tribüne offiziell in “Hermann-Nuber-Tribüne“ umbenannt. 

Nuber war während seiner aktiven Zeit immer auch als Metzgermeister in seiner eigenen Metzgerei in der Feldstraße tätig. Legendär die Treffs an seinem Geburtstag am 10. Oktober in seiner „Worschtküch“ bei heißer „Flaaschworscht unn Weck“, wo sich viele Fußball-Größen einfanden. Immer dabei war Rudi Völler.

Bis zu seinem Tod hat dem Kickers-Idol die Niederlage 1959 im Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft in Berlin gegen den großen Rivalen Eintracht Frankfurt weh getan. Denn man spielte auf Augenhöhe, und erst ein umstrittener Elfmeter in der Verlängerung brachte die Entscheidung. Trotzdem pflegte der „Offebacher Bub“ beste Beziehungen zu den Riederwaldern, besonders zu Jürgen Grabowski und Charly Körbel. Er war eben ein sehr besonderer, herzlicher Mensch.

Adschee, machs gut Hermann, mir vergesse Dich net!