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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Neue CO2-Bilanz für Frankfurt am Main

von Ilse Romahn

(28.11.2019) Die am Mittwoch, 27. November, vom Energiereferat vorgelegte neue CO2-Bilanz für das Jahr 2017 zeigt im Vergleich zu 1990, dass die CO2-Emissionen in Frankfurt am Main um 19,5 Prozent gesunken sind (ohne Flugverkehr).

In absoluten Zahlen sanken die CO2-Emissionen auf 7,9 Millionen Tonnen CO2 (9,81 Millionen Tonnen in 1990). Die CO2-Emissionen pro Kopf sind im Berichtszeitraum von 1990 bis 2017 um 32 Prozent gesunken. Bis zum Jahr 2050 sollen die CO2-Emissionen laut „Masterplan 100 % Klimaschutz“ jedoch um 95 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Prozentual fallen die Einsparungen im Industriesektor mit 33 Prozent am höchsten aus, die Haushalte folgen danach mit 27 Prozent. Nur im Verkehrssektor sind die CO2-Emissionen seit 1990 angestiegen auf 1,67 Millionen Tonnen (ohne Flugverkehr).

„Die heutige CO2-Bilanz zeigt, wie wichtig es war, eine neue Klimaallianz für Frankfurt zu beschließen“, sagte Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. „Wir bewegen uns beim Klimaschutz zwar in die richtige Richtung, müssen das Tempo jedoch noch deutlich erhöhen.“ Vor allem im Verkehr gebe es noch einen großen Veränderungsstau, erklärte die Stadträtin.

Endenergieverbrauch im gleichen Zeitraum gestiegen
Der Verbrauch der Endenergie soll laut „Masterplan 100 % Klimaschutz“ bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent reduziert werden. Der Endenergieverbrauch ist von 1990 bis 2017 jedoch um 0,6 Prozent angestiegen. Die Gründe hierfür sieht das Energiereferat vorwiegend bei der Zunahme von Rechenzentren im Stadtgebiet. Hierfür spricht auch, dass der Anteil an Strom am Endenergiemix gestiegen ist. Mehr als 40 internationale Rechenzentrumsbetreiber sind mittlerweile in Frankfurt angesiedelt. Sie machen zusammen inzwischen ein Fünftel des gesamten Strombedarfs der Stadt aus. Im Jahr 2017 haben die Rechenzentren 1037 Gigawattstunden Strom verbraucht. Das heißt, sie verbrauchen mehr Strom als alle Haushalte in Frankfurt zusammen. Nach Meinung von Umweltdezernentin Heilig ist der steigende CO2-Ausstoß der Rechenzentren ein Alarmzeichen für den Klimaschutz insgesamt. „Ich kann nur an die Bundesregierung appellieren, Klimaschutz und Digitalisierung nicht als völlig getrennte Baustellen zu betrachten. Wir benötigen dringend eine Strategie, um den explodierenden Strombedarf durch Streamingdienste, Clouds und das Internet der Dinge in den Griff zu bekommen“, sagte die Dezernentin.

Entwicklungen der CO2-Werte in den einzelnen Sektoren unterschiedlich
Bei der CO2-Bilanz werden die Sektoren Haushalte, GHD (Gewerbe, Handel, Dienstleistungen) Industrie und Verkehr untersucht.

Haushalte/GHD/Industrie
In den Sektoren Haushalte, GHD und Industrie sanken die CO2-Emissionen absolut um 2,19 Millionen Tonnen. 1990 lag der Ausgangswert für die drei Sektoren bei 8,4 Millionen Tonnen. Das bedeutet eine Reduzierung der CO2-Emissionen von 2017 gegenüber 1990 um 27,4 Prozent. Die stärkste Senkung der CO2-Werte liegt im Bereich Industrie vor. Hier sind die CO2-Emissionen von 1990 bis 2017 um 1,1 Millionen Tonnen reduziert worden. Als Hintergrund erkennt das Energiereferat einen Strukturwandel und eine große Bereitschaft, Energie und damit auch Kosten einzusparen.

Bei den Haushalten sanken die CO2-Emissionen zwischen 1990 bis 2017 um 520.000 Tonnen, obwohl die Bevölkerung um 118.317 Einwohner gewachsen ist. Gründe hierfür sind die bessere Ausstattung der Haushalte mit energiesparenden Haushaltsgeräten, der Wechsel von Ölheizungen auf Gasheizungen oder Fernwärme sowie die energetische Sanierung von Gebäude. Im Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sanken die CO2-Emissionen von 3,15 Millionen Tonnen auf 2,58 Millionen Tonnen. Dies entspricht einer CO2-Reduzierung von 18 Prozent. Dies wird trotz massiven Ausbaus der Rechenzentren erreicht. Durch die Rechenzentren wurden im Jahr 2017 circa 575.000 Tonnen CO2 emittiert; im Jahr 2015 waren es noch 373.200 Tonnen CO2.

Verkehr
Der Verkehrssektor ist der einzige Sektor, in dem die CO2-Emissionen seit 1995 um 170.000 Tonnen gestiegen sind. Das bedeutet eine Steigerung der CO2-Emissionen von 2017 gegenüber 1995 von 11 Prozent. Verkehr wird erst seit 1995 mitbilanziert. Eine besondere Rolle nimmt die Bilanzierung des Flugverkehrs ein. Seit 2013 fließen auch die Starts und Landungen bis zu einer Höhe von 3000 Fuß (914 Meter) in die Bilanz mit ein. Dadurch kommen im Jahr 2017 noch einmal 850.000 Tonnen CO2 hinzu.

Datenbasis
Die Stadt Frankfurt am Main hat bereits 1987 ihre erste CO2-Bilanz erstellt, damals noch ohne den Verkehrssektor. Dieser wurde im Jahr 1995 erstmals mitbilanziert. Die Methoden und Berechnungsverfahren für CO2-Bilanzen haben sich in den ersten Jahren noch mehrfach geändert. Seit 2005 erfolgt die Bilanzierung durch das ifeu - Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg nach einem einheitlichen BISKO (Bilanzierungs-Systematik Kommunal)-Standard, sodass ab diesem Zeitpunkt auf eine vergleichbare Bilanzierungsreihe geschaut werden kann. Datenbasis für die Bevölkerungszahlen von Frankfurt sind die Zahlen vom Amt für Wahlen und Statistik aus dem Jahr 2017. (ffm)