Pop, Funk und Anti-Helden
Die Schirn präsentiert eigenwillige Malerei von Peter Saul
Er hat nie wirklich zu einer Gruppe oder Bewegung gehört, er malt seit 50 Jahren auf seine Weise gegen die wechselnden künstlerischen Moden an. Der US- Amerikaner Peter Saul, 1934 in San Francisco geboren, verletzt ganz bewusst den „guten amerikanischen Geschmack“, ja fast zornig zeigt sich seine Malerei, wenn er die Schattenseiten des American Dream darstellt. Oder wie Dr. Philipp Demandt, der Direktor der Schirn Kunsthalle, sagt: „Peter Saul hat sich immer wieder mit der US_amerikanischen Wirklichkeit auseinendergesetzt – und ist es bis heute nicht müde gewprden. Seinen Malstil können wir durchaus als Propaganda für das Gute bezeichnen. Seine Bildererzählungen fordern uns heraus: grelle, bunte Farben, wüste Formen gepaart mit stilistischer Organinalität und immer mit dem Hang zur Übertreibung“. Die Schirn stellt bis zum 3. September 60 Arbeiten dieses bislang wenig beachteten Künstlers aus .
Ins Zentrum seiner früheren Werkgruppe der Ice-Box-Paintings stellt Saul den Kühlschrank als Symbol für Wohlstand und Wirtschaftswachstum. Er ist die Antithese zur biedermeierlichen Nachkriegszeit. Man braucht keine Vorratswirtschaft mehr. „Es brandet stattdessen eine Kakaphonie von Waren, Marken und wüst hingepinselten Formen“, so die Kuratorin Dr. Weinhart. So träumt in einem Bild eine kleine grüne Figur vor der geöffneten Kühlschranktür mit ihren Verheißungen von einem anderen Versprechen der Werbung, vom Fliegen: Nichts wie weg.….?
Als Protagonisten für seine bildlichen Erzählungen wählt der Maler häufig populäre Helden der Comic-Strip, wie etwa Superman, Superdog, Mickey Mouse oder Donald Duck, Figuren die jeder kennt. Sie sind der kleinste gemeinsame Nenner der amerikanischen Massenkultur. Donald Duck als anarchischer Tollpatsch – so die Kuratorin – steht ebenso für den Durchschnittsamerikaner wie die moralisch gefestigte Mickey Mouse. Saul macht sie zu den Helden seiner Geschichten. „Wir erleben Supermann, den tadellosen Verteidiger von Wahrheit und Gerechtigkeit, nur in seinen dunklen Momenten der Niederlage“.
In der Mitte der 1960iger Jahre beginnt Saul, seine Kunst vermehrt mit politischen Botschaften zu verknüpfen. Als einer der ersten Maler wendet er sich 1965 mit seinen Vietnam-Bildern einem der dunkelsten Kapitel der amerkinischen Geschichte zu. Er drückt seinen Zorn über die vom US-Militär in Vietnam begangenen Gräueltaten wie Folter und sexualisierte Gewalt in seinen Bildern aus. Auch Rassenkonflikte und die gesellschaftliche Spaltung durch Armut und Reichtum gehören zu seinen Bild-Sujets. Streitbar verfoltgt er seine Vision eines sozialkritischen Pop bis heute. Was er wohl zu Donanld Trump gemalt hätte? Man kann es nur ahnen.
Es gibt zu seiner Ausstellung auch einen Farbbild-Katalog und eine Reihe von Rahmenveranstaltungen und Führungen. Näheres unter www. schirn.de