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Mercosur-Appell der Wissenschaft

MdEP Häusling: „EU-Kommission muss Klimaschutz einfordern“

Der Appell hunderter Wissenschaftler und Ureinwohner an die EU, bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Brasilien den Schutz der Umwelt und die Einhaltung der Menschenrechte einzufordern, sollte der EU-Kommission endgültig die Brisanz der Lage in Südamerika und die Verantwortung der EU für die Natur in diesen Ländern deutlich machen, meint Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament sowie Mitglied im Umweltausschuss.
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Der Wiesbadener EU-Parlamentarier Martin Häusling fordert die EU-Kommission auf, der Umweltpolitik des brasilianischen Präsidenten Bolsonaro die Rote Karte zu zeigen.
Foto: EU-Pressestelle

„Seit Monaten warnen wir Grüne die EU, bei den Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten mit äußerster Vorsicht zu operieren oder die Gespräche am besten zu stoppen“, sagte der Wiesbadener EU-Abgeordnete. „Wenn die EU-Kommission unseren Zweifeln, die durch fatale Äußerungen des neuen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro zum Umgang mit Regenwald, Landlosen und Agrarwirtschaft immer wieder auf’s Neue bestätigt werden, nicht glauben mag: Der im Fachmagazin Science veröffentlichte Brief von 600 Wissenschaftlern aus EU-Staaten und den Vertretern von zwei Dachorganisationen der Ureinwohner Brasiliens, die rund 300 indigene Völker vertreten, sollte nun das ultimative Alarmzeichen für ein Umdenken in den Verhandlungen sein.“

Die Expertengruppe unterstreicht nochmals, welche Verantwortung gerade auch die EU für den Zustand der Umwelt und Natur in Südamerika hat. Denn durch den Import landwirtschaftlicher Produkte sei die EU mitverantwortlich für die großflächige Abholzung in Brasilien, schreiben die Unterzeichner des offenen Briefs. Häusling: „Wenn sie darauf hinweisen, dass die EU Abholzung importiert, dass sie mit der geduldeten Abholzung der Wälder nicht nur große Mengen an Kohlendioxid freisetzt, sondern auch die Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung gefährdet, dann darf diese Kommission in den Gesprächen mit Bolsonaro und Co nicht lax darüber hinweg gehen.“ Denn hier gehe es nicht allein um wie auch immer geartete Handelbeziehungen, hier gehe es um die gesamte Menschheit, denn Klimawandel gehe alle an.

„Bolsonaro zeigte sich von dieser Kritik bisher ungerührt und macht zum Entsetzen der Welt klar, dass ihm der globale Wert von Regenwäldern sowie den Trockenwäldern des Cerrado und deren Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt gleichgültig ist. Er duldet illegale Abholzung und forciert auf diesen Flächen den großagrarischen Anbau von Soja und anderen Monokulturen für den weltweiten Export. Dieser frechen Politik muss die EU-Kommission die rote Karte zeigen, denn dieser Präsident schadet nicht nur seinem eigenen Volk, sondern der Welt“, fordert Häusling.