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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Ohne Termin ins Bürgeramt

Im Juli öffnet das Bürgeramt an jedem Mittwoch die Türen für Besucher ohne Termin

von Ilse Romahn

(29.06.2022) Noch immer ist die Nachfrage nach Terminen in den Bürgerämtern der Stadt Frankfurt am Main überdurchschnittlich hoch. Um dennoch auch einen spontanen Besuch im Bürgeramt zu ermöglichen, werden die Bürgerämter im Juli mittwochs ohne vorherige Terminvereinbarung geöffnet.

„Diese Öffnung richtet sich insbesondere an die arbeitende Bevölkerung, für die es nicht ohne weiteres möglich ist, einen Termin über das Terminbuchungssystem, das immer für die nächsten acht Tage freigeschaltet ist, zu reservieren. Nicht alle haben beruflich die Möglichkeit, sich relativ spontan die Zeit für den Behördengang freizuschaufeln. So wird es möglich, schon heute den Besuch zum Beispiel am dritten Mittwoch im Juli zu planen“, erklärt die für den Bürgerservice zuständige Dezernentin, Stadträtin Eileen O‘Sullivan.
 
Da es gute Gründe dafür gab und gibt, die Dienstleistungen des Bürgeramtes mit festem Terminen zu regeln – etwa, weil die Besucherinnen und Besucher ihren Termin vor Ort zur vereinbarten Zeit wahrnehmen können und damit kaum Wartezeiten entstehen – wird die Mittwochsöffnung ohne Termin zunächst auf den Monat Juli beschränkt und im Anschluss evaluiert. O’Sullivan erklärt weiter: „Es ist ein Versuch, den unterschiedlichen Lebensrealitäten und damit Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger möglichst gleichermaßen gerecht zu werden. Diejenigen, die weiterhin lieber mit festem Termin aufs Amt gehen möchten, nutzen die Terminvereinbarung an den restlichen Tagen in der Woche. Und diejenigen, die längerfristig planen müssen, aber Wartezeiten in Kauf nehmen, können auf den Mittwoch ausweichen.“
 
Aufgrund des nun schon seit vielen Wochen andauernden Zustandes, dass die Terminnachfrage die Kapazitäten des Bürgeramtes übersteigt und die neu freigeschalteten verfügbaren Termine für die nächste Woche nach kürzester Zeit ausgebucht sind, wurden noch weitere Maßnahmen zur Optimierung vorgenommen.
 
Die Servicezeiten wurden auf das innerhalb der tariflichen Arbeitszeit zu leistende Maximum erweitert. Werktags werden nicht mehr nur zu Mitternacht und 7 Uhr morgens, sondern über den Vormittag hinweg Termine für die kommenden acht Kalendertage freigeschaltet. Letztlich wird aber vor allem die kürzlich genehmigte Personalaufstockung zu einer Entspannung führen. Bis die 15 neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden und entsprechend eingearbeitet sind, soll vor allem die ausschließliche Bearbeitung von Pässen und Ausweisen am Standort Höchst in den Sommermonaten für eine Entspannung im Pass- und Ausweiswesen sorgen. „Es muss einfach sichergestellt sein, dass jeder, der einen Reisepass oder Ausweis benötigt, auch einen bekommt“, begründet die Stadträtin diese Maßnahme.
 
„Wir haben mittlerweile an sämtlichen möglichen Stellschrauben gedreht, damit die für alle belastende Situation und Unzufriedenheit über den aktuellen Zustand, die im Übrigen auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herrscht, schnell besser wird. Ich habe versprochen, dass wir an einer Lösung arbeiten werden und dass wir auf dem Weg dorthin auch bewusst das ein oder andere ausprobieren werden. Die Mittwochsöffnung im Juli ist nun eines der Elemente, die wir ausprobieren werden“, sagt die Dezernentin.
 
Vonseiten des Frankfurter Bürgeramtes wird nach wie vor aber auch an alle Bürgerinnen und Bürger appelliert, sich mit dem nächsten Bürgeramtsbesuch noch etwas zu gedulden, sofern der Grund des Besuchs noch etwas hinausgezögert werden kann. Und insbesondere, um bei der Mittwochsöffnung denjenigen den Vortritt zu lassen, die unaufschiebbare Anliegen haben, diese aber nicht im Rahmen der vorherigen Terminbuchung erledigen können. Denn auch die Anzahl der Besucherinnen und Besucher, die mittwochs ohne Termin bedient werden können, wird durch die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begrenzt. Insofern kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Ausgabe der Wartenummern gegebenenfalls vorzeitig beendet werden muss.
 
Allen anderen sei empfohlen, weiter das Online-Terminbuchungssystem unter frankfurt.de/buergeramt_termine zu nutzen. Dort erscheinen nicht nur am Vormittag neue Termine, sondern auch über den Tag hinweg, weil zunächst gebuchte Termine, die storniert wurden, direkt wieder zur Buchung freigegeben werden.
 
Zu einem Ungleichgewicht bei der Terminnachfrage und dem -angebot war es gekommen, weil durch die coronabedingten Kontakt- und Reisebeschränkungen viele Menschen auch Behördengänge reduziert hatten und nun nachholen, was lange nicht oder nur schwer möglich war. Dies ist vor allem bei Reisepässen und Ausweisen feststellbar. Eine erhöhte Nachfrage nach Pässen ergibt sich aber auch daraus, dass für Reisen nach Großbritannien seit 2021 kein Personalausweis mehr akzeptiert wird und daher auch Reisende nach Großbritannien stets einen Pass benötigen. Zudem ist aufgrund der Wiedervereinigung 1990 alle zehn Jahre mit einer vermehrten Passbeantragung zu rechnen; die in den Jahren 2020 und 2021 vermutete Antragswelle scheint sich coronabedingt ebenfalls in das Jahr 2022 verschoben zu haben. Dazu kamen der seit Jahresbeginn angelaufene Umtausch von alten Führerscheinen in fälschungssichere Exemplare sowie die Prüfung von Unterstützerunterschriften eines eingereichten Bürgerbegehrens und die eines Volksentscheids. Darüber hinaus stellten auch die vielen Geflüchteten aus der Ukraine das Frankfurter Bürgeramt vor eine nie dagewesene Herausforderung. Denn die Geflüchteten müssen sich nach der Ankunft in Frankfurt zunächst beim Bürgeramt anmelden und sich ins Melderegister aufnehmen lassen, um überhaupt weitere behördliche Schritte gehen zu können. Das hat entsprechendes Personal gebunden, das im Bürgeramt ohnehin schon sehr knapp bemessen und krankheitsbedingt ausgedünnt war.
 
Das Zentrale Bürgeramt sowie die dezentralen Bürgerämter in Höchst, Dornbusch, Nordwest, Sachsenhausen und Bergen-Enkheim haben an den vier Mittwochen im Juli von 7.30 Uhr bis 13 Uhr geöffnet. (ffm)