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Letzte Aktualisierung: 04.10.2024

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Orgelrilogie mit Sebastian Küchler-Blessing im Dom

von Ilse Romahn

(18.09.2024) Am Freitag, 20. September 2024, 20.00 Uhr, ist Sebastian Küchler-Blessing im Rahmen des zweiten Konzertes der Orgeltrilogie der Frankfurter Domkonzerte zu Gast im Frankfurter Kaiserdom. Der Essener Domorganist spielt Werke von Johann Sebastian Bach (Partite diverse sopra „O Jesu, Du edle Gabe“ BWV 768, auch bekannt als „Sei gegrüßet, Jesu gütig“), Franz Liszt (Fantasie und Fuge über den Choral „Ad nos ad salutarem undam“ aus Meyerbeers Oper „Der Prophet“) sowie eine Improvisation über ein gegebenes Thema.

Sebastian Küchler-Blessing
Foto: Corneel Voigt
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Von Johann Sebastian Bachs „O Jesu, Du edle Gabe“ ist kein Autograph erhalten. Das Werk ist – teils in Ausschnitten, teils komplett, nie aber in einheitlicher Reihenfolge – in sechzehn Quellen, davon sechs aus der Bachzeit, überliefert. Albert Clement lieferte 1989 die These, dass dieses Werk – ungeachtet einer frühen, Johann Gottfried Walther zugeschriebenen Handschrift, in der es mit „Sei gegrüßet, Jesu gütig“ überschrieben ist – in seinem Aufbau mit zwei Rahmenteilen und zehn Variationen eine musikalisch und dramaturgisch praktisch wortgetreue Zuordnung zum zehnstrophigen Choral „O Jesu, du edle Gabe“ zulässt. 

„Fantasie und Fuge über den Choral ‚Ad nos ad slutarem undam‘“ von Franz Liszt entwickelt sich in einer freien Fantasie, die von c-moll zum harmonisch weitestmöglich entfernten Fis-Dur reicht, um über einen intensiv gestalteten Zwischenabschnitt zur Fuge überzuleiten. Dabei werden Elemente des Choralthemas in ganz unterschiedlichem Umfang und auf ganz unterschiedliche Art und Weise paraphrasiert und zum Ausgangspunkt musikalischer Entwicklungen gemacht.

Im Alter von zweieinhalb Jahren hatte der Essener Domorganist Sebastian Küchler-Blessing die Liebe zur Orgel entdeckt. Noch im Studium an die Kathedralkirche des Ruhrbistums berufen, entwickelte er in den vergangenen zehn Jahren ein reiches Musikleben um die 2004 erbaute Rieger-Orgel. Besonderer Beliebtheit erfreut sich die eigens für Raum und Instrument initiierte Reihe „Dimension Domorgel“: Hier sind Kammermusikpartner wie Reinhold Friedrich mit der Rhapsody in blue oder Frank Dupree mit Le sacre du printemps zu Gast, während Abende mit der Holocaust-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch oder dem Pantomimen JOMI, mit vier Organisten an vier Orgeln, bei Kerzenschein oder mit Orgelfassungen von Kindertotenliedern, Brahms- Requiem und den Brandenburgischen Konzerten immer wieder neu zur Auseinandersetzung mit Musik und Raum einladen.

Daneben konzertiert Sebastian Küchler-Blessing von Nordland bis an Ural und persischen Golf und gastierte wiederholt im Kölner Dom, Konzerthaus Berlin, KKL Luzern, Müpa Budapest, bei der Bachwoche Ansbach und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2023 war er etwa in der Elbphilharmonie und NOSPR Kattowitz, im Schweriner und Bozener Dom wie auch gemeinsam mit Patricia Kopatchinskaja, Severin von Eckardstein oder Gabriel Schwabe zu hören. Weiterhin hatte er den Juryvorsitz im Fach Orgel beim Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Hochschulwettbewerb inne. Im November erschien die mit Reinhold Friedrich realisierte Produktion „Oh Mensch! Gib Acht!“.

Von Publikum und Fachwelt auch als Improvisator und Kammermusiker hochgeschätzt, führte ihn seine Arbeit mit Dirigenten wie Claudio Abbado, Gustavo Dudamel und Hartmut Haenchen zusammen. Zu Solokonzerten luden ihn Orchester wie das Luzerner Sinfonieorchester, das Kammerorchester „Carl Philipp Emanuel Bach“, die Nordwestdeutsche Philharmonie oder die Berliner Symphoniker ein. Er hob Werke von Komponisten wie Zsigmond Szathmáry, Jüri Reinvere, Otfried Büsing und Kit Armstrong aus der Taufe.

Neben CD-Produktionen unter anderem mit Windsbacher Knabenchor und Stuttgarter Kammerorchester suchte er seit 2008 mit einem mittlerweile millionenfach aufgerufenen Youtube-Kanal neue Wege. Im Corona-Sommer 2020 ist als „Jubilissimo“ eine CD mit Werken für Blechbläser und Orgel von Enjott Schneider entstanden.

Sebastian Küchler-Blessing ist Bachpreisträger des Leipziger Bach-Wettbewerbs, gewann den Mendelssohn-Preis und den 1. Preis der Internationalen Orgelwoche Nürnberg. Er wurde mit dem Publikumspreis der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern und dem Arthur-Waser-Preis des Luzerner Sinfonieorchesters ausgezeichnet. Bei „Jugend Musiziert“ gewann er unter anderem erste Bundespreise mit Höchstpunktzahl in den Solofächern Orgel und Klavier. Von Sontraud Speidel, Christoph Bossert, Martin Schmeding und Zsigmond Szathmáry ausgebildet, wurde er von der Deutschen Stiftung Musikleben, der Jürgen-Ponto-Stiftung und der Mozart-Gesellschaft Dortmund gefördert. Bereits als Schüler wurde er in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen.

Sebastian Küchler-Blessing lehrt seit dem Jahr 2014 Orgel und liturgisches Orgelspiel/ Improvisation an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. Er unterrichtete an den Hochschulen in Freiburg sowie, als Gast, in St. Petersburg und Leipzig. Seine Schüler sind Wettbewerbspreisträger und bekleiden bedeutende hauptamtliche Stellen. Sebastian Küchler-Blessing ist Orgelsachverständiger. Meisterkurse und Jurorentätigkeit bei internationalen Wettbewerben ergänzen sein Schaffen. 

Das Konzert „Orgeltrilogie – Konzert 2“ findet am Freitag, 20. September 2024, 20.00 Uhr, im Frankfurter Kaiserdom, Domplatz 1, Frankfurt, statt.

Karten sind zum Preis von 13 Euro (freie Platzwahl) erhältlich an der Abendkasse, unter Telefon (069)13 4040-0 oder unter www.frankfurtticket.de.

Im Anschluss findet ein Umtrunk zum Konzertausklang statt.