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Liedermacher mit viel Tiefgang

Mit einem wunderbaren Auftritt begeisterte der Liedermacher Wolfgang Ambros das Publikum beim Bad Dürkheimer Limburg Sommer. Bei der Veranstaltung in der ehrwürdigen Klosterruine reduzierte der Österreicher dabei sein Programm musikalisch auf wenige Instrumente. Er selbst spielte die akustische Gitarre, begleitet wurde Ambros von Günter Dzikowski am Keyboard und Roland Vogl an der E-Gitarre. Doch die Minimierung auf das Wesentliche der Lieder samt ihrer Texte tat dem Konzert keinen Abbruch, im Gegenteil: Das Konzert, veranstaltet von der Mannheimer Agentur BB Promotion, wirkte unglaublich authentisch.

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Der Wiener Sänger Wolfgang Ambros legte mit seinen Musikern Günter Dzikowski und Roland Vogl beim Limburg Sommer in Bad Dürkheim einen tollen Auftritt hin.
Foto: Hörskens

Als Wolfgang Ambros die Bühne betrat, da verspürte mancher Besucher schon so etwas wie einen kleinen Stich in der Magengegend. Der Wiener musste eine Gehstütze benutzen, lief gebückt auf seinen Stuhl vorm Mikrophon und wirkte gebrechlich. Doch mit den ersten Tönen wurde deutlich, dass er noch der Vollblut-Musiker ist, der seit über 40 Jahren seine Fangemeinde hat. Trotz offensichtlich angegriffener Gesundheit ist seine Stimme noch immer kraftvoll, voller Leidenschaft, und auch seinen typischen „Schmäh“ hat er nicht abgelegt.

Mal etwas melancholisch, mal überaus quirlig - die drei Musiker präsentierten einen bunten Querschnitt aus vier Jahrzehnten Liedgut Marke Ambros. Dabei kommunizierte dieser intensiv mit dem Publikum. Er erzählt aus seinem Leben, die Leichtigkeit aus jüngeren Tagen, spricht über die Midlife-Krise Mitte 40 oder philosophiert über die Zeit an sich. Seine Lieder handeln von Menschen, von Freundschaften, die zerbrechen oder einer Liebe, bei der man erst nach und nach zusammenwächst. Es sind Texte mit viel Tiefgang, mit einer Menge Emotionen.

Eines der musikalischen Highlights bildete sicher das flotte „Gezeichnet fürs Leben“, der Song handelt von einem Menschen, bei dem im Leben nicht alles optimal verlaufen ist. Und ein absolutes Schmankerl ist sicherlich auch das melodiöse „A Mensch möcht I bleib’n“, in dem es heißt: „I mecht singen und lachen und überhaupt tun was i wü“. Über 50 Jahre alt, so erklärte Wolfgang Ambros, ist sein Lied „Hier kommt die Wintersonne“. Das Stück habe ich schon als Teenager geschrieben, teilte er mit. Dann berichtete er noch mit einem Augenzwinkern, dass es ihm wie Jesus gehe: Ihm täte das Kreuz so weg.  Aus dem Song „Weiße Pferde“ von seinem Liedermacher-Kollegen Georg Danzer machten Ambros und seine beiden Musiker eine eigene, sehr rhythmische Version. Und  die „Tendenz zur Demenz“ ist mit viel Ironie und auch einem gewissen Sarkasmus gespickt.

Wolfgang Ambros gehört zu den Wiener Liedermachern, die in den frühen 80er Jahren mit viel Kreativität auf sich aufmerksam machten. Ludwig Hirsch, André Heller oder eben Georg Danzer hatten schon damals eine feste Fangemeinde, ihre Lieder erlangten Kultstatus. Und Kultiges von Wolfgang Ambros bekam das Publikum auch auf der Bad Dürkheimer Limburg zu hören. „Es lebe der Zentralfriedhof“ wurde energisch von den Besuchern eingefordert, bei den Hymnen „Zwickts mi“ und „Schifoan“ sang ein enthusiastisches Publikum textsicher mit.

Ambros wäre aber nicht Ambros, wenn er nicht auch seine schnodderige Art an den Tag legt. So begrüßte er einige Leute, die nicht pünktlich zum Konzertbeginn erschienen waren, mit einem launigen „Grüß Gott“, und jenen, die zu spät aus der Pause wieder ihre Plätze einnahmen rief er zu: „Sammer jetzt endlich wieder alle beisamm“. Schließlich gab er dem Caterer noch einen guten Ratschlag: „Wenn man größere Gläser für den Wein nimmt, kommt das Bukett besser zum Tragen“.

Nach den Zugaben bedankte sich das Publikum mit frenetischem Applaus bei den drei Musikern, die mit einer perfekten Harmonie, extrem guter Abstimmung der Instrumente und den abwechslungsreichen Stücken mit vielen Tempowechseln sowie spannender Dramaturgie  einen tollen Abend bereiteten.  Überwältigt, sichtlich tief bewegt von der Resonanz versprach Wolfgang Ambros am Ende: „Wir kommen wieder“, prostete dabei den Besucher mit einem Glas Wein zu. Und er verabschiedete sich vom Publikum mit den Worten: „Kommt gut nach Hause. Gott beschütze Euch“. Dich auch, Wolfgang Ambros.