Letzte Aktualisierung: 13.09.2024
Neue Radtouren zu Brandenburgs Industriekultur
von Ilse Romahn
(13.08.2024) Acht neue Tagestouren führen Radfahrer durch malerische Landschaften zu spektakulären Industriedenkmälern und Museumsschätzen. Perfekt für herbstliche Ausflüge. Vom Barnimer Land im Nordosten Brandenburgs, über das Seenland Oder-Spree bis zum Fläming südlich von Berlin, laden neue Radrouten dazu ein, sich auf die Spuren der Brandenburger Industriegeschichte zu begeben.
Der Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. hat gemeinsam mit dem Touristischen Netzwerk Industriekultur Brandenburg acht abwechslungsreiche Tagestouren zwischen 20 und 50 Kilometern entwickelt. Entlang alter Transportwege geht es vorbei an Seen, Flüssen und Kanälen zu imposanten Industriedenkmälern und interessanten Museen. Highlights sind unter anderem die Schiffshebewerke Niederfinow, das Europäische Kulturerbe Oderbruch sowie das Flächendenkmal Eisenhüttenstadt.
Für jede Tour gibt es einen Flyer mit Karte, GPS-Daten, Sehenswürdigkeiten, Wissenswertem zur Industriekultur, Freizeit- und Einkehrmöglichkeiten. Sie können über die Webseite www.industriekultur-brandenburg.de heruntergeladen werden. Ausgangspunkte sind die Orte Altranft, Baruth, Eberswalde, Eisenhüttenstadt, Fürstenwalde/Spree, Ludwigsfelde, Oderberg und Velten. Das Touristische Netzwerk Industriekultur Brandenburg stellt fünf Tourentipps vor.
Ludwigsfelde: Per Rad in die Welt der Flugzeugmotoren und Elektrotechnik
Manchmal ergänzen sich Naturerlebnis und Industriekultur ganz wunderbar. Wie zum Beispiel auf der 35 Kilometer langen Radtour „Ludwigsfelde, Teltow und Umgebung“ am südlichen Berliner Stadtrand. Sie führt von Ludwigsfelde, das sich 1936 mit dem Bau des größten und modernsten Flugzeugmotorenwerks der Firma Daimler-Benz zur Industriestadt wandelte, bis nach Teltow, in dem sich bereits ab 1906 mit der Eröffnung des Teltowkanals eine facettenreiche Industrielandschaft entwickelte.
Spannende Einblicke in die Industriegeschichte gewähren das Museum für Stadt und Technik Ludwigsfelde, das Industriemuseum der Region Teltow und das Heimatmuseum Teltow. In Ludwigsfelde werden Flugzeugmotoren von 1936 sowie DDR-Exportschlager wie die LKW-Baureihen W50 und L60 gezeigt. In Teltow tauchen Besucher in einem Gebäude, in dem einst Wechselstromzähler und mechanische Filter hergestellt wurden, in die Welt der Porzellanfabrikation, Elektrotechnik, Automatisierungstechnik und Polymerchemie ein. Das Heimatmuseum Teltow präsentiert die Entwicklung der Stadtgeschichte zu den Zeiten der Industrialisierung. Höhepunkt ist die Fahrt entlang des Teltowkanals, einst wichtige Verkehrsader, heute naturnaher Wasserarm.
Tour „Ludwigsfelde, Teltow und Umgebung. Industriekultur zwischen Nuthe und Teltowkanal“
Strecke: 35 Kilometer Start: Bahnhof Ludwigsfelde Ziel: Bahnhof Teltow
www.reiseland-brandenburg.de/aktivitaeten-erlebnisse/kultur/industriekultur/energie-route/entdeckertouren/ludwigsfelde-teltow-und-umgebung/
Fürstenwalde/Spree: Eine Reise zu Leuchtbojen und Glühlampen
Tausende Leuchtbojen für die Küsten und Wasserstraßen der Welt aus der Brandenburger Provinz? Kaum zu glauben, aber Ende des 19. Jahrhunderts war die Berliner Firma Pintsch, die 1872 einen Standort in Fürstenwalde/Spree im Seenland Oder-Spree eröffnete, einer der bedeutendsten Hersteller von Seezeichen. Im Jahr 1908 sicherten rund 2400 Pintsch-Bojen die Wasserstraßen und Küsten der Welt. 1890 wurde das Werk um die Glühlampenfabrik Gebrüder Pintsch erweitert. Nach Osram war Pintsch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zweitgrößter Glühlampenproduzent.
Die 25 Kilometer lange Tour „Fürstenwalde und Umgebung“ führt durch die Stadt unter anderem zu den Spuren der vergessenen Industriellenfamilie, entlang der Spree bis zum Trebuser See. Unterwegs kommen Radfahrer am 500 Jahre alten Rathaus vorbei, in dessen Keller sich ein sehenswertes Brauereimuseum mit Brauerei befindet. Das Museum Fürstenwalde gibt einen Überblick über die Industriegeschichte der Region, beeindruckend ist vor allem der imposante Pintsch-Leuchtturm von 1909 vor dem Museum, der zwischen der Insel Hiddensee und Barhöf im Einsatz war. Über eine Anstieg erreichen Radfahrer den Trebuser See, der zum Picknicken einlädt.
