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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Neujahrempfang des Lions Club Hattersheim-Kriftel

Ein trotziges Trotzdem

von Alexander van de Loo

(26.01.2023) Kühl war’s. Angepasst an die energiekritische Situation wurden im historischen Saal des Posthofs kurzerhand die Heizungen heruntergedreht. Doch die Kühle hatte keine Auswirkung auf die warmherzige Stimmung beim ersten Neujahrsempfang des Lions Clubs Hattersheim-Kriftel seit dem Corona Ausbruch 2020 am 19. Januar.

Foto: Alexander van de Loo
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Aber zunächst mussten einige Absagen verkraftet werden. So konnte Lions Club Präsident Dr. Uwe Gerlach erkrankungsbedingt nicht den Empfang leiten. Ebenfalls absagen musste der Hauptredner des Abends, Professor Dr. Jochen Maas, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Zudem wurde der Bürgermeister Hattersheims, Klaus Schindling, vermisst. Er befand sich auf einer Stadtverordnetenversammlung im Rathaus, um der Wahl der Ersten Stadträtin und neuen Kollegin beizuwohnen. So führte die stellvertretende Präsidentin des Lions Clubs, Marion Uhle-Fassing, durch den Abend.

Kriftels Bürgermeister Christian Seitz, Landrat Michael Cyriax sowie etliche verdiente Mitglieder des Lions Clubs waren gut gelaunt der Einladung gefolgt. Für den Vortrag von Professor Maas, der über Auswirkungen und Erkenntnisgewinn von zwei Jahren Covid-19 referieren wollte, sprang Professor Dr. Ludwig Böhm - selbst Mitglied im Lions Club - gerne ein. Doch zunächst bedankte sich Vizepräsidentin Uhle-Fassing stellvertretend für alle Sponsoren bei den Inhabern der Raritätengärtnerei Tropica, dem Krifteler Ehepaar May. „Endlich gibt es wieder den Gedankenaustausch und die persönlichen Begegnungen“, atmete Uhle-Fassing erleichtert auf. Doch trotz der Corona-Einschränkungen sei Hilfe für Menschen in Not immer oberstes Gebot. Das Motto des Lions Club „wir dienen“ sei natürlich auch im letzten Jahr mit vielen Unterstützern in die Tat umgesetzt worden.

 

Zuversicht trotz allem

Das sei auch seine Meinung, stimmte Landrat Michael Cyriax in seinem Grußwort zu. Mit seinen besten Wünschen für das neue Jahr dankte er auch für die geleisteten Hilfen. Er sei ja selbst Schirmherr des erfolgreichen Lions Club Adventskalenders „und das besonders gerne“, wie er betonte. Das Engagement des Clubs schaffe Nähe zu den Menschen und das unterstütze er voll und ganz. Sein Leitgedanke des Abends: Zuversicht! „Ich habe ja schon fast gezweifelt, ob es noch mal aufwärts geht“, gab der Landrat unumwunden zu. Klimawandel, Ukrainekrieg, Gasknappheit. Das seien schwere Brocken. Inflation, hohe Energiekosten, verteuerte Lebensmittel, das sei Ende des Jahres schwer zu verdauen. Aber all dem stelle er hier und heute ein trotziges, „Trotzdem“ entgegen, so der Landrat. Er sei froh, dass der Bund Hilfe und Unterstützung angesichts der Inflation leiste. Es sei viel geschaffen worden durch Tatkraft und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und Forscher arbeiteten weiter an Innovationen. In der Verwendung von Wasserstoff zum Beispiel sehe er ein großes Potenzial. Schaue er auf die Flüchtlingsaufnahme, so seien seit 2015 in den Kommunen des Main-Taunus-Kreises 8500 Menschen aufgenommen worden. Eine Herkules-Aufgabe, der sich die Gemeinschaft angenommen habe. Er sei sicher, dass die Völkerverständigung auch durch das Lions Club-Netzwerk ausgebaut werden könne.

