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Letzte Aktualisierung: 18.03.2025

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Prometheus nach Franz Kafka im Naxos-Produktionshaus

Eine choreografische Arbeit von Dorfproduct

von Ilse Romahn

(17.02.2025) Wer es wagt, den Göttern den Himmel streitig zu machen, wird mit einem Leben auf Erden bestraft. Diese Logik von Kampf und Bestrafung zieht sich unaufhörlich durch die Menschheitsgeschichte. Egal, wie weit wir zurückschauen, scheint es, als habe sich unser Dasein aus diesen Polen entwickelt – und im Umkehrschluss haben wir diese Logik auf alle anderen Lebewesen und Wesen übertragen. Prometheus, der zur Strafe ewig an den kaukasischen Felsen gekettet ist, ist längst mehr als nur eine Figur: Er ist ein Sinnbild für den existenziellen Kampf ums Dasein.

Prometheus nach Franz Kafka
Foto: Dorfproduct
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Er schenkte uns das Feuer und damit die Fähigkeit zur Technologie, dank der wir lange Zeit zu gewinnen schienen – in der vermeintlichen Hoffnung, den Himmel auf Erden zu erreichen. Doch sind wir dadurch wirklich weitergekommen? Jede Niederlage wurde zum Beginn eines neuen Aufbegehrens. Doch ist nicht auch eine Existenz denkbar, die kein Überlebenskampf ist?

In ihrer neuesten Produktion „Prometheus nach Franz Kafka“ untersucht die Compagnie Dorfproduct diese Fragen ausgehend von Kafkas Darstellung des mythischen Helden. Inspiriert von der Kampfkunst des brasilianischen Jiu-Jitsu werden Würge- und Haltegriffe aus der Logik des Gefechts gelöst und eine Form des Niederlegens erprobt, die nicht als Aufgabe verstanden wird. Stattdessen entsteht eine Choreografie, die auf den Widerstand gegen das Irdische verzichtet und nach einer Verbindung zum Boden sucht. Dabei nimmt die Inszenierung ihren Ausgangspunkt in Kafkas Satz: „[...] drückte sich Prometheus im Schmerz vor den zuhackenden Schnäbeln immer tiefer in den Felsen, bis er mit ihm eins wurde.“

Dorfproduct ist ein offenes Kollektiv, das 2012 von Simon Möllendorf und Caroline Rohmer gegründet wurde und heute unter der Leitung von Simon Möllendorf und Björn Fischer arbeitet. Die Compagnie entwickelt choreografische und installative Performances, die jenseits der Grenzen der Sprache nach neuen Formen des Daseins suchen. Ihre künstlerische Praxis versteht sie als fortwährende Erforschung einer zeitgemäßen ethischen Haltung, in der das Zusammensein, die Nähe und das Miteinander immer wieder neu verhandelt werden. In der Frankfurter Naxoshalle hat Dorfproduct einen festen Raum gefunden, der ihr ermöglicht, langfristig und frei von institutionellen Produktionszwängen an wiederkehrenden Themen und Formen zu arbeiten. Diese Verortung gibt der Compagnie die Freiheit, kontinuierlich an ihrer zentralen Fragestellung zu forschen: Wie können wir uns von herkömmlichen Machtverhältnissen zwischen Individuum und Gesellschaft, Mensch und Natur oder Technik und Natur lösen, ohne diese vollständig aufzulösen?

Für „Prometheus nach Franz Kafka“ arbeiten die Performer Camilla Fiumara, Muawia Harb, Johanne Schroeder und Santiago Mariño zusammen, um diese Fragen in einer künstlerischen Choreografie erfahrbar zu machen. Dabei wird die Fesselung des Prometheus an den Felsen zur Frage nach unserer Verwurzelung mit der Erde.

Besetzung
Performance:  Camilla Fiumara, Muawia Harb, Johanne Schroeder, Santiago Mariño
Chorografie:   Simon Möllendorf
Dramaturgie:  Björn Fischer
Musik:            Richard Millig, Björn Fischer
Idee:             Simon Möllendorf, Björn Fischer

Aufführungstermine:
Freitag,  21. Februar, Samstag, 22. Februar, Samstag, 1. März, Sonntag, 2. März, jeweils 20:00 Uhr

Tickets:  Solidarischer Eintrittspreis: Zahl, was du kannst. Reservierung unter: https://studionaxos.de/de/produktionen/prometheus-nach-franz-kafka

Eine Tanzperformance von Dorfproduct, in Koproduktion mit dem Produktionshaus NAXOS. Gefördert von: Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, Naspa Stiftung.

Produktionshaus NAXOS, Waldschmidtstraße 29, Frankfurt   www.produktionshausnaxos.de