Tour „Fürstenwalde und Umgebung. Industriekultur an der Spree“
Strecke: 25 Kilometer Start/Ziel: Goetheplatz Fürstenwalde/Spree
www.reiseland-brandenburg.de/aktivitaeten-erlebnisse/kultur/industriekultur/energie-route/entdeckertouren/fuerstenwalde-und-umgebung/
Oderberg: Auf den Spuren des Wasserbaus und der Binnenschifffahrt
Alte Wasserstraßen, historische Hebewerke und Museumsdampfer: Die 36 Kilometer lange Route „Oderberg und Umgebung“ entführt in die Geschichte des Wasserbaus und der Binnenschifffahrt. Der Startpunkt ist spektakulär: Die Tour beginnt an den Schiffshebewerken Niederfinow. Zwei Giganten der Technik bringen Schiffe in einem Trog vom Oder-Havel-Kanal in die Alte Oder und umgekehrt. Das Historische Hebewerk von 1934 ist das älteste noch in Betrieb befindliche Werk, das Neue von 2022 ist das modernste in Europa. Täglich starten geführte Touren und Ausflugsschiffe.
Mit dem Rad geht es weiter an historischen Schleusen und dem 400 Jahre alten Finowkanal vorbei nach Oderberg. Hier lohnt ein Stopp im Binnenschifffahrts-Museum. Es präsentiert in seinen Ausstellungen detailreiche Schiffsmodelle und gibt einen Einblick in die Schifffahrt an der Oder sowie den Bau künstlicher Wasserstraßen. Höhepunkt ist der Museumsdampfer Riesa, der am Ufer der Alten Oder ankert. Über den Dornbuschsee geht es zum Ziel der Tour nach Bad Freienwalde.
Tour „Oderberg und Umgebung. Industriekultur an der Alten Oder“
Strecke: 36 Kilometer Start: Bahnhof Niederfinow Ziel: Bahnhof Bad Freienwalde
www.reiseland-brandenburg.de/aktivitaeten-erlebnisse/kultur/industriekultur/energie-route/entdeckertouren/oderberg-und-umgebung/
Altranft: Unterwegs im Europäischen Kulturerbe Oderbruch
Bad Freienwalde ist gleichzeitig Ausgangspunkt einer weiteren Entdeckertour, der 48 Kilometer langen Route „Altranft und Umgebung“. Unterwegs erfahren Radler, was es mit dem rund 1000 Kilometer langen Grabensystem, den 35 Schöpfwerken sowie 300 Wehr- und Stauanlagen in der Region auf sich hat. Im 18. Jahrhundert begann in einem gigantischen Bauprojekt unter Friedrich II. die Trockenlegung der Landschaft, in der die Alte Oder von ihrem weit verzweigten Wassernetz abgetrennt und eingedeicht wurde, um landwirtschaftliche Fläche zu gewinnen. Kolonisten aus verschiedenen Regionen Europas siedelten sich als Bauern an. Seit 2022 gehört das Oderbruch zum Europäischen Kulturerbe.
Im Oderbruch Museum Altranft, das sich in einem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert befindet, wird die Geschichte dieses Landschaftswandels anhand von Kunstobjekten sowie der historischen Sammlung erzählt. Weitere sehenswerte Punkte entlang der Route sind die Kalkbrennerei und der Alte Hafen in Wriezen, der historische Ringofen Altglietzen sowie das Schöpfwerk Neutornow.
Tour „Altranft und Umgebung. Industriekultur im Oderbruch“
Strecke: 48 Kilometer Start/Ziel: Bahnhof Bad Freienwaldeg
www.reiseland-brandenburg.de/aktivitaeten-erlebnisse/kultur/industriekultur/energie-route/entdeckertouren/altranft-und-umgebung/
Eisenhüttenstatt: Rundkurs durch die DDR-Planstadt
Die Oder begleitet Radfahrer auch auf der 19 Kilometer langen Entdeckertour „Eisenhüttenstadt und Umgebung“. Die Route führt durch das 750 Jahre alte Fürstenberg (Oder), heute ein Ortsteil von Eisenhüttenstadt, entlang der Oder in die Neustadt, die ab 1950 als sozialistische Planstadt für die Arbeiter des Eisenhüttenkombinats mitten in der märkischen Heide aus dem Boden gestampft wurde. Eisenhüttenstadt ist heute Deutschlands größtes Flächendenkmal - alle Phasen der DDR-Baupolitik sind hier noch sichtbar.
Sowohl das Städtische Museum als auch das Museum Utopie und Alltag lohnen einen Stopp. Ersteres präsentiert neben DDR-Kunst, die industrielle Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert sowie die Geschichte der Planstadt. Das Museum Utopie und Alltag, welches sich im Gebäude eines ehemaligen Kindergartens im II. Wohnkomplex befindet, gibt einen Einblick in den Alltag der Menschen, die in der DDR arbeiteten und lebten.
Tour „Eisenhüttenstadt und Umgebung. Industriekultur an der Oder“
Strecke: 19 Kilometer Start/Ziel: Bahnhof Eisenhüttenstadt
www.reiseland-brandenburg.de/aktivitaeten-erlebnisse/kultur/industriekultur/energie-route/entdeckertouren/eisenhuettenstadt-und-umgebung/
Neben den fünf vorgestellten Touren stehen Flyer für die 15 Kilometer lange Route „Die Baruther Glashütte und Umgebung“ durch das Baruther Urstromtal, die 40 Kilometer lange Route „Eberswalde und Umgebung. Industriekultur am Finowkanal“ sowie die 20 Kilometer lange Route „Rund um Velten. Industriekultur an der Havel“ zur Verfügung.
Weitere Informationen zu den Touren und Industriekulturstandorten liefern die Webseiten www.industriekultur-brandenburg.de und
www.museen-brandenburg.de.
Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. www.museen-brandenburg.de
Tourismusverband Lausitzer Seenland e. V. www.industriekultur-brandenburg.de