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Letzte Aktualisierung: 20.09.2024

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Noch immer rockig unterwegs

"Slade" beim "Sommer am See" in Wölfersheim

von Michael Hoerskens

(29.08.2024) Sie stehen für den Begriff Glamrock. Doch nicht nur das. Auch im Genre Hard Rock hat sich die Band Slade einen Namen gemacht. Und die Briten sind noch immer recht aktiv. Das zeigte ihr Auftritt beim Event der „Sommer am See“ in der Wetterau-Gemeinde Wölfersheim.

Bildergalerie
Rockten wie zu besten Zeiten: Slade aus Großbritannien
Foto: Hörskens
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Sommer Feeling am Wölfersheimer See
Foto: Hörskens
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Rund 1000 Besucher aus der gesamten der Region waren zu dem Konzert der Kultband aus den 1970er Jahren angereist. Doch der Wettergott meinte es zu Beginn nicht gut mit den Fans. Es ergoss sich nämliche ein veritabler Regenschauer auf das atmosphärische Veranstaltungsgelände. Die Besucher suchten daraufhin Schutz unter den zahlreichen Sonnenschirmen, die nun umgenutzt wurden. Vorausschauende Gäste hatten sich mit Regenschirmen und Regencapes eingedeckt. Ein Motorradfahrer erreichte total durchnässt, aber offensichtlich guten Mutes die Szenerie.

Der Wolkenbruch bedingte, dass die Instrumente von Slade auf der Bühne zwei Meter zurückgerückt werden mussten, sie wurden auch neu gestimmt. Und den Boden wischten fleißige Helfer trocken. Bürgermeister Eike See kam auf die Bühne und dankte den Besuchern für ihre Geduld. Und nach einem erneuten Soundcheck musste der Tourmanager der Band dann noch das Equipment abnehmen. Am Ende konnte Slade erst mit einer einstündigen Verspätung ihr Konzert starten. Mittlerweile war es dunkel geworden und die Bühnenbeleuchtung wirkte dadurch noch effektvoller.

Im Mittelpunkt des Auftritts von Slade stand zumeist Frontman Gary Hill, letztes der Gründungsmitglieder der Band, die sich 1969 formierte. Der 78-jährige Gitarrist und Sänger wirbelte herum wie in alten Zeiten. Doch nicht nur Hill, auch die anderen Bandmitglieder beherrschten perfekt ihr Arbeitsgeräte. Was deutlich auffiel: Die Instrumente waren ideal aufeinander abgestimmt. Schlagzeug und Bass übertönten zu keinem Zeitpunkt Gitarre und Keyboard, alle Nuancen der Songs waren klar zu hören.

Für viele Besucher, meist reiferen Alters, war der Auftritt eine Zeitreise, meist zurück in die 70er Jahre. So wurden gerade die Hits von Slade aus dieser Epoche frenetisch bejubelt. Bei „Far, far away“, „Look What you’ve done“ oder „Mama, we’re all crazy now“ wurde aus voller Brust mitgesungen und gar vereinzelt getanzt. Originell: „Coz I luv you“ gab’s sogar mit Geigenbegleitung. Und die Band spielte auch “My Baby Left Me", ein Cover Song, den Slade 1977 herausbrachte als Tribut an Elvis Presley, der das Stück schon zuvor gesungen hatte und im August jenes Jahres gestorben war. Ob die Band wusste, dass am Tag ihres Auftritts das European Elvis Festival im benachbarten Bad Nauheim über die Bühne ging?

Slade betonte schon immer, dass die Bandmitglieder aus einfachen Arbeiterverhältnissen stammen. Die ungewöhnliche englische Titelschreibweise, die bei zahlreichen Singles verwendet wurde, geht auf den Lokalpatriotismus der Band zurück, die sich seit jeher mit dem besonderen Akzent der Industrieregion der West Midlands verbunden fühlte, erklärte Dave Hill. Außergewöhnlich waren dazu Orte mancher ihre Konzertauftritte: So gastierten sie unter anderem in Sibirien. Eine besondere Ehre wurde den Originalbandmitglieder 2002 zuteil: Sie erhielten von der „University of Wolverhampton“ die Ehrendoktorwürde für ihre Verdienste um die britische Popmusik ausgezeichnet.

Leider verwässerte der Wolkenbruch den Auftritt der Vorgruppe, Jessica Parish und ihrer Band. Die Deutsch-Amerikanerin beeindruckte mit ihrer kraftvollen Stimme und hervorragend harmonierenden Musikern das Publikum, welches aber weitestgehend die Unterstellmöglichkeiten aufgesucht hatte. Jessica Parish begann 2015 gemeinsam mit ihrem Co-Writer Tobias Bartel Stücke zu schreiben, die mit Rockeinflüssen gespickt waren. Heute sind ihre Songs auch im Bereich Mainstream Pop, Funk, und Dance einzuordnen. Parish wurde 2018 mit dem hessischen Rock- und Pop-Preis ausgezeichnet und konnte 2020 gleich drei Singles in den iTunes Pop Charts sowie in den Amazon Newcomer Charts platzieren. 

Trotz der teilweise suboptimalen Witterungsbedingungen waren die Besucher des Slade-Konzerts guter Laune. Und das lag nicht nur am überzeugenden Auftritt der Band. Auch das Getränke- und Speiseangebot bekam gute Noten. Besonders dem „Hessen Caipi“ wurde große Aufmerksamkeit geschenkt.  „Wir haben den brasilianische Caipirinha neu interpretiert und einige unserer heimischen Erzeugnisse zu einer hessischen Auslegung des Kultgetränks zusammengeführt“, hieß es  am Stand von „Born in the Wetterau“.  Als Grundlage , so wurde verraten, „dient unser Apfelwein, gepaart mit unserem original Apfelschnaps, verfeinert mit Limetten, Rohrzucker und Minze“. Doch auch die Cocktails wie Mojito bei „Das Hermanns“ der Johannisbeer-Secco oder der Wallufer Chardonnay fanden ihre Anhängerschar. Und als Grundlage dienten Hamburger und Currywurst bei Alex.