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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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Post- und Long-COVID-Patienten gesucht

Befragung zu Auswirkungen auf Wohlbefinden und Alltag

von Maike Kristin Lempka

(29.09.2022) Auch wenn die eigentliche Corona-Infektion überstanden scheint kämpfen viele Menschen noch lange mit anhaltender Erschöpfung und anderen Symptomen. Laut Techniker Krankenkasse sind Personen mit Langzeitfolgen nach einer COVID-Infektion im Durchschnitt etwa 100 Tage arbeitsunfähig. Die Jacobs University Bremen führt derzeit ein Online-Studie durch, um die Auswirkungen von Long COVID auf die Arbeitsfähigkeit und die soziale Teilhabe besser zu verstehen. Betroffene aus ganz Deutschland sind zur Teilnahme aufgerufen.

Im Rahmen des Forschungsprojekts „ASAP“ (Assistierter, Sofortiger, Augmentierter Post-/ Long-COVID Plan), untersucht ein Projektteam der Jacobs University die Auswirkungen von Long COVID auf den Alltag von Betroffenen. Insbesondere die Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit und die soziale Teilhabe sind bisher noch nicht umfangreich untersucht. Das Projekt ist Teil der Förderinitiative „Post-COVID-Syndrom“ des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, in dessen Rahmen schon über 100 Menschen geholfen werden konnte. Daher sucht die Jacobs University Bremen nun Menschen mit Long COVID für die Teilnahme an ihrer Studie.

Interessierte Personen sollten bereit sein, im Abstand von vier bis acht Wochen insgesamt bis zu drei Fragebögen zu ihren Symptomen, ihrer Arbeitsfähigkeit, ihrem Gesundheitsverhalten und ihrer Teilhabe auszufüllen. Im ersten Fragebogen werden in etwa fünf Minuten Symptome und bisherige Behandlungen abgefragt. Vier bis acht Wochen später folgen zwei längere Fragebögen, deren Bearbeitung etwa 15 bis 20 Minuten in Anspruch nimmt. „Seine Sorgen und Belastungen zu teilen kann schon entlastend wirken, aber auch das Reflektieren von Maßnahmen oder Verhaltensweisen wurde von bisherigen Teilnehmenden als nützlich bewertet.“, stellt Projektleiterin, Professor Sonia Lippke fest. Voraussetzungen für die Teilnahme an dem Forschungsprojekt sind unter anderem ein Internetzugang, ausreichend Deutschkenntnisse und die Fähigkeit, selbst am Computer lesen und schreiben zu können.

Was genau ist eigentlich Long COVID?

Wenn die Symptome einer SARS-COV-2 Virus Infektion nach vier Wochen nicht verschwinden oder sich neue Symptome entwickeln, spricht man von Long-COVID. Sind die Symptome nach zwölf Wochen noch vorhanden, werden sie als Post-COVID bezeichnet. Die Symptome können sehr unterschiedlich ausfallen, zu den häufigsten Symptomen zählen aber Müdigkeit und Erschöpfung, Atemschwierigkeiten, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen sowie Muskelschmerzen. Aber auch Hautausschläge, Verdauungsstörungen oder Haarausfall können durch Post-/Long-COVID verursacht werden. „Vielen Betroffenen ist es aufgrund der Symptome unmöglich, ihren bisherigen Tätigkeiten im Berufs- und Privatleben wie gewohnt nachzukommen.“, sagt Christina Derksen, eine der Projektmanagerinnen im ASAP-Projekt.

Was bedeutet das für Betroffene?

Allein die vielfältigen Symptome machen deutlich, wie schwierig der Umgang mit Long COVID ist und wie massiv die Auswirkungen auf den Alltag sein können. Hinzu kommt, dass Post-/Long-COVID eine neue Erkrankung ist, die bisher nur unzureichend erforscht werden konnte. So stehen auch Behandelnde vor neuen Herausforderungen und Berichte in den Medien sind häufig verwirrend oder sogar fehlleitend. Bisherige Beobachtungen aus dem Projekt zeigen laut Lippke: „Das Gefühl, nicht verstanden zu werden, belastet und verunsichert viele Patientinnen und Patienten. In der Folge treten Angst und Depression auf, die die Bewältigung des Alltags zusätzlich erschweren.“

Link zum ersten Fragebogen:
https://www.unipark.de/uc/COVIDUmfrage/

Über die Arbeitsgruppe Gesundheitspsychologie an der Jacobs University Bremen

Die Arbeitsgruppe Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin unter der Leitung von Prof. Dr. Sonia Lippke befasst sich mit Themen der Gesundheitsprävention und -förderung für alle Bevölkerungsgruppen. In diesem Zusammenhang werden auch Themen wie Einsamkeit, Kommunikation und mentale Gesundheit erforscht.
Die Jacobs University Bremen wurde 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet. Seit dem erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studenten stammen aus mehr als 110 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.
Für weitere Informationen zur Arbeitsgruppe: http://slippke.user.jacobs-university.de - idw.-