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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Oberbürgermeister Feldmann richtet Expertengruppe zum Thema Senioren ein

von Ilse Romahn

(29.04.2021) „Unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger haben ein extrem schweres Jahr hinter sich. Das gilt zwar für uns alle - von Isolation sowie der Angst um die eigene Gesundheit war und ist diese Personengruppe aber in besonderer Weise betroffen. Es ist mir daher ein großes Anliegen, neue Impulse in der Arbeit für Ältere zu setzen – und das funktioniert am besten, wenn man sich die Expertise von Fachleuten einholt“, sagt Oberbürgermeister Peter Feldmann.

 Daher hat er nun eine Expertengruppe zum Thema Seniorinnen und Senioren ins Leben gerufen.

Dieser gehören an: Johannes Pantel, Leiter des Bereichs Altersmedizin am Universitätsklinikum, Rudi Baumgärtner, ehemaliger Vorsitzender des Sozialausschusses, Renate Sterzel, Vorsitzende des Seniorenbeirats, Frank Oswald, Leiter Interdisziplinäre Alternswissenschaft der Goethe-Universität, Birgit Kasper, Leiterin der Koordinations- und Beratungsstelle des Netzwerkes Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen, und Petra Becher, Geschäftsführerin des Bürgerinstituts Frankfurt.

Bei dem ersten Treffen zeigte sich, dass die Schaffung von neuen gemeinschaftlichen Wohnprojekten für selbstorganisiertes Zusammenleben von älteren Bürgern sowie generationenübergreifendes Wohnen im Fokus stehen. Aber auch viele andere Themen wurden diskutiert.

„Vieles, das uns vorher schon beschäftigte, hat sich während der Pandemie stark zugespitzt“, sagt Pantel. Als Beispiele nannte er die Situation in der stationären und häuslichen Pflege, Einsamkeit und Isolation sowie Altersdiskriminierung. Das Thema Diskriminierung möchte auch Baumgärtner gerne stärker fokussieren. „Das ist ein Problem, auch ich habe persönlich schon Altersdiskriminierung erlebt“, berichtet er. Daher müsse sich die Alterspolitik nicht nur auf die Pflege reduzieren, sondern müsse alle Aspekte der Lebensrealität dieser Zielgruppe abbilden.

Dem pflichtet Sterzel bei. Der Seniorenbeirat wolle der verlängerte politische Arm dieser Frankfurterinnen und Frankfurter sein. „Wir müssen ein Bewusstsein schaffen, dass ältere Menschen auch in gesellschaftliche und politische Prozesse eingebunden werden möchten. Dazu gehöre etwa auch, dass man Menschen mit Migrationshintergrund beim Älterwerden unterstützt. „Die Bedarfe und Voraussetzungen sind hier teils sehr unterschiedlich“, sagt Sterzel.

Oswald ergänzt, dass auch das Thema Digitalisierung grundsätzlich eine größere Bedeutung im höheren Alter und im Austausch der Generationen bekommen werde, was sich während des vergangenen Jahres gezeigt habe. „Zudem müssen wir bei der Stadtplanung mehr an die Bedürfnisse älteren Menschen denken, was sich etwas bei vulnerablen älteren Menschen im Umgang mit Hitzewellen im Sommer zeigt und wie wir hier Risikogruppen jeden Alters Schutz und Anregung bieten können“, sagt Oswald.

Die Themen Stadtplanung und Wohnen stehen auch bei Kasper im Fokus. Sie wünscht sich mehr alternative Wohnprojekte für Senioren und andere Altersgruppen. „Hessen hat hier zurzeit noch Nachholbedarf, in anderen Bundesländern ist man bei diesem Thema schon weiter“, berichtet sie. Das bedeutet, dass es in Frankfurt sowie in ganz Hessen nur relativ wenige gemeinschaftliche Wohnprojekte für selbstorganisiertes Zusammenleben von älteren Bürger gibt. Ein guter Schritt sei jedoch, dass es in Frankfurt mittlerweile ein Vergabeverfahren gibt, das vorsieht, dass bei der Vergabe von Baugrundstücken nicht alleine das finanziell beste Angebot, sondern das beste Konzept zählt.

Becher kennt als Geschäftsführerin des Bürgerinstituts die große Bandbreite der verschiedenen Angebote für ältere Frankfurter. „Die Bedarfe verändern sich aber, so dass immer neue Angebote geschaffen werden müssen“, sagt sie. Das bedinge auch, dass bisherige Angebote überprüft und gegebenenfalls eingestellt werden müssen. Die zu erkennen, umzusetzen und das ehrenamtliche Engagement dementsprechend zu steuern, sei die Aufgabe des Bürgerinstituts.

Um als ersten Schritt auf bestehende Angebote aufmerksam zu machen, möchte die Runde daher einen Flyer für die älteren Frankfurter erstellen. Ein solcher Info-Flyer wurde 2017 bereits produziert und bedarf nun einer Aktualisierung. Der Flyer soll an die Frankfurter Haushalte verteilt werden. „Mit Informationen über das Internet werden wir nur einen Teil der Seniorinnen und Senioren erreichen. Bei dieser Zielgruppe wird einen Flyer im Briefkasten mehr bewirken als eine neue Website“, erläutert das Stadtoberhaupt. „Der erste Austausch war sehr ergiebig, wir konnten viele gute Ideen sammeln und unterschiedliche Blickwinkel beleuchten. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit“, fügt Feldmann hinzu.

Diese Expertenrunde soll nur der Anfang sein, kündigt Feldmann an. Auch zu seinen weiteren politischen Schwerpunkten möchte er sich in den nächsten Monaten mit Fachleuten austauschen, um gemeinsam Neues zu schaffen. Die Schwerpunktthemen des Oberbürgermeisters sind neben Senioren bezahlbarer Wohnraum in der Stadt, Kinder und Bildung sowie Internationalität und Fluglärm. (ffm)