Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

Werbung
Werbung

Programmvorschau vom The English Theatre Frankfurt

von Caroline Winter

(16.06.2021) Devious, Deadly and Slightly Offensive. The English Theatre Frankfurt eröffnet Spielzeit 2021/2022

Season 21
Foto: The English Theatre Frankfurt
***

We’ll be back! war das Motto vom The English Theatre Frankfurt am Anfang der Corona-Krise. Mit einem Sommerjugendprogramm war das Theater wenige Monate später zurück - im Herbst 2020 dann mit „Switzerland“, dem Highsmith-Thriller, der allerdings die einzige Produktion der letzten Spielzeit vor Publikum werden sollte. Erneuter Lockdown, Einreisebeschränkungen, neue Virusvarianten und Risikogebiete blockieren die Kultur, insbesondere die internationale Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Mit Castings und Proben in London (und den USA) war es für das English Theatre ein längerer Weg aus der Pandemie. Um so größer ist die Freude auf Back to Live!

Back to Live: Teuflischer Spaß in Jubiläumsqualität
Das ETF plant eine "normale" Spielzeit für 2021/2022 – nur größer. Wie im Jubiläumsjahr wird es eine Produktion mehr geben; fürs Abonnentenpublikum inklusive, denn die Rückkehr zum Live-Entertainment ist Grund genug zu feiern. Mit viel Spannung eröffnet die Bühnenfassung von Paula
Hawkins Bestseller „The Girl on the Train“ (Uraufführung 2019) die Saison. Frisch geschieden träumt sich die depressive Alkoholikerin Rachel auf ihren täglichen Zugfahrten in das Leben eines vermeintlich perfekten Paares. Doch der Schein hält der Realität nicht immer stand, wie sie aus dem Zugfenster heraus beobachtet. Regisseurin Psyche Stott, dem Frankfurter Publikum aus demÖkothriller „The Children“ (2019) bekannt, inszeniert diese Deutschlandpremiere für das ETF.

Zum Winter wird es lustig und schräg mit Mel Brooks Comedy-Horror-Musical „Young Frankenstein“ (Uraufführung Broadway 2007). Frankenstein-Enkel Friedrich kämpft mit dem Erbe seines berühmten Großvaters und ohne es zu wollen, scheint er dessen Fußstapfen mehr als auszufüllen. Mit „Young Frankenstein“ in der Regie von Derek Anderson (u.a. „Hand to God“, „The Lion in Winter“ beide 2018 und „Sweeney Todd“ 2019) steht eine der größten Mythen der Weltliteratur auf der Bühne des ETFs und parodiert zugleich das gesamte Musical- und Horrorgenre.

In einem dritten Anlauf, in doppelter Regie von erst Psyche Stott und dann Derek Anderson, schließt sich das fix und fertig geprobte „Secret Life of Humans“ (Uraufführung 2017) ans Musical an. David Byrnes Stück ist zugleich Anekdote eines One-Night-Stands, Lebensgeschichte von Jacob Bronowski (TV-Evolutionsreihe „The Ascent of Man“, 1973) und behandelt nicht weniger als die Historie der Menschheit. Inspiriert von Bestsellerautor Yuval Noah Harari („Sapiens. A Brief History of Humankind“, 2011) erörtert "Secret Life of Humans" die große Frage, was den Menschen zu den komplizierten Wesen macht, die wir sind.

In bewährter Koproduktion mit der Ensemble Theatre Company of Santa Barbara (Kalifornien, USA), präsentiert das English Theatre "American Son". Ursprünglich angesetzt für April 2020, wäre diese Produktion über eine Mutter, die sich den rassistischen Spannungen in den heutigen Vereinigten Staaten von Amerika stellen muss, genau in die erstarkende Black Lives Matter Bewegung gefallen. Trauriger Weise hat dieses Stück auch ein Jahr später an Relevanz kaum verloren.

In der schwarzen Komödie „The Totalitarians“ (Peter Sinn Nachtrieb) versucht Wahlkampagnenschreiberin Francine ihre Karriere zu retten, indem sie der plakativen, politisch inkorrekten Penny Easter zum Wahlsieg verhilft. Diese Karikatur über den Wahnsinn der politischen Bühne reicht weit über Nebraska hinaus und verspricht sommerleichten, bitterbösen Spaß. Das Education Department des English Theatre Frankfurts präsentiert „Malala. A Girl with a
Book“ über die wohl jüngste Menschenrechtsaktivistin, 2014 ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis. Auf dem Weg zur Schule wurde die 15-jährige Malala Yousafzai Opfer der Taliban. Als Kämpferin für das Recht auf Bildung und Autorin eines kritischen Blogs über das Taliban-Regime für die BBC, sollte sie mit einem gezielten Kopfschuss hingerichtet werden. In „A Girl with a Book“ konfrontiert der preisgekrönte britische Autor Nick Wood seine eigenen Vorurteile als "weißer Mann mittleren Alters und aus der Mittelschicht". Kann er das Leben eines pakistanischen Mädchens überhaupt begreifen? Hat er ein Recht auf eine Meinung zum Islam? Aus seiner Perspektive führt er durch Malala Yousafzais Leben, ein Leben, welches zeigt, dass das mutige Handeln eines einzelnen Menschen sehr wohl entscheidend dafür sein kann, wie wir die Welt sehen.

The English Theatre Frankfurt, Gallusanlage 7, Frankfurt am Main   www.english-theatre.de