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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Neueröffnung Ikonenmuseum Frankfurt

Erweitertes Ausstellungskonzept mit neuer Präsentation der 130 Objekte

von Karl-Heinz Stier

(05.03.2021) Nach über einjähriger Umbau- und Renovierungsphase öffnet das Ikonenmuseum in Frankfurt am Main mit gänzlich neuer Ausstellungsarchitektur und inhaltlicher Neukonzeption.

Bildergalerie
Die Verkündigung von Emanuel Tzunes 1640
Foto: lumenfoto.de
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Vorverkündigungen am Brunnen Russland 19. Jahrhundert
Foto: lumenfoto.de
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Frankfurts Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig überzeugt die Umsetzung des neuen Museumskonzepts: „Zum ersten Mal seit seiner Eröffnung vor 30 Jahren hat das Ikonenmuseum eine derart umfangreiche Modernisierung erfahren. Es wurde baulich, inhaltlich und digital auf den neuesten Stand gebracht und runderneuert. Mit seinem neuen Präsentations- und Raumkonzept stellt es nicht nur eine Bereicherung für die Frankfurter Museumslandschaft dar, sondern unterstützt auch die Verständigung in unserer multikulturellen Stadt." Unter der Direktion von Prof. Matthias Wagner K und der kuratorischen Leitung von Dr. des. Konstanze Runge, die seit September 2019 die Position ausübt, rückt das Museum das Verhältnis zwischen Menschen und Ikonen in das Zentrum seiner komplett erneuerten Ausstellung.

Die Ausstellungsfläche konnte durch die Einbeziehung des Foyers deutlich erweitert werden. Damit bildet das Foyer sowohl in räumlicher als auch in inhaltlicher Hinsicht den Ausgangspunkt für die neue Dauerausstellung. Hier werden der Ursprung, die Verbreitung und die vielfältige Materialität und Bildsprache von Ikonen anschaulich vermittelt. Auf diese einführende Ebene folgt der Hauptraum, in dem ein tieferes Eintauchen in die Welt der Ikonen ermöglicht wird. Dies geschieht zum einen über den Aspekt der Bedeutung und Funktion der Ikonen im kirchlichen wie auch im häuslichen Raum und zum anderen über die erzählerische Inszenierung der Darstellungen des Lebens und der Passion von Jesus und Maria. Während der Hauptraum vorwiegend dem Auftreten der Ikonen im kirchlichen Kontext gewidmet ist, wird die Empore von einer intimen Atmosphäre des Privaten beherrscht. Hier begegnen die Besucher einer Vielzahl an Heiligen wie etwa dem besonders verehrten heiligen Nikolaus oder dem heiligen Georg. Die 130 ausgewählten Ikonen und religiösen Objekte erscheinen nach umfassender Konservierung und Restaurierung in ganz neuem Glanz. Dabei wurden die besonders charakteristischen Spuren des Gebrauchs als Zeichen der Beziehung zwischen Menschen und ihren Ikonen behutsam erhalten. Die Ikonen werden weitestgehend glaslos und auf Augenhöhe präsentiert. Besonders wertvolle Ikonen, Metallikonen und kleinteilige Objekte sind durch Glas und Hauben geschützt.

Die Ikonen und weiteren religiösen Objekte aus Russland, Griechenland, Rumänien oder Äthiopien können die Besucher in einer völlig neuen Ausstellungsarchitektur entdecken, die für das unmittelbare Erleben der sakralen Kunstwerke entwickelt wurde. Das auf die Belange der neuen Dauerausstellung abgestimmte Raum-in-Raum-Konzept greift die Quadraturen der postmodernen Architektur von Oswald Mathias Ungers aus dem Ende des 20. Jahrhunderts auf und verlängert sie in der Horizontalen und Vertikalen. Durch Aussparungen, unterschiedliche Höhenmaße, Neigungen und Vorsprünge bleibt eine Änderung dieser Architektur vorstellbar. Freistehend finden sich keine direkten Wandanschlüsse, sind sowohl die historische Architektur als auch die moderne von Ungers teilweise sicht-, immer aber spürbar. Die sich nicht zurücknehmende, im Gegenteil intensive monochrome Farbgestaltung der Ausstellungsarchitektur und der neu konzipierten glaslosen Vitrineneinschübe steht im deutlichen Kontrast zum Weiß der Gebäudearchitekturen. Höchstpigmentiert, bildet die Farbe eine bewusst glanzlose, dafür aber äußerst körperhafte Oberfläche, die die religiösen Kunstwerke in den Vordergrund rückt – sie nahezu schweben lässt – und mit dem eigens entworfenen Lichtkonzept und modernster LED-Technik eine ästhetische Grundlage für die Inszenierung der neuen, inhaltlichen Ausrichtung der Dauerausstellung bildet.