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Letzte Aktualisierung: 31.03.2023

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Neue Funktionen und Wegfall von Maestro: Die Girocard 4.0 geht neue Wege

von Bernd Bauschmann

(13.03.2023) Als 2021 bekannt wurde, dass die etablierte Geldkarte mit Maestro-Funktion vor dem Aus steht, war noch unklar, welche Alternative Bankkunden in Zukunft zur Verfügung stehen soll. Viele Girocard-Nutzer waren deshalb verunsichert, doch nun gibt es konkrete Pläne für die Modernisierung der EC-Karte.

Symbolfoto
Foto: Unsplash / Clay Banks
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Das Giro-Zeitalter nach Maestro könnte viele neue Funktionen bereithalten, die das bargeldlose Bezahlen noch komfortabler machen. Eingeführt wird die „Girocard 4.0“ voraussichtlich schon ab 2023. Eine der größten Neuerungen ist das Hybrid-Konzept aus herkömmlicher Geld- und Debit-Kreditkarte.

Umstellungen sollen Lücken im Girocardsystem schließen
Obwohl Verbraucher in Deutschland ihr Bargeld schätzen, ist die Girocard aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Jeden Tag wird sie über 17 Millionen aus der Brieftasche gezückt und stolze 42 Prozent der gesamten Käufe im Einzelhandel begleichen die Deutschen mit der Girocard. Umso überraschender kam die Ankündigung, dass Mastercard den bestehenden Maestro-Dienst aufgrund von fehlender Kompatibilität mit diversen Online-Portalen einstellen möchte. Ohne die Infrastruktur des Dienstleisters ist es dann nicht mehr möglich außerhalb von Deutschland Transaktionen durchzuführen oder Geld abzuheben. Einige befürchteten deshalb sogar das Ende des gewohnten bargeldlosen Bezahlens. Wie sich nun herausgestellt hat, gibt es aber bereits eine Lösung für die Zeit nach Maestro. Als Ersatz springt ab Mitte 2023 ein neues Produkt von Mastercard ein. Die Einführung einiger Funktionen der Girocard 4.0 soll daher noch im Jahr 2023 erfolgen. Mit an Bord sind zahlreiche Features, die das bargeldlose Bezahlen bequemer machen als bisher.

Das sind die neuen Funktionen der Girocard
Der Ausstieg aus dem Maestro-System ist nachträglich betrachtet wohl ein echter Glücksfall für die Verbraucher in Deutschland. Dank der Revision soll die Girocard nämlich umfangreich modernisiert und mit zahlreichen neuen Funktionen ausgestattet werden. Besonders gespannt sind viele Experten auf die Unterstützung des In-App-Payments und verbesserte Sicherheitsfeatures. Darüber hinaus wird sich die neue Girocard problemlos mit virtuellen Smartphone-Wallets wie Apple Pay und Google Pay verwenden lassen. Auf diese Weise möchten Banken auch Service-Lücken schließen, die in der Vergangenheit durch PayPal und andere großen Finanzdienstleister kompensiert wurden.

In-App-Payment per Smartphone
Die neue Funktion dürfte vor allem im Zusammenhang mit dem Mobile-Gaming interessant werden. Das Smartphone ist in den letzten Jahren zu beliebtesten Spieleplattform avanciert und macht den klassischen Konsolen ernsthafte Konkurrenz. In-App-Käufe generieren dabei den größten Umsatz und dominieren die wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Gaming-Marktes. Generell sind es finanzielle Einzahlungen, die vermehrt im digitalen Entertainment getätigt werden und daher eine entsprechende Infrastruktur benötigen. So unter anderem bei Abo-Modellen, wie bei Musik- oder Video-Streaming, bei denen monatlich Transaktionen anfallen. Eine weitere Besonderheit ist das iGaming, das sich nicht nur im starken Wachstum befindet, sondern außerdem auf gegenseitigem Geldverkehr aufbaut. Wer im Internet in Casinos mit Echtgeld hantiert, möchte sich unter jeglichen Umständen auf der sicheren Seite wissen, was besonders bei den Verbrauchern in Deutschland wichtig ist. Nicht verwunderlich also, dass der Fokus auf digitalen Zahlungsabwicklungen liegt.

