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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Mit Spaß die digitale Zukunft entdecken

Kinder programmieren spielerisch Websites, Spiele und Apps

von Ilse Romahn

(20.07.2020) Immer mehr Kinder und Jugendliche wachsen als Digital Natives selbstverständlich mit Smartphones und Tablets auf. Der durch das Coronavirus bedingte Unterrichtsausfall zeigt, wie wichtig es ist, dass bereits Schulkinder mit diesen Geräten umgehen können.

Doch was passiert eigentlich hinter dem Display, wenn ein Formular online ausgefüllt, ein Foto bei Instagram hochgeladen oder ein Video geschnitten und in der Klassengruppe gepostet wird? In der Berlitz Digital School in Frankfurt lernen Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 15 Jahren die Welt der Bits and Bytes altersgerecht und von Grund auf aktiv kennen. Mit spielerischen Methoden führen Trainer sie in die Logik der Programmiersprachen ein. In kleinen Teams bauen sie Spiele, Websites und Apps und entwickeln so ein Verständnis für technische Zusammenhänge. Sicherheit im Internet steht ebenfalls auf dem Stundenplan. Ziel ist es, die Kinder spielerisch und praxisnah computerfit zu machen. Die Kurse mit maximal zwölf Kindern sind ab Juli gestartet und finden vorerst virtuell statt; sobald es neue Lockerungsbestimmungen gibt, ein- bis zweimal wöchentlich im Berlitz Center in Frankfurt in der Kaiserstraße 6. Sie sind modular aufgebaut und starten monatlich ab 74 Euro. Infos unter www.berlitz.de/digitalschool. 

Meldung aus Kinderperspektive: Papa, ich habe eine App gebaut
Wie entstehen eigentlich die Computerspiele und Apps, die ich benutze? Jugendliche und Erwachsene „programmieren“ sie. Eine neue App oder ein Spiel können jetzt sogar schon Kinder bauen. Das ist gar nicht so schwer. Lernen lässt sich das in Coding-Kursen. Coding ist ein englisches Wort und steht für „programmieren“. Kinder ab sieben Jahren können so einen Kurs bei der Firma Berlitz in vielen Städten besuchen, beispielsweise in Berlin, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Frankfurt am Main, Leipzig oder München. Oder auch von zu Hause aus am Computer oder Laptop. Jede Woche gibt es neue, spannende Aufgaben. Mehr Infos unter www.berlitz.de/digitalschool 

Hintergrundgeschichte: Neuer Trend: Coding für Kids
Die Welt von morgen ist digital. In Programmierkursen lernen bereits Kids spielend Websites und Apps zu bauen. Sie bewegen sich weg vom passiven Medienkonsum und haben dabei jede Menge Spaß.   

Ganz häufig ist es der Medienkonsum der Kinder, der in Familien für Zündstoff sorgt. Sie schauen zu lange fern oder hängen stundenlang vor dem Tablet und Smartphone. Früher wurden Kinder bestraft, indem die Eltern ihnen sagten: „Du darfst nicht raus.“ Seit einigen Jahren ist es umgekehrt: „Du musst raus.“ Doch statt den Medienkonsum zu verbieten und ihn dadurch noch reizvoller zu machen, empfehlen inzwischen immer mehr Bildungsexperten, den Reiz der Kinder an digitalen Medien zu kanalisieren und sogar zu fördern. Eltern müssen erkennen, dass ihre Kinder in einer digitalen Welt aufwachsen und vermehrt mit digitalen Geräten in Berührung kommen. 

Doch wie das Interesse der Kinder an digitalen Medien steuern und kanalisieren? „Coding“ heißt das Zauberwort der Stunde. Dabei programmieren Kinder eigene Spiele und Apps und werden spielerisch an die Informatik-Grundlagen herangeführt. Schon Sechsjährige lernen dabei schnell die Grundlagen einer Programmiersprache und verbessern nebenbei ihre Fähigkeit für selbstorganisiertes Lernen sowie lösungsorientiertes und kreatives Denken. 