 

Bürgersinn und Lichtblicke

Ein größer geschneidertes Jackett wünschte sich augenzwinkernd der nächste Redner, Christian Seitz, Bürgermeister von Kriftel. Denn er müsse ja nun, da der Bürgermeister aus Hattersheim nicht anwesend sein konnte, zwei in einer Person vertreten. Stolz sei auch er auf eine aktive Gemeinschaft. Er kenne viele Menschen, die bereit seien, sich für andere einzusetzen. Nicht nur bei den Lions. Zum Thema Flüchtlinge hob auch er hervor, dass 100 Ukrainer gut in Kriftel integriert worden seien. „Für mich ein Zeichen der Zuversicht“, so Seitz. Die Krifteler Jugendwerkstatt - auch gefördert vom Lions Club – bewerte er als Lichtblick. Da hätten sich an zwei Wochenenden Jugendliche zusammengetan, jugendkonforme Ideen entwickelt und der Gemeindevertretung vorgestellt. Grundsätzlich hätte diese Generation heutzutage viele Chancen. Betriebe würden Auszubildende händeringend suchen und mit Kusshand nehmen.

 

Viel Gutes getan

Dann war es an der Zeit, auf die vielfältige Arbeit des letzten Jahres zurückzublicken: Da fehlten weder die Unterstützung der Ferienspiele der Stadt Hattersheim, das legendäre Entenrennen im Freizeitpark Kriftel, noch die Finanzierung der neuen Matschanlage der Kita Sonnenschein in Hattersheim. Ebenso wies Moderatorin Marion Uhle-Fassing unter anderem auf die Finanzierung eines Schwimmkurses für Viertklässler, die Unterstützung von Theaterprojekten an der Robinson Schule in Hattersheim und der Weingartenschule in Kriftel hin. Besonders hervorgehoben würde die Unterstützung des Projekts „Frei Days“ an der Regenbogenschule. Hier würden schon Grundschüler mit dem Nachhaltigkeitsgedanken spielerisch vertraut gemacht. Unter großem Applaus des Auditoriums verkündete die Vize-Präsidentin des Lions-Clubs das Ergebnis der Unterstützung: Im vergangenen Jahr summierte es sich auf über 20.000 Euro bei über 300 Stunden Einsatz der Lions-Mitglieder und Partner.

Anschließend referierte der Chemiker und Ex-Prokurist der Hoechst AG, Professor Dr. Ludwig Böhm, über eines seiner Lieblingsthemen: „Plastik: Fluch oder Segen?“ Klar sei, dass Plastik beziehungsweise Kunststoff in allen Lebensbereichen angekommen sei und unseren Alltag nachhaltig erleichtere. Sein Einsatz in der Infrastruktur für Elektrizität, Wasserversorgung, Gasversorgung, Abwasser und Verkehr sei positiv zu vermerken. In Kleidung, Nahrungsmittelversorgung, Wohnen, Sport und Erholung, Freizeit oder Medizin sei Plastik unentbehrlich, so der Professor. Das Problem der Vermüllung unserer Umwelt – ob in Kriftel oder am Pazifik – sei allerdings ein Fluch. „Das Problem sind die Wegwerfartikel: kurzlebig, häufig kleinteilig und von geringem Wert“, so Böhm. Seine Lösung: Die Gesellschaft müsse den Umgang mit diesen Plastikmaterialien lernen, hier sei diszipliniertes Verhalten verlangt: „Sammeln, nicht wegwerfen, reinigen, trennen! Stofflich und energetisch verwerten!“ Zu guter Letzt schloss er seinen Vortrag mit einer Mahnung. Für die Zukunft habe besonders Artenschutz, sauberes Wasser, Nachhaltigkeit und Klimaschutz absoluten Vorrang. Es gäbe viel zu tun. „Wir als Gemeinschaft müssen es nur richtig anpacken“, betonte er.