Die neue Funktion der Girocard trägt diesem anhaltenden Trend Rechnung. Wer künftig im App-Store eine Anwendung kaufen, in einem Handyspiel oder einer anderen App neue Inhalte erwerben oder auch online um Geld spielen möchte, wird die Bezahlung am Smartphone über die Girocard tätigen können. Außerdem dürfte die Girocard damit in vielen Bereichen alternative Zahlungsdienstleister ablösen, denen Kunden aufgrund der komfortablen Handhabung bisher den Vorzug gaben.

Handy-Wallets wie Apple Pay oder Google Pay
Eine weitere sehnlichst erwartete Funktion ist die geplante Integration in digitale Smartphone-Wallets. Apple Pay oder Google Pay kommen im Bereich des kontaktlosen Bezahlens zunehmend zum Einsatz. Die neue Girocard 4.0 soll sich deshalb ganz unkompliziert in beliebte Handy-Wallets einfügen und so als Bezahlquelle verwenden lassen. Bisher bestehende Lücken bei der Verfügbarkeit von Bezahlverfahren möchte man so schließen.

Digitale Kassenbons und Verknüpfung mit Loyalty-Systemen
In einer Phase, die derzeit für 2024 vorgesehen ist, soll die neue Girocard um die Funktion digitaler Kassenbons erweitert werden. Der eBon reduziert den Papierverbrauch im Einzelhandel und dient zur übersichtlichen Archivierung von Ausgaben. Wer sich in einem Geschäft den digitalen Kassenbon ausstellen lässt, braucht deshalb in Zukunft keine Ausdrucke mehr zu horten. Gleichzeitig ist die Anbindung an ein Loyalty-System in Planung, wie man sie bereits von Kreditkartenanbietern kennt.

Vorab-Autorisierung von Zahlungen
Auch die Sicherheit und der Komfort soll sich mit der Einführung der neuen Kartengeneration den technischen Standards anpassen. Zahlungen werden durch ein neues Autorisierungsverfahren bereits im Kaufprozess, noch vor der eigentlichen Transaktion, bestätigt. Damit könnte die Karte auch bei der Buchungen von Hotels und Mietwagen Verwendung finden. Bisher war die Reservierung solcher Angebote nur mit Kreditkarte möglich.

Umstellung soll schrittweise erfolgen
Wer sich jetzt schon auf die angekündigten Funktionen freut, muss sich unter Umständen jedoch noch etwas gedulden, da die einzelnen Features schrittweise implementiert und aktiviert werden. Auf diese Weise möchte Mastercard die Fehleranfälligkeit minimieren und sich zeitgleich die Möglichkeit zur Einführung von Verbesserungen in einer Testphase offenhalten. Bis Jahresende 2023 soll die neue Autorisierungsfunktion für Reservierungen freigeschaltet sein. Die In-App-Payment-Funktion und die geplante Anbindung an digitale Wallets sind ebenfalls Bestandteil der ersten Phase. Somit ist die Kompatibilität mit E-Commerce-Anbietern umgehend gegeben. Der eBon und das Belohnungssystem würden dann 2024 folgen.

Wegfall der Maestro-Funktion für Mitte 2023 geplant
Der Zeitplan sieht ein Ausgabestopp für die alten Maestro-Karten bis Juli 2023 vor. Mastercard betont, dass alle sich im Umlauf befindlichen Karten bis zum Ende ihrer Laufzeit funktionieren werden. Bankkunden können also weiterhin wie gewohnt mit der alten Maestro-Girocard bezahlen. Die Abstellung der Maestro-Funktion würde dann am Ende der vierjährigen Gültigkeit neuer Karten im Juli 2027 erfolgen. Mastercard hat einigen Banken jedoch bereits einen Aufschub gewährt, sodass sich das endgültige Aus nach hinten verschieben könnte. Neue Karten, die den größeren Funktionsumfang enthalten, sind an dem fehlenden Maestro-Logo zu erkennen. Mastercard möchte die Umstellung auf das neue System unterbrechungsfrei abwickeln. Eine gültige Karte kann daher immer auch weiterhin für Zahlungen im Ausland genutzt werden.