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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Neue Empfehlung zur COVID-19-Impfung

STIKO: Relevanz für entzündliche ZNS-Erkrankungen

von Dr. Zoë Hunter

(09.06.2023)  Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts hat am 25. Mai 2023 neue Empfehlungen zur COVID-19-Impfung veröffentlicht. Anlass der Überarbeitung war der Übergang von der pandemischen in die endemische Phase des Infektionsgeschehens und das Bestreben, längerfristige Impfempfehlungen zu entwickeln. Ziel der COVID-19-Impfung ist es weiterhin, schwere Krankheitsverläufe, Hospitalisierungen und Tod sowie Langzeit-olgen nach COVID-19 in der gesamten Bevölkerung zu reduzieren.

Diese Stellungnahme des KKNMS (Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Multiple Sklerose) präzisiert die Empfehlungen für den Umgang mit Patienten mit entzündlichen ZNS-Erkrankungen. Grundsätzlich wird empfohlen, dass alle Personen im Alter ≥ 18 Jahre über eine Basisimmunität gegen Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus Type 2 (SARS-CoV-2) verfügen sollten. Eine Basisimmunität wird durch mindestens zwei oder drei Antigenkontakte sollten als Impfung erfolgt sein.

Für Personen mit Grunderkrankungen, die mit einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf einhergehen, gibt es spezifische Empfehlungen. Zu diesen Grundkrankheiten zählen grundsätzlich auch Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie die multiple Sklerose (MS).

Personen ab einem Alter von sechs Monaten mit einer Grundkrankheit mit erhöhtem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf sollten zukünftig weitere Auffrischimpfungen erhalten – in der Regel im Mindestabstand von zwölf Monaten zum letzten bekannten Antigenkontakt, hervorgerufen durch Impfung oder Infektion. Sofern der letzte bekannte Antigenkontakt bereits mindestens zwölf Monate zurückliegt, soll die Auffrischimpfung vorzugsweise im Herbst verabreicht werden.

Prof. Mathias Mäurer, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Würzburg Mitte und Sprecher der Task Force Versorgungsstrukturen und Therapeutika, erklärt: „Die für die Grundimmunisierung und die Auffrischimpfung gegen COVID-19 in der Europäischen Union (EU) zugelassenen Impfstoffe verschiedener Technologien (mRNA Impfstoffe, Vektor-basierte Impfstoffe, adjuvantierte Protein-basierte Impfstoffe und inaktivierte Ganzvirus-Impfstoffe) sind allesamt Totimpfstoffe, das heißt, sie enthalten abgetötete Erreger, Erreger-Bestandteile oder im Fall von mRNA-Impfstoffen „Baupläne“ von Erregerbestandteilen, die sich weder vermehren noch eine COVID-19 Erkrankung auslösen können. Eine Auffrischimpfung kann grundsätzlich mit jedem der zugelassenen Impfstoffe erfolgen.“

Die STIKO präferiert den Einsatz von Varianten-adaptierten mRNA Impfstoffen. Spikevax-Produkte (mRNA-basierte Impfstoffe von Moderna) werden aufgrund des bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erhöhten Peri-/Myokarditisrisiko erst ab einem Lebensalter von 30 Jahren empfohlen. Dies wird vom KKNMS auch hinsichtlich potentieller Interferenzen mit der (Immun)Pathogenese der MS exakt so gesehen.

„Die neuen STIKO Empfehlungen zur COVID-19 Impfung sind nun längerfristig ausgelegt und für MS Betroffene sowie anderen chronischen entzündlichen ZNS Erkrankungen vergleichbar mit den Empfehlungen zur Grippeschutzimpfung“, sagt Professor Jan Lünemann, Mitglied der Leitungsgruppe der TASK FORCE HSCT und Oberarzt am Universitätsklinikum Münster, und ergänzt: „abweichend von diesen generellen Empfehlungen ist jedoch auch weiterhin im Einzelfall zu prüfen, ob kürzere Impfabstände und häufigere Impfungen, beispielsweise unter immunsuppressiver Therapie, indiziert sind.“