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Obsthof am Berg in Kriftel

Vom Obsthof zur Brennerei und Kelterei

Dass Holger und Ralf Henrich von der Brennerei Henrich/Obsthof am Berg in Kriftel mit ihren Produkten den internationalen Wettbewerb nicht zu scheuen brauchen, haben sie kürzlich wieder einmal in Österreich bei der Edelbrandmeisterschaft Destillata bewiesen:

Mit einem umfangreichen Sortiment an Edelbränden überzeugten die Henrichs die internationale Fachjury und landeten unter 119 Destillerien aus 12 Nationen im Spitzenfeld. Darüber hinaus sicherten sie sich als bester von 33 teilnehmenden Betrieben den Titel „Nationensieger Deutschland 2017“ und setzten sich damit an die Spitze der Brennergarde.

 Gewonnen: Fünfmal Gold, 17-mal Silber

Mehr als 1000 Edelbrände, Spirituosen und Liköre aus 12 Nationen wurden bei der internationalen Edelbrandmeisterschaft der verdeckten Verkostung gestellt. Betriebe aus Österreich, Deutschland, Ungarn, Italien, Rumänien, der Schweiz, Serbien, Frankreich, der Slowakei, den Tschechischen Republik und Argentinien beteiligten sich am Wettbewerb.

Franz Jirasek, Erster Beigeordneter der Gemeinde Kriftel und Leiter der Wirtschaftsförderung, nahm das zu Anlass, mal wieder beim Team vom „Obsthof am Berg“ vorbeizuschauen und persönlich zu gratulieren. Er wurde jetzt von den Brüdern durch den Betrieb geführt und konnte dann auch selbst einen „Whisky aus Kriftel“ kosten.

Besonders stolz sind die Henrichs auf den „Gilors Single Malt peated“. Dieser wurde bei der Prämierung in Österreich mit der Höchstnote von 20 Punkten als bester der Kategorie ausgezeichnet. Gold gab es für den „Alten Sauerkirschbrand im Rumfass“, den „Alten Apfelbrand im Spätburgunderfass“, den „Bananenbrand“ und die Whisky-Varianten „Single Malt PX-finish“ wie den schokoladigen „Single Malt Oloroso finish“. Dazu kamen 17 Silber- und acht Bronzemedaillen.

Gewandelt: Mehr als nur ein landwirtschaftlicher Betrieb

Hinter dem Namen „Obsthof am Berg“ versteckt sich mehr als ein rein landwirtschaftlicher Betrieb. Vor 47 Jahren siedelten Josef und Anni Henrich aus der Ortsmitte in die Gemarkung „Am Berg“ um, was zur Namensgebung führte. Die Obstanbaufläche wuchs unter Sohn Horst auf 15 Hektar an. Was sich wiederum seine Söhne Holger und Ralf Henrich nach der Übernahme des Betriebes im Jahr 2010 aufgebaut haben, ist neben dem gut bestückten Hofladen, wo weiter Krifteler Obst verkauft wird, und der beliebten Apfelwein-Straußwirtschaft (geöffnet von Juni bis Ende August) eine Destillerie für Edelbrände. Für ein Alleinstellungsmerkmal in der Umgebung hat der international bereits mehrfach ausgezeichnete Gilors Whisky gesorgt.

Inzwischen wohnt die ganze Familie Henrich auf dem Obsthof „Auf der Hohlmauer 2“. Neben Vater Horst (64) mit Lebensgefährtin und Sohn Holger (39) mit Familie wohnt jetzt auch Sohn Ralf (36) mit Familie auf dem Hof. „Anders geht es auch gar nicht“, sagt Ralf, der vor kurzem von Zeilsheim zurück auf den elterlichen Hof gezogen ist. Die Brüder, beide sind studierte Getränketechnologen, haben sich aufgeteilt: Ralf, zusätzlich gelernter Winzer, ist hauptsächlich für die Produktion zuständig, Holger kümmert sich um Marketing, Büro, Buchhaltung und Straußwirtschaft.

 Gefragt: Schottische Vorfahren?

Wie kamen die Brüder auf diese ausgefallene Idee? Schottische Vorfahren haben sie nicht. „Mein Bruder Ralf hatte die Idee: Warum immer nur Obst und nicht mal Getreide destillieren?“ Bereits die Eltern hatten in den 1980er Jahren eine der rar gesäten hessischen Brennlizenzen ergattert. Wobei sie es bei verschiedenen Obstbränden aus Früchten beließen. Die Söhne haben den Betrieb dann kontinuierlich in Richtung Brennerei und Kelterei weiterentwickelt.

2008 wagten sie sich an den ersten Whisky aus Kriftel, ein Sommelier war begeistert. Also machten sie weiter, ab 2012 konnte der erste eigene Whisky verkauft werden. „Unsere Single-Malt-Whiskys reifen in alten Sherry- oder auch Portweinfässern“, erzählt Holger Henrich, der Franz Jirasek neben der Destillerie das Lager im ehemaligen Apfel-Kühlhaus mit 100 Whisky- und 20 Obstbrand-Fässern zeigte.

Dass der Whisky in Deutschland immer mehr Freunde gewinnt, kommt ihnen zugute. „Dadurch haben wir viele neue Kunden gewonnen.“ Viel Wert legen sie auf Qualität. Das eigens aus Schottland eingeführte „Torfmalz“ wird von den Henrichs selbst geschrotet und dann eingemaischt. Die moderne Brennanlage wird regelmäßig überwacht. Das Obst für die Obstbrände - 30.000 Kilo Birnen werden pro Jahr allein für den „Verkaufsschlager Williams“ gebraucht - wachsen auf ihrem eigenen Land. Drei Hektar bewirtschaftet noch der Vater selbst, der Rest wird von Familie Theis/Mönchhofobst bearbeitet, mit der sie eng zusammenarbeiten.

 Beliebt: Gin mit Kräutern der Grünen Soße

Neben den angestammten Obstbränden werden auch Liköre produziert, ein hauseigener Rum sowie der Gin Sieben „Frankfurt Dry Gin“, der so heißt, weil er die sieben Kräuter der Grünen Soße beinhaltet und insofern eine regionale Spezialität darstellt.

 Im Hofladen sind vier Mitarbeiter fest beschäftigt, in der Straußwirtschaft im Sommer mittlerweile bis zu 15 Aushilfen angestellt. Auch kleine Speisen werden angeboten.

 Whisky-Verkostungen haben die Brüder schon durchgeführt. Sie sollen in Zukunft noch häufiger stattfinden. Gerade bauen die fleißigen Henrichs dafür an einem gemütlichen Verkostungsraum - mit Kamin und Platz für 20 Personen.

Weitere Infos: www.obsthof-am-berg.de