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Paradies für Besucher und Insekten

Die Steppenwiese im Palmengarten steht in voller Blüte

Vom Mittelmeer zu den Steilhängen des Rheintals, nach Asien und weiter nach Nordamerika kommt man ohne großen Aufwand und ohne große Ausgaben – bei einem Spaziergang durch die Steppenwiese im Palmengarten. Zurzeit steht sie in voller Blüte.

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Steppenwiese im Palmengarten
Foto: Stadt Frankfurt / Palmengarten

Vor 30 Jahren anlässlich der Bundesgartenschau 1989 auf der Fläche der ehemaligen Tennisplätze angelegt, wiegen sich auf der Steppenwiese heute Lavendel und Lauch, Rosmarin und Roter Sonnenhut, Flockenblume und Schafgarbe im Sommerwind. „Die Bepflanzung soll unseren Besuchern Anregungen geben, mit welchen trockenheitsliebenden Gewächsen sie ihre Gärten gestalten können“, sagt Hilke Steinecke, Kustodin des Palmengartens.

Steppen sind natürliche Grasländer ohne Baumbestand, die überall dort vorkommen, wo es im Sommer trocken, heiß und sonnig und im Winter stellenweise sehr kalt ist: in mediterranen und mitteleuropäischen Trockengebieten, im gemäßigten Teil Asiens und im Zentrum Nordamerikas. Typisch für Steppen sind niedrige Sträucher wie Lavendel, Thymian und Salbei, Iris, Schafgarbe, Küchenschelle, Storchenschnabel, Tulpen und Lauchgewächse. In der nordamerikanischen Steppe, der Prärie, wachsen Gräser, Astern und Roter Sonnenhut, außerdem Kakteen und Agaven. „Die Prärie hat humusreichere, tiefgründige Böden“, erklärt Steinecke. „Ihre Hochblüte beginnt später als die ihrer eurasischen Verwandten, die Pflanzen blühen bis in den Oktober hinein.“

Die Pflanzen der Steppe und der Prärie haben verschiedene Strategien, der Trockenheit zu trotzen. „Sie speichern Feuchtigkeit in Zwiebeln und Knollen oder gelangen über tiefreichende Wurzelsysteme an Wasser. Andere wie der Wollige Ziest haben kleinflächige, zusammengerollte oder stark behaarte Blattspreiten, was den Wasserverbrauch reduziert“, erklärt Steinecke. Auch ätherische Öle dienten dazu, Wasser zu sparen: „Scheiden Lavendel, Rosmarin oder Thymian die ätherischen Öle aus, bildet sich eine Art Glocke um sie herum – damit schützen sich die Pflanzen vor übermäßiger Transpiration und auch vor Fressfeinden.“

Hummeln, Wild- und Honigbienen sowie Falter sind dagegen gern gesehene Gäste auf der Steppenwiese. Besucher, die durch sie hindurchspazieren, können unzählige nützliche Insekten bei deren Suche nach Nektar beobachten. Und sind ausdrücklich dazu eingeladen, genau hinzuschauen, Fotos zu machen und ihre Beobachtungen auf der Online-Plattform inaturalist.org unter dem Link https://bit.ly/2Teyvnf zu teilen. Im November 2018 haben Palmengarten, Botanischer Garten und Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität ein Projekt initiiert, das fotografisch dokumentierte Beobachtungen zu Tieren und Pilzen aus den drei Gärten digital zusammenführt, einen Überblick verschafft und es Laien und Wissenschaftlern damit erlaubt, sich über die Bestimmung von Organismen auszutauschen.

„Auf der Steppenwiese tummeln sich Hunderte Bienen, Hummeln und Käfer“, sagt Hilke Steinecke. „Wir wollen genau wissen, wie viele und welche Arten es sind. Und vor allem: Ob und was sich in den vergangen Jahren verändert hat. Welche Art kommt weniger vor, welche ist neu dazugekommen? Das finden wir besser und schneller heraus, wenn uns die Besucher bei der Beobachtung unterstützen. Mehr Augen sehen mehr!“ (ffm)