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Noch viel zu tun: Sicherheitslage für Frauen und Queers in Frankfurt

Der nächtliche Heimweg ist für Frauen nach wie vor mit Gefahren verbunden. Vor allem Frankfurt hat den Ruf, nachts besonders unsicher für Frauen zu sein. Auch queere Personen fürchten sich vor Angriffen. Erfahren Sie hier, wie es um die Sicherheit von Frauen und Queers in Frankfurt steht, welche Ereignisse für Diskussionen sorgen und was für mehr „Vielfalt ohne Gewalt“ getan wird.
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Frankfurter Clubszene: Angriff auf Anastasia Hale in Frankfurt

Die Schattenseiten des nächtlichen Lebens in Frankfurt wurden kürzlich durch einen schockierenden Vorfall aufgedeckt. Eine Attacke auf OnlyFans-Model Anastasia Hale löste Empörung aus. Anastasia Hale und ihre Freude verließen am 9. Juni 2023 einen Club, als ein Mann begann, die 23-Jährige zu bedrängen und sie schließlich zu Boden schlug.

Dieser Vorfall ist kein Einzelfall. Die Clubszene in Frankfurt ist ein Mikrokosmos, in dem sexuelle Belästigung und Gewalt häufig auftreten. Solche Ereignisse deuten auf die dringende Notwendigkeit hin, diese Umgebungen sicherer für Frauen zu gestalten.

So unsicher fühlen sich Frauen in Frankfurt

In Frankfurt ist die Realität für viele Frauen von Unsicherheit geprägt. Laut einer Studie der Frankfurter Rundschau fühlen sich Frauen bei Dunkelheit in Frankfurt weniger sicher als Männer, insbesondere in der Innenstadt. Insgesamt gaben 51 Prozent der befragten Frauen an, sich in der Dunkelheit unsicher zu fühlen, im Vergleich zu 33 Prozent der Männer.

Die Angst, Opfer eines Verbrechens zu werden, betrifft Frauen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren am stärksten. Als besonders unsicherer Orte gilt dabei die Gegend um den Frankfurter Hauptbahnhof. Die signifikanten Unterschiede zwischen dem Sicherheitsempfinden der Geschlechter verdeutlichen die geschlechtsspezifischen Gefahren für Frauen im öffentlichen Raum.

„Vielfalt ohne Gewalt“? – die Lage der Frankfurter Queers

Frankfurt ist bekannt für seine lebendige Queer Community und die große Auswahl an queeren Bars in Frankfurt. Am 16. und 17. Juni startete der erste Frankfurter Pride Month unter dem Motto „Vielfalt ohne Gewalt“. Dennoch häuften sich vor allem im letzten Jahr die Attacken auf queere Personen in Frankfurt. So wurde die Dragqueen Electra Pain aus Offenbach im März 2022 Opfer eines Angriffs mit Pfefferspray an der Konstablerwache. Darauf folgten weitere queerfeindliche Übergriffe in Frankfurt.

Seit diesen Ereignissen im Frühjahr und Sommer 2022 sind Polizei und Queer Community nicht untätig geblieben. Beim städtischen Diversitätsdezernat wurde ein LSBTIQ-Koordinierungskreis zusammengestellt. Hier wurde über Verbesserungsmöglichkeiten der Sicherheitslage beratschlagt.

Die Polizeipräsenz im Regenbogenviertel entlang der Großen Friedberger Straße wurde erhöht und hat zu einem Rückgang der Gewalttaten geführt. Das Vertrauen der Queer Community in die Polizei konnte dadurch ebenfalls gestärkt werden, sodass mehr Opfer von queerfeindlicher Gewalt die Taten zur Anzeige brachten.

Wie steht es um die Frankfurter U-Bahn?

Die U-Bahn ist ein Ort, an dem sich Frauen und Queers oft besonders unsicher fühlen. Laut Erhebungen der Frankfurter Verkehrsbetriebe konnte das Sicherheitsempfinden in Bussen, Straßenbahnen und U-Bahnen jedoch in den letzten Jahren erhöht werden.

Dazu hat der vermehrte Einsatz von Videokameras beigetragen. Mittlerweile sind in Frankfurt alle unterirdischen Haltestellen und fast alle Fahrzeuge viedeoüberwacht. Auch die Beleuchtung wurde verbessert.

Dennoch gewinnt in deutschen Großstädten gerade ein besorgniserregender Trend an Beliebtheit. Die Rede ist von „Subway Shirts“, die vor allem auf TikTok präsentiert werden. Dabei tragen junge Frauen lange, locker sitzende T-Shirts über ihren eigentlichen Outfits, um während der U-Bahn-Fahrt für Männer weniger angreifbar zu wirken.

Es ist ein Versuch einer gefährdeten Gruppe, eine Verantwortung zu übernehmen, die eigentlich bei den Tätern liegt. Solange potenzielle Opfer sich an öffentlichen Orten noch zu solchen Schutzmechanismen gezwungen sehen, ist in Deutschland noch viel zu tun.

Die Sicherheitsbedenken ernst nehmen

Die Sicherheit von Frauen und Queers in Frankfurt ist ein komplexes und drängendes Thema. Statistiken zum Sicherheitsempfinden im öffentlichen Raum und konkrete Vorfälle zeigen, dass trotz kleiner Fortschritte auch weiterhin Herausforderungen bestehen. Um eine wirklich sichere Stadt für alle zu schaffen, müssen die Sicherheitsbedenken Betroffener ernstgenommen werden. Es braucht außerdem Maßnahmen, die nicht bei den Opfern ansetzen, sondern Täter zur Rechenschaft ziehen.