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Letzte Aktualisierung: 09.12.2024

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Literarisches Irland: Die schönsten Bibliotheken auf der grünen Insel

von Bernd Bauschmann

(12.11.2024) Bibliotheken sind mehr als bloße Aufbewahrungsorte für Bücher – sie verbinden Geschichte, Kultur und Literatur und wirken wie lebendige Zeitzeugen. Gerade in der kalten Jahreszeit bieten sie gemütliche Rückzugsorte, die einen tiefen Einblick in die Kultur des Landes ermöglichen. Das gilt sowohl für Nordirland als auch für Irland.

Bildergalerie
Nicht nur für Literaturliebhaber ein beliebtes Ziel - die Trinity College Library in Dublin.
Foto: Tourism Ireland
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Dublin für Bücherfans: Die Marsh's Library punktet mit beeindruckender Architektur und einzigartigem Ambiente.
Foto: Tourism Ireland
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Die Trinity College Library in Dublin zählt zu den eindrucksvollsten Bibliotheken der Welt; das dort ausgestellte Book of Kells gehört zu den größten literarischen Schätzen Irlands. Doch daneben warten auch zahlreiche weniger bekannte, aber nicht minder inspirierende Orte darauf, erkundet zu werden. Diese drei Institutionen gehören auf die Bucketlist:

1. Marsh's Library: Irlands erste öffentliche Bibliothek

Ob Jonathan Swift, James Joyce oder Bram Stoker, in der Marsh's Library in Dublin fanden zahlreiche berühmte Schriftsteller Inspiration. Im Jahr 1707 als erste öffentliche Bibliothek Irlands gegründet, gleicht der Besuch einer Zeitreise. Zwei lange Galerien mit massiven Bücherschränken aus dunklem Eichenholz beherbergen bis heute mehr als 25.000 Bücher, Manuskripte und Landkarten. Die Sammlung umfasst seltene Exemplare aus dem 15. bis 18. Jahrhundert der Bereiche Wissenschaft, Mathematik, Musik, Geologie und Theologie. Besucher sollten die sogenannten Käfige nicht verpassen, spezielle Lesenischen in der zweiten Galerie. Dort wurden einst Lesende eingeschlossen, um den Diebstahl wertvoller Bücher zu verhindern. Auch die Ausleihen selbst wurden akribisch dokumentiert. So studierte beispielsweise ein gewisser Bram Stoker Landkarten zu Transsilvanien. Bei Führungen verrät das Bibliotheksteam gerne, an welchem Tisch er bevorzugt saß. Das Haus ist dienstags bis freitags von 9:30 Uhr bis 17 Uhr sowie samstags von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro.

Lesetipp: Ob vor, während oder nach dem Besuch, als Lektüre empfiehlt sich Bram Stokers „Dracula“. Für Eilige bietet sich die Kurzform „Romping through Dracula" von Maite Lopez-Schröder an – die sich zudem ideal als Weihnachtsgeschenk eignet.

2. Linen Hall Library: Die Chroniken des Leinenmagazins

Im Zentrum Belfasts, nahe dem Writer’s Square, befindet sich die Linen Hall Library. Benannt ist die älteste Bibliothek der Stadt nach dem Gebäude, in dem sie untergebracht ist: einem ehemaligen Leinenmagazin aus dem 19. Jahrhundert. Zu den Exponaten zählen das 1490 erschienene Buch „De Anima“ des persischen Arztes Avicenna, eine Erstausgabe von James Joyces „Ulysses“ sowie der erste Druck der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung außerhalb Amerikas. Zudem verfügt die Bibliothek über eine der umfassendsten Sammlungen von Werken und Materialien zu C.S. Lewis, der dank Geschichten wie „Die Chroniken von Narnia“ als einer der berühmtesten Autoren Nordirlands gilt. Seine Geschichten und Essays wurden stark von der Landschaft der Region inspiriert, insbesondere von den Mourne Mountains, rund 50 Kilometer von Belfast entfernt. Geöffnet ist die Bibliothek montags bis freitags von 9:30 Uhr bis 17:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Lesetipp: Wer tiefer in die literarische Welt von C.S. Lewis eintauchen möchte, sollte neben seinem bekanntesten Werk „Die Chroniken von Narnia“ auch sein Essay „On Stories“ lesen, in dem er unter anderem seine Inspiration durch die nordirische Hügellandschaft beschreibt.

 

3. Armagh Robinson Library: Auf Swifts Spuren

„Der heilende Ort der Seele“, so lautet die griechische Inschrift an der Eingangstür der Armagh Robinson Library in Nordirland. Die 1771 gegründete Bibliothek ist ein wahrer Kraftort und beherbergt zahlreiche seltene Manuskripte und historische Werke. Mit kunstvoll verzierten Decken, einer geschwungenen Wendeltreppe und Steinbüsten bildet der Long Room das Herzstück des Gebäudes. Besonders sehenswert ist dort Jonathan Swifts persönliches Exemplar von „Gullivers Reisen“ mit seinen handschriftlichen Anmerkungen. Neben der hauseigenen Sammlung präsentiert das Haus regelmäßig wechselnde Ausstellungen. Für Familien mit Kindern gibt es spezielle Angebote, wie eine Spielecke und eine Schnitzeljagd. Gäste können die Bibliothek in Armagh im Nordosten der Insel montags bis freitags von 10 Uhr bis 13 Uhr und von 14 Uhr bis 16 Uhr besichtigen. Der Eintritt ist frei.

Lesetipp: Satire oder Kinderbuch? Als Jonathan Swifts „Gullivers Reisen“ 1726 erschien, wurde es von den Lesern anders wahrgenommen als heute. Wer die irische Gesellschaft des 18. Jahrhunderts besser verstehen möchte, sollte mit dem Helden nach Liliput reisen.