Letzte Aktualisierung: 11.10.2024
Lichter Filmkultur zeigt „Die Ermittlung“ über den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess am Originalschauplatz
von Ilse Romahn
(27.09.2024) Am Donnerstag, 3. Oktober, zeigt Lichter Filmkultur den Film „Die Ermittlung“ über den ersten Frankfurter Auschwitzprozess am Originalschauplatz im Saalbau Gallus, unter anderem im Beisein des Regisseurs RP Kahl und Gerhard Wiese, den Staatsanwalt des Auschwitz-Prozesses.
„Dieser Film ist ein wertvolles Stück Erinnerungskultur. Als Stadt Frankfurt am Main erinnern wir uns ganz bewusst an die nationalsozialistischen Verbrechen, aber auch an ihre Aufarbeitung durch den von Fritz Bauer angestrengten Auschwitzprozess. Dass dieser Film hier am Originalschauplatz gezeigt wird, ist eine gute und richtige Entscheidung. Wir danken dem Verein Lichter Filmkultur sehr herzlich für diese Initiative, die wir sehr gerne uns aus voller Überzeugung unterstützen“, erklärt Kulturdezernentin Ina Hartwig.
Der Film wird eingeleitet durch ein moderiertes Gespräch des Regisseurs RP Kahl mit Gerhard Wiese und Dr. Markus Roth. Der heute 96-jährige Jurist Wiese, dem jüngst von der Goethe-Universität die Ehrendoktorwürde verliehen wurde, war einer von drei Staatsanwälten, die den Mammutprozess gegen 22 Mitarbeiter des Konzentrationslagers Auschwitz vorbereiteten. Roth ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut und forscht dort zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust sowie dem Antisemitismus.
Zwischen 1963 und 1965 fand in Frankfurt am Main, zuerst im Römer, dann im Saalbau im Stadtteil Gallus, der erste Auschwitzprozess statt. Es war einer der größten Prozesse der deutschen Nachkriegszeit. Das maßgeblich von dem hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer angestrengte Verfahren brachte erstmals das ganze Ausmaß des Grauens in Auschwitz zur Sprache und offenbarte der deutschen Öffentlichkeit das System dahinter.
Weil die Frankfurter Justiz für den ersten Auschwitz-Prozess selbst keinen Raum von erforderlicher Größe besaß, stellte die Stadt Frankfurt anfänglich den Römer, das Rathaus der Stadt, zur Verfügung. So konnte der Prozess am 20. Dezember 1963 im Saal des dortigen Stadtparlaments beginnen. Wenige Monate später, im April 1964, zog das Gericht in das neuerbaute Bürgerhaus Gallus, wo es im August 1965 schließlich zur Urteilsverkündung kam.
Der Suhrkamp-Autor Peter Weiss hat den Prozess mehrfach besucht und noch vor Prozessende zu einem Theaterstück mit dem Titel „Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen“ verarbeitet. Knapp 70 Jahre später verfilmte der Regisseur RP Kahl das berühmte Theaterstück und damit den ersten Frankfurter Auschwitzprozess – mit einem bemerkenswerten Cast von 60 Schauspielern. Ihm ist ein vierstündiges Hybrid aus Theater und Kino gelungen, das bewegt und erschüttert.
Die Veranstaltung startet um 14 Uhr mit dem moderierten Gespräch. Im Anschluss an das etwa einstündige Gespräch wird der vierstündige Film „Die Ermittlung“ gezeigt. Nach Filmende ist ein Publikumsgespräch geplant. Der Eintritt kostet neun Euro, ermäßigt sieben Euro. Inhaber des Frankfurt-Passes erhalten freien Eintritt. Tickets sind unter lichter-filmfest.de erhältlich. (ffm)