Luftdesinfektion in geschlossenen Räumen

Corona-Killer UV-C-Lampen: Experten warnen vor laienhafter Anwendung

von Ilse Romahn

Doch es gibt eine wirksame Lösung, die bereits seit 40 Jahren im Krankenhausumfeld und Regierungsgebäuden zur Sterilisation von Luft angewendet wird: UV-C-Licht. Nun wird der Einsatz u. a. auch für Büros, Kitas und Supermärkte in Deutschland gefordert – und teilweise schon umgesetzt. Die Nachfrage nach den „magischen Strahlen" ist hoch, Weltmarktführer signify hat die Produktion solcher Lampen seit der Pandemie verachtfacht. Zudem hat sich ein Markt für einfache und vermeintlich wirksame Plug and Play-Lösungen entwickelt. Doch warnen Raumlufttechnik-Experten wie Pablo Theux, Geschäftsführer der KMLS-Gruppe für Gebäudetechnik und auch das Bundesamt für Strahlenschutz2: UV-C-Licht ist bei laienhafter Anwendung und falscher Dimensionierung nicht nur unwirksam, sondern sehr gefährlich für den Menschen.

Kein Schutz, wenn Technik nicht individuell an Raumbeschaffenheit angepasst ist
So naheliegend die Luftentkeimung mit UV-C-Licht ist, so anspruchsvoll ist auch ihre Planung, Installation und Wartung. Abhängig von den gebäudetechnischen Gegebenheiten werden zentrale oder dezentrale Lösungen installiert. Es ist auch möglich, UV-C Module in bestehende Lüftungsanlagen zu integrieren. Pablo Theux erklärt: „Nur mit der richtigen Dimensionierung der Anlage und der damit einhergehenden Dosis der UV-C-Bestrahlung sowie dem Einsatz richtiger Filter lassen sich bis zu 99 Prozent der Keime und Erreger nachweislich deaktivieren. Das gelingt nur, wenn die komplette Raumluft bis zu sechs Mal pro Stunde durch entsprechende Leistung der Geräte desinfiziert wird". Er warnt eindringlich vor laienhafter Montage der Luftsterilisatoren: „Die direkte Strahlung auf den Menschen kann extrem gefährlich sein. Bei fachgerechter Anwendung ist sie hingegen eine sehr effektive und gesundheitlich unbedenkliche Methode zum Schutze der Gesundheit." Nicht nur gegen das Coronavirus.

UV-C-Technologie nimmt in Deutschland Fahrt auf
Was in Deutschland noch am Anfang steht, gehört in China schon zum Alltag. Dort kommt die UV-C-Technologie in Schulen und Kindergärten bereits zum Einsatz. Doch auch hier werden die Rufe nach einer umfassenden Lösung für die kommenden Kältemonate lauter. So fordert der Deutsche Kitaverband mit Blick auf den Winter Mittel für die Ausrüstung der Kitas mit Lüftungsanlagen3. Auch Restaurantbetreiber, Büros, Ärzte und Einzelhandelsketten haben die Technologie bei KMLS und dessen Partner signify angefragt. Einer der prominentesten Nutzer von UV-C-Licht ist RB Leipzig. Hier wird die Technologie von signify erstmals in der Mannschaftskabine der Roten Bullen getestet. Weitere Testfelder im Stadion, u. a. Food- und Sanitärbereiche, sind angedacht.

Info: „Wundermittel" UV-C-Licht
Bei einer Wellenlänge von 200 bis 280 nm spricht man von Strahlung im UV-C-Bereich. Sie kommt auf der Erde auf natürlichem Wege nicht vor. Deshalb haben Bakterien und Viren keine Abwehrmechanismen dagegen entwickelt: Ihre DNA wird beim Kontakt zerbrochen und innerhalb von Sekunden unschädlich gemacht. Diese wissenschaftlich belegte Eigenschaft ist nicht neu – der mögliche flächendeckende Einsatz von UV-C-Lichttechnologie hingegen schon. Dank neuer Geräte ist die hochwirksame Luftentkeimung jetzt theoretisch in allen geschlossenen Räumen möglich. Durch Luftzirkulation treffen die Viren auf den Lichtstrahl und werden sofort deaktiviert. Die Wirksamkeit wurde auch bei Coronaviren durch eine Studie der Boston University bestätigt4.