Kultur

Nicht nur bei „Carmen kam spanisches Lebensgefühl auf

Musik und Tanz bestachen bei der „Spanischer Nacht“ die durch Harmonie und Eleganz getragen wurde

Einen herrlichen Sommerabend bescherte die „Spanische Nacht“ als Auftakt des Länderschwerpunktes „Spanien“ beim Rheingau Musik Festival im Kreuzgang das Kloster Eberbach. Das Bild zeigt von lks: Rocio Osuna, Linus Roth, Anabel Montesinos und Juan Carlos Sánches.
Einen herrlichen Sommerabend bescherte die „Spanische Nacht“ als Auftakt des Länderschwerpunktes „Spanien“ beim Rheingau Musik Festival im Kreuzgang das Kloster Eberbach. Das Bild zeigt von lks: Rocio Osuna, Linus Roth, Anabel Montesinos und Juan Carlos Sánches.
Foto: Ralph Delhees
Hier tanzt (von links) Rocio Osuna zu den Violinklängen nach Carmen – von Linus Roth und Anabel Montesinos (verdeckt) mit Juan Carlos Sánches.
Hier tanzt (von links) Rocio Osuna zu den Violinklängen nach Carmen – von Linus Roth und Anabel Montesinos (verdeckt) mit Juan Carlos Sánches.
Foto: Ralph Delhees

Beim Rheingau Musik Festival (RMF) stehen diverse Veranstaltungen im Zeichen von Georges Bizets „Carmen“, die aus verschiedensten Blickwinkeln interpretiert werden: vom klassischen Orchester bis hin zu originellen Arrangements für Blechbläser, Gitarren oder Akkordeon. Und hier kommt der diesjährige Länderschwerpunkt „Spanien“ ins musikalische Spiel des Rheingauer Sommers.

Im Rahmen des Länderschwerpunkts „Spanien“ erklingen nicht nur die bekanntesten Kompositionen der spanischen Musikgeschichte, sondern auch die einzigartigen Rhythmen charakteristischer Kastagnetten und leidenschaftliche wie sanfte Gitarrenmusik. Authentisch bringen spanische Musikerinnen und Musiker ihre persönlichen Klangfarben aus ihrer Heimat mit auf die zahlreichen Festivalbühnen, auf denen auch der traditionelle Flamenco seine volle Pracht in Klang und Bewegung entfaltet.

Den Anfang hatte die „Spanische Nacht“, die gefühlt vom sommerlichen Wetter auch in einem Kreuzgang einer Kirche in Sevilla hätte sein können, es war aber der voll besetzte Kreuzgang von Kloster Eberbach. Der Abend, der langsam in die Musikalität Spaniens einführte, wuchs von Interpretation zu Interpretation und begeisterte das Publikum immer wieder mit stürmischem Applaus. Es waren der Violinist Linus Roth und Anabel Montesinos an der Gitarre sowie mit ihren Tanzdarbietungen, die artistische bis hin zur Ekstase, ausgeführt von Juan Carlos Sánches, und Rocio Osuna, führte.

Eingeleitet hatte den Abend RMF-Programmdirektor Timo Buckow, der einen feurigen Abend versprach und die spanische Musik erläuterte, die viele Inhalte aus dem kulturellen Mittelmeerraum enthalte. Besonders aber hob er Violinist Linus Roth hervor, der auf Ibiza ein kleines feines Festival „Ibiza Conciertos“ begründet hat und der die Ausnahme Flamenco-Tänzerin Rocio Osuna mitgebracht hat.

Untypisch für spanische Musik ist das die Gitarre nicht mit dem Klavier, sondern mit der Violine hier begleitet wurde, was sehr harmonisch war und Linus Roth auszeichnete, der selbst Arrangements schreibt.

Nach Stücken von Manuel de Falla, Pablo de Sarasate, Enirique Granados, Luigi Boccherini war das Publikum des Abends eingestellt auf „mehr“ spanische Rhythmen und diese gab es nach der Pause. Zwischen Melancholie und Feuer gab es nur für Gitarre von der auf Ibiza lebenden Anabel Montesinos das „Recuerdos de la Alambra und hier zeigte sich wie sie mit ihrer Gitarre eins ist besonders bei diesem schwer zu spielenden Stück. Nicht fehlen durfte Pablo de Sarasotas „Danzas espanolas“ mit den bekannten Klängen von „Malaguena“ und „Habanera“.

Vibrierender Tanz, Kastagnetten, mit den aufstampfend hochhackigen   Absätzen wilde Armbewegungen insbesondere der eigene spanische Tanz, der dem Stierkampf in der Arena nahekommt und in Georges Bizets „Carmen“ von Rhythmus so eigen ist und das Publikum mit ansteckte. Roscio Osuna, die mehrmals die Garderobe wechselt, versinnbildlichte mit ihrem gesamten auftreten die „Carmen“. Mit einer Eleganz tanzte sie schwang die Kastagnetten ebenso ihr Partner Juan Carlos Sanches, der hände-klatschend über den Tanzboden fast schon schwebte und sein wildes Haar durch die Luft schwang.

Zum Abschluss und Höhepunkt de Sarasates Carmen-Fantasie, bei der die Harmonie zwischen Violine und Gitarre ebenso harmonierte wie der Tanz von Juan Carlos Sánches, und Rocio Osuna. Hier kam in der Hitze des Abends spanisches Lebensgefühl auf, bei der die Musik und der Tanz durch Harmonie und Eleganz getragen wurde.

„Viva España“ wartet noch mit weiteren außergewöhnlichen musikalischen Darbietungen
„Spot on: Spanien“ hieß es auch nach der „Spanische Nacht“ als spanisches Temperament auf französische Leidenschaft traf.  An diesem Abend kehrte die spanische Geigerin Maria Duenas (Violine) in den Rheingau zurück, wo sie 2021 den Lotto-Förderpreis des RMF verliehen bekam. Die Leitung hatte der in Wien lebende kolumbianischer Dirigent. Andrés Orozco-Estrada.

Am vergangenen Sonntag folgte grooviger Jazz mit der hr-Bigband unter der Leitung von Ansgar Striepens im Cuvéehof von Schloss Johannisberg.  Protagonisten der Jazzmatinée waren die spanischen Jazzkünstlerinnen Andrea Motis (Trompete und Gesang) und Rita Payés (Posaune und Gesang).

Die musikalische Reise in das diesjährige Fokus-Land Spanien geht es am 10. Juli mit „Star an der Harfe“ - Xavier de Maistre – „trifft auf Kastagnetten-Virtuosin“ – Lucero Tena auf Schloss Johannisberg. Weitere elf spanische Musikabende stehen bis zum 5. September an, bei denen die reiche Musikgeschichte Spaniens im Rheingau zelebriert wird.