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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Naturtheater Naxos vom 29. bis 31. Oktober 2021

von Ilse Romahn

(29.10.2021) Umgeben von Ginkgo-Bäumen bietet der Pavillon „Naturtheater Naxos“ in der Frankfurter Naxoshalle mit seinem Sitzkreis aus Strohballen bis zu 50 Menschen die Möglichkeit, an Performances, Panels, Workshops und Vorträgen zum Klima- und Nachhaltigkeitsdiskurs teilzunehmen. Am 29., 30. und 31. Oktober, jeweils 18.00 – 19.30 Uhr, kann man sich den Pavillon sowie ein Architekturmodell der Naxoshalle als eine Vision eines Naturtheaters anschauen.

Kern dieses Modells ist eine Renaturalisierung der Halle in Form eines ganzflächigen Gartens. Dieser wird direkt auf den durch Schweröl verseuchten Boden angelegt und hat die Funktion, durch bestimmte Pflanzen und Pilze den toxifizierten Boden langfristig zu reinigen. In einem Booklet zur Ausstellung finden sich Texte, die zur Auseinandersetzung mit der Präsentation einladen. Zum Ausstellungsbeginn wird zudem die Projekt-Homepage www.naturtheaternaxos.de veröffentlicht sein.

Das Naturtheater Naxos begreift sich als eine Gesprächs- und Denkeinladung. Wie wollen und können wir angesichts der sich drastisch verändernden Umwelt in den urbanen „Ruinen des Kapitalismus“ unser öffentliches städtisches Leben neugestalten? Wir glauben, dass Kulturinstitutionen hier mehr Verantwortung übertragen werden sollte. Als Orte des öffentlichen Lebens haben sie die Möglichkeit, Menschen in die soziale und klimagerechte Mitgestaltung der städtischen Öffentlichkeit zu beteiligen.

Living with Ruins
Das Leben in Großstädten weltweit wird künftig nicht mehr dasselbe sein. Betrachten wir Frankfurt, ist davon auszugehen, dass die klimatischen Bedingungen im Jahr 2050 den aktuellen von San Marino gleichen werden. Wie können sich Stadtgesellschaften den neuen klimatischen und daraus hervortretenden sozialen Herausforderungen stellen? Wo können wir zusammenkommen für ein gemeinsames Denken und Handeln, das es braucht, um auf diese Veränderungen reagieren zu können? Die städtische Öffentlichkeit braucht Orte, die diesen neuen Bedürfnissen entgegenkommen. Orte, die
zu öffentlichen Laboren werden, in denen wir gemeinschaftlich einen klimagerechten und sozialen Umgang erproben können und in denen wir herausfinden können, wie wir mit den Ruinen des Kapitalismus leben können.

Das Theater scheint für uns zu einem solchen Ort werden zu können. In Anlehnung an die Theorien des Philosophen Bruno Latour und der Anthropologin Anna Tsing, welche den Fokus stärker auf geo-soziale und geo-politische Fragestellungen lenken, imaginieren wir uns beispielsweise ein ganztägig geöffnetes Theater. Ein per Definition öffentlicher Ort. Also ein Ort, der gerade durch eine Öffentlichkeit geprägt ist und für mehr Durchlässigkeit und Transparenz sorgt. Konkret könnte das bedeuten, dass es außer den Büros und den Lagern keine rein exklusiven Räumlichkeiten mehr gibt. Die Gründe für Menschen, sich in einem solchen Theater aufzuhalten, wären vielfältig: Sie könnten sich hier versammeln, bilden, aber auch essen, trinken, spielen, arbeiten, gärtnern, Theater, Musik, Literatur, Performance, Kino schauen oder einfach verweilen. So könnte der Ort in der Wahrnehmung der Menschen mehr einem überdachten Garten, als einem exklusiven Kulturpalast gleichen. Ein Garten, der Diversität verinnerlicht und lebt, und die Aufarbeitung struktureller Diskriminierung in Institutionen als Teil klimagerechten Werdens versteht. Die Benutzung des Gebäudes würde demnach Klimaneutralität nicht nur strukturell abbilden, sondern in eine neue kulturelle Praxis überführen.

Das Naturtheater Naxos versteht sich als Auftakt, Theater mithilfe eines mobilen Pavillons, neu zu denken und zu verhandeln. Ganz im Sinne der Biologin Donna Haraway, die betont: “Wir werden miteinander oder wir werden gar nicht” - wir machen oder schauen nicht länger nur Theater: Wir werden Theater.
Die Publikation und Ausstellung „Living with Ruins“ stellt ein von Architekt Arthur de Buren und Bühnenbildner Jakob Engel entwickeltes klimaneutrales Architekturmodell für die Naxoshalle vor. Das Büro für Landschaftsarchitektur Wagon-Landscaping aus Frankreich entwickelte hierzu einen Bepflanzungsplan. Texte von Hauke Ohls, Anna Pomyalova und Manuela Mehrwald sowie ein Gespräch zwischen François Vadepied von Wagon-Landscaping und Arthur de Buren komplettieren die Publikation.

Projektleitung: Jakob Engel; Konzept: Arthur de Buren, Jakob Engel, Manuela Mehrwald; Geschäftsführung: Jan Philipp Stange; Bühnenbild und Architektur: Arthur de Buren, Jakob Engel: Technische Leitung: Nils Wildegans; Koordination & Öffentlichkeitsarbeit: Dörthe Krohn.

Öffnungszeiten: 29. – 31. Oktober 2021, jeweils 18.00-19.30 Uhr
Ort: studioNAXOS, Naxoshalle, Waldschmidtstr. 19, 60316 Frankfurt am Main
Corona-Info: Zutritt entsprechend 3G-Regel
Infos: www.studionaxos.de/programm sowie: https://studionaxos.de/naturtheater

Eintritt frei.

Ein Projekt von studioNAXOS in Kooperation mit dem Theater Willy Praml und NAXOS. Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR und vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main.