Genau diese Fähigkeiten sind später von großer Bedeutung und wichtige Voraussetzungen für den weiteren Bildungsweg. Egal, ob ein Kind später studiert oder in einem nicht akademischen Beruf tätig ist, viele Jobs werden künftig Coding-Skills verlangen. Die Digitalisierung lässt Studien und Umfragen zufolge in den nächsten 20 Jahren etwa jeden zweiten derzeitigen nichtdigitalen Job verschwinden. 

Den größten Wissensdurst und auch die größte Unvoreingenommenheit für das Coding beobachten Kursanbieter bei Kindern im Alter zwischen sieben und 15 Jahren. Solche Angebote liegen im Trend: Immer mehr dieser außerschulischen Kurse, Workshops und Initiativen widmen sich der vorgezogenen Informatikbildung. Einige solcher Kurse finden in den Ferien geballt statt, bei anderen Anbietern wiederum, wie beispielsweise bei Berlitz, ein- bis zweimal wöchentlich über einen Zeitraum von einem Jahr oder länger, um die Kinder grundlegend an das Thema heranzuführen. Nach Angaben von Henning Strahl, der bei dem bundesweit tätigen Bildungsdienstleister für die Codingkurse verantwortlich ist, „verfestigt sich dabei das Gelernte deutlich besser“. 

Viel wichtiger, ob die Kinder in einem Block oder wöchentlich über einen längeren Zeitraum ein besseres Verständnis für die digitale Welt durchs Programmieren erlernen, ist nach Angaben von Strahl: „Wenn ich einem Computer etwas beibringe, muss ich mich in ihn hineinversetzen können. Die Kinder lernen durch das Programmieren zu verstehen, wie Digitales im Innersten eines Computers aufgebaut ist. 

Das sieht auch die OECD so. In ihrem Bericht „The Future of Education and Skills 2030" steht: „Die Schüler von heute müssen auf noch nicht existierende Berufe mit noch nicht erfundenen Technologien vorbereitet werden, um noch nicht erwartete Probleme zu lösen." 

In einer von Digitalisierung durchdrungenen Arbeitswelt braucht es in immer mehr Berufen zumindest Grundkompetenzen in Informatik – und in der Schule, Ausbildung und Studium sowieso. Schon derzeit fehlen nach Angaben des IT-Branchenverbandes Bitkom in Deutschland mehr als 100.000 IT-Spezialisten, Tendenz rapide weiter steigend. Um in Zukunft den Personalbedarf decken zu können, müssen Politik und Schulen die Weichen stellen und Kinder für das Fach begeistern – und zwar je früher, desto besser, so Strahl. „Doch Schulen und Lehrkräfte sind oft damit überfordert oder haben selbst wenig Interesse daran“, so seine Beobachtung. 

Deshalb boomen außerschulische Programmierkurse aller Art. Es gibt Online-Angebote, die komplett im Internet stattfinden, und Anbieter wie VHS oder Berlitz sowie Start-Ups, die sich auf diese Nische spezialisiert haben. ScratchJR beispielsweise ist für Kinder von fünf bis sieben Jahren gemacht. Die Kinder müssen noch nicht einmal lesen können, um kleine Spiele oder interaktive Geschichten zu programmieren. Auf der Website https://code.org/ gibt es Programmierspiele und -übungen für Kinder und Jugendliche von vier bis 18 Jahren. 

Schon Kindergartenkinder lernen inzwischen intuitiv, wie ein Computer funktioniert. Aufgaben werden dabei in einzelne Arbeitsschritte zerlegt, nacheinander ausgeführt und so lange wiederholt, bis bestimmte Probleme erfolgreich gelöst sind. Etwas ältere Kinder lernen beim Programmieren dann auch die entsprechenden Fachbegriffe: Sequencing und Loops gehen ihnen selbstverständlich über die Lippen. Rausgehen an die frische Luft sollten die Kinder allerdings – zumindest hin und wieder – trotzdem.