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Letzte Aktualisierung: 02.06.2023

Pop-up-Installation: 75 Jahre bundesdeutscher Diskurs über Erinnerung in der Paulskirche

von Ilse Romahn

(17.05.2023) Von Mittwoch, 17., bis Sonntag, 21. Mai, präsentiert das Jüdische Museum Frankfurt während des Paulskirchen-Jubiläums auf dem Bertha-Pappenheim-Platz die Sound- und Gesprächsinstallation „Reden Bewegen“. Diese widmet sich der bundesdeutschen Erinnerungskultur, die in der Paulskirche geprägt, weiterentwickelt und in Konflikten ausgehandelt wurde.

Die Installation besteht aus 13 Klang- und Sitzkörpern und einer runden Bühne. Sie lädt dazu ein, sich mit ausgewählten Reden und Debatten zu vier Themenfeldern zu beschäftigen.

Exil, Ruine und Wiederaufbau: zur Symbolik der Architektur und den ersten Versammlungen in der Paulskirche Darstellungen und Reflexionen von Auschwitz, nationalkonservative Geschichtspolitik mit Rückbezug auf die Nationalversammlung von 1848
Pluralisierung der Erinnerung.

„Reden Bewegen“ thematisiert die Paulskirche als einen Ort, in dem um das demokratische Selbstverständnis und eine angemessene Perspektive auf die deutsche Geschichte gerungen wird. Zu den ausgewählten Reden gehören unter anderem die von Thomas Mann anlässlich der Verleihung des Goethe Preises (1949) oder von Josephine Baker (1975) anlässlich der Vorstellung ihres Buchs „Die Regenbogenkinder“. Zu hören sind auch Martin Walser mit seiner umstrittenen Friedenpreisrede (1998) sowie die Erwiderung von Ignatz Bubis am 9. November desselben Jahres sowie Saul Friedländer, dessen Friedenpreisrede (2007) in weiten Teilen aus Briefen bestand, die seine Familienangehörigen und Freunde nach ihrer Vertreibung 1939 bis zu ihrem Tod in den Vernichtungslagern geschrieben haben.
 
Die Gesprächsinstallation wurde vom Künstlerkollektiv YRD.Works entworfen und gestaltet. Für die inhaltliche Konzeption zeichnen die Direktorin des Jüdischen Museums, Prof. Mirjam Wenzel und Felix Trautmann, Philosoph am Institut für Sozialforschung, verantwortlich.
 
Die Gestaltung der Pop-up-Installation lädt Jugendliche und junge Erwachsene zur Partizipation und Diskussion ein. Um diese anzuregen, finden zahlreiche Veranstaltungen statt.
 
Während der Jubiläumswoche sind dies folgende:
Mittwoch, 17. Mai, 18 Uhr
Eröffnung durch Prof. Mirjam Wenzel, Grußwort von Marc Grünbaum, Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Einführung von Felix Trautmann, Artist Talk mit dem Künstlerkollektiv YRD.Works. Moderation: Sara Soussan, Kuratorin am Jüdischen Museum Frankfurt.
 
19 Uhr: „Der Wiederaufbau der Paulskirche und die diskursbildende Rolle von Schriftstellern“. Podiumsgespräch mit Prof. Stephan Trüby, Architekturtheoretiker an der Universität Stuttgart, Philipp Sturm, Kurator und Autor, und Prof. Susanne Komfort-Hein, Literaturwissenschaftlerin an der Goethe-Universität. Moderation: Felix Trautman. Anschließend findet der Ausklang mit Snacks und Drinks des Life Deli statt.
 
Donnerstag, 18. Mai, 18 Uhr: „Die Neue Rechte und die Paulskirche“
Vortrag von Historiker Volker Weiß im Gespräch mit Hanning Voigts, Redakteur der Frankfurter Rundschau.
 
Sonntag, 21. Mai, 18 Uhr: „Zur Darstellung und Reflexion von Auschwitz in der Paulskirche“
Podiumsgespräch mit Katharina Stengel, Historikerin am Fritz Bauer Institutm, und Autorin Katharina Hacker, Moderation: Prof. Mirjam Wenzel.
 
Die Pop-up-Installation wird nach dem Paulskirchenjubiläum an mehreren Orten im öffentlichen Raum präsentiert: von Donnerstag, 8., bis Sonntag, 11. Juni, auf dem Paulsplatz, von Donnerstag, 15., bis Sonntag, 18. Juni, am Offenen Haus der Kulturen, Campus Bockenheim, sowie von Montag, 19., bis Sonntag, 25. Juni, erneut auf dem Bertha-Pappenheim-Platz des Jüdischen Museums. Dazu finden jeweils begleitende Veranstaltungen vor Ort statt.  Detaillierte Informationen gibt es auch unter Reden bewegen: Erinnerungskultur in der Paulskirche - Jüdisches Museum Frankfurt. (ffm)