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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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Musikforum Kriftel: Fulminanter Konzertauftakt zum 1. Mai

Große Spendenbereitschaft des Publikums

von Christine Diegelmann

(05.05.2022) Nach zwei Jahren Pandemie sehnt man sich nach Normalität und kultureller Ansprache. Das zeigte deutlich die hohe Zuschauerzahl am vergangenen Sonntag beim ersten Krifteler Konzert des Musikforums in diesem Jahr.

Foto: Bernd Reimann
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Sicher war es auch die musikalische Qualität, die man von den beiden Künstlerinnen erwarten durfte. So waren um die 100 Interessierte ins Rat- und Bürgerhaus gekommen – viel mehr als von den Veranstaltern erwartet. Eilig wurden kurz vor Beginn noch Stühle aufgestellt, Trennwand sowie Empore geöffnet. Die Atmosphäre war geschäftig, freudig und erwartungsvoll.

Eingeladen hatten das Musikforum zum Konzert zweier Musikerinnen, die durch eine vielseitige Ausbildung in unterschiedlichen Stilrichtungen einen abwechslungsreichen Nachmittag versprachen. Andrea Post nimmt seit 24 Jahren klassischen Gesangsunterricht. Zusätzlich bildet sie sich seit einigen Jahren im Bereich Jazz-Pop weiter. Friederike Wiesner studierte nicht nur Klavier und Klavierpädagogik, sondern ebenso das Fach Liedgestaltung, was ihr zahlreiche Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben bis hin zu Beteiligungen an CD-Produktionen mit Kunstliedern einbrachte. In Kriftel haben sich beide Frauen bei zahlreichen Auftritten über viele Jahre hinweg schon einen guten Namen gemacht.

 

Grandiose Fingerfertigkeit

Das Programm wies einen Streifzug durch vier Jahrhunderte mit fünf seiner Musikgenres aus. Den Anfang machten zwei Stücke aus Oratorien von Händel und Mendelssohn-Bartholdy sowie das „Ave Maria“ von Bach/Gounod. Hierbei zeigte die Pianistin wie immer ihre grandiose Fingerfertigkeit, während die Sängerin mit schwierigen Koloraturen glänzte. Dabei schaute sie kein einziges Mal in ihre Notenmappe. Die war sowieso nur Show, wie Matthias Post, Andreas durch das Programm führender Ehemann, dem Publikum verriet: Es befand sich kein einziges Notenblatt darin.

Der zweite Block war dem Thema „Lied“ gewidmet. Hier begann es melodiös mit der irischen Hymne „Londonderry Air“, dem nicht minder bekannten „Solveigs Lied“, um sich dann mit Schuberts „Erlkönig“ zu bedrohlicher Dramatik zu steigern. Noch vor der Pause schlossen sich drei Opern-Arien aus „Le Nozze di Figaro“, Saint-Saёns‘ „Samson und Dalila“ und aus „Carmen“ an. Hierfür hatte Post von einem schwarzen in ein rotes Kleid gewechselt. Die „Habanera“ sang sie zudem barfuß zum Playback.

 

Hörgenuss zum Schwelgen

Nach einer Pause, in der wieder Erfrischungen verkauft werden durften, kündigte Matthias Post das Lieblingsgenre seiner Frau an: das Musical. Und der Lieblingstitel dieser liebsten Musikgattung, „I have a love“ aus der „West-Side-Story“, war darum natürlich als namensgebend für die Veranstaltung gewählt worden. Hierbei, wie auch beim schwungvollen „I got rhythm“ aus Gershwins „Crazy Girl“ sowie bei einem Stück aus dem Musical „Les misérabiles“, konnte Andra Post wieder einmal ihre Spielfreude beim Nachstellen der Handlungsszenen zeigen. Ihre Stimme passt ganz besonders gut zu diesem Musikstil – wie auch zu den darauffolgenden neuzeitlichen Hits aus drei Jahrzehnten. Diese waren unterteilt in Pop (Englisch) und Deutsch-Pop. Wieder hatte sich die Sängerin dazu umgezogen - diesmal in ein grünes Kleid.

Den ersten Titel „Perfect“ von Ed Sheeran sang sie zum ersten Mal vor Publikum und brachte den bekannten englischen Text sogar verständlicher rüber als das Original aus dem Radio. Ihre Stimme, ebenso wie die gewohnt einfühlsame Klavier-Begleitung von Friederike Wiesner, boten einen Hörgenuss zum Schwelgen.

 

Knapp 1500 Euro für krebskranke Flüchtlingskinder

Zu dem ebenfalls romantischen „I got a reason“ war das offizielle Musikvideo 2017 in Kiew gedreht worden. Es zeigt einen Mann, der sich von seiner Frau und Tochter verabschieden muss. Dieser traurige Bezug zur inzwischen eingetretenen Realität verdeutlichte die Notwendigkeit des Spendenzweckes der Veranstaltung einmal mehr. Musikforumsleiter Vollmert hatte bereits in seiner Begrüßung um Spenden zugunsten der Ukrainehilfe gebeten. Es sollen damit insbesondere krebskranken Kindern aus den Kriegsgebieten notwendige Behandlungen ermöglicht werden. Ein Aufruf, dem das Krifteler Publikum bereitwillig und großzügig folgte. Am Ende waren im Spendentopf fast 1500 Euro gelandet!

Bei den abschließenden vier Songs hatte der Flügel Pause, denn Andrea Post trug sie zum jeweiligen Original-Playback vor. Von Annett Louisans ironischer Hommage an ein prickelnd-alkoholisches Getränk („Das alles wär nie passiert“) über „Gib mir Sonne“ (Rosenstolz), „I want to break free“ (Queen) steigerte sie sich bis zur dramatischen James-Bond-Hymne „Skyfall“ von Adele - Gewandwechsel und Spielszenen inklusive.

Insgesamt war dieser Konzertauftakt überaus gelungen. Andrea Post wusste während dieser zwei Stunden ihr Publikum mit vollem Einsatz zu begeistern. Alle Musikstücke interpretierte sie auswendig und wusste dabei einen einzigen kleinen Schnitzer so gekonnt zu überspielen, dass er garantiert nicht jedem aufgefallen ist. Zu Friederike Wiesner muss man eigentlich gar nichts mehr sagen – außer wie immer: „Hervorragend“, „Perfekt“!

Nach einem tosenden Applaus gaben Post und Wiesner noch eine Zugabe, deren Refrain vielen im Saal aus der Seele – und der mitsingenden Kehle – sprach: „Thank you for the music“ – danke für diesen wunderbaren Nachmittag!