Letzte Aktualisierung: 04.10.2024
Lebererkrankungen erkennen und vorbeugen
Deutsche Leberstiftung informiert zum Weltkindertag
von Rolf Kalus
(18.09.2024) „Mit Kinderrechten in die Zukunft“ lautet das Motto des diesjährigen Weltkindertages am 20. September. UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk fordern zum 70. Geburtstag des Aktionstages ein größeres Engagement für Kinder und ihre Rechte.
Dass zu diesen Kinderrechten auch der im Grundgesetz verankerte Schutz von Gesundheit und Leben zählt, betont die Deutsche Leberstiftung anlässlich des Weltkindertages und macht auf die wachsende Zahl von Lebererkrankungen bei Kindern und Jugendlichen aufmerksam – insbesondere auf den besorgniserregenden Anstieg der pädiatrischen, metabolisch bedingten Fettlebererkrankungen.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass Fettleibigkeit (Adipositas) in den meisten Ländern die häufigste Form von Fehlernährung ist. Die Adipositas-Rate hat sich in den letzten 33 Jahren weltweit verdoppelt. Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von fünf bis 19 Jahren hat sich die Häufigkeit von Adipositas sogar vervierfacht. Ebenso wie bei Erwachsenen erhöhen Übergewicht und Adipositas auch bei Kindern und Jugendlichen das Risiko für Fettlebererkrankungen wie beispielsweise der Metabolischen dysfunktions-assoziierten steatotischen Lebererkrankung (Metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease – MASLD). Wenn sich eine MASLD entzündet hat, spricht man von einer Metabolischen dysfunktions-assoziierten Steatohepatitis (MASH). Bei der MASH kann sich ein Hepatozelluläres Karzinom (HCC) entwickeln – und das bevor eine Leberzirrhose vorliegt.
„Auch in Deutschland steigt die Zahl übergewichtiger sowie adipöser Kinder und Jugendlicher. Damit einher geht auch in diesen Altersgruppen das große Risiko, an pädiatrischer MASLD und MASH zu erkranken“, erläutert Prof. Dr. Ulrich Baumann, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin aus der Pädiatrischen Gastroenterologie und Hepatologie der Medizinischen Hochschule Hannover, und warnt: „Bei circa ein bis zwei Prozent der Kinder und Jugendlichen, die eine Fettlebererkrankung haben, kann das Organ so stark geschädigt werden, dass die lebenswichtigen Syntheseleistungen und Entgiftungsfunktionen kritisch abnehmen und im Alter von etwa 20 Jahren eine Lebertransplantation notwendig wird.“
Deswegen sollten die Leberwerte im Blut (GPT, GOT und gGT) adipöser Kinder und Jugendlicher überprüft werden. Wenn diese erhöht sind und sich bei der Ursachenforschung kein anderer Krankheitsauslöser finden lässt, muss dringend eine Lebensstil-Änderung erfolgen. Die gute Nachricht bei Fettlebererkrankungen: Die Leber ist eine Regenerationskünstlerin. Werden die Schädigungen frühzeitig erkannt, kann man mit einem geänderten Lebensstil (gesunde Ernährung, Gewichtsabnahme und Bewegung) gegensteuern. Im besten Fall kann sich eine verfettete Leber wieder komplett regenerieren.
Neben hochkalorischen Fertigprodukten und Süßigkeiten sollten auch unbedingt Softdrinks aus dem Speiseplan von Kindern und Jugendlichen gestrichen werden. Eine weltweite Studie in 107 Ländern und Regionen aus dem Jahr 2023 belegt den direkten Zusammenhang zwischen dem Softdrink-Konsum und der Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas bei Schülern.
Neben der pädiatrischen MASLD und MASH gibt es weitere Lebererkrankungen bei Kindern. „Die Ursachen von Lebererkrankungen bei Kindern sind vielfältig und reichen von angeborenen Stoffwechselstörungen über Entzündungen der Leber bis hin zu Autoimmunerkrankungen oder angeborenen Erkrankungen, die mit einem Verschluss oder einer Fehlanlage der Gallenwege einhergehen“, erklärt Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, und betont: „Lebererkrankungen bei Kindern sind oft schwer zu diagnostizieren, da sie in vielen Fällen symptomlos verlaufen oder nur unspezifische Symptome auftreten, die leicht übersehen werden können. Die frühzeitige Diagnose und Behandlung von Lebererkrankungen bei Kindern sind entscheidend für den langfristigen Therapieerfolg. Besonders wichtig ist die Betreuung der betroffenen Kinder und Jugendlichen durch spezialisierte Ärzte oder Kliniken. Aufgrund der Vielfältigkeit von pädiatrischen Lebererkrankungen und der Seltenheit einiger dieser Erkrankungen ist nur dort das Know-how vorhanden, mit dem die geeignete Therapie gefunden werden kann.“
Die Deutsche Leberstiftung setzt sich dafür ein, Eltern, Ärzte und medizinisches Fachpersonal für die Anzeichen von Lebererkrankungen bei Kindern zu sensibilisieren. Lebererkrankungen bei Kindern sind selten, aber die Folgen können gravierend sein. Deswegen liegt die Verantwortung bei der Gesellschaft, sicherzustellen, dass jedes Kind die bestmögliche Versorgung erhält. Durch Aufklärung, Prävention, Früherkennung und innovative Therapien kann viel für das Recht auf Lebergesundheit von Kindern und Jugendlichen erreicht werden.
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung, Forschungsvernetzung und wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung in medizinischen Fragen. Auf der Website finden Sie umfangreiche Informationen sowie Bildmaterial für Betroffene, Interessierte, Angehörige der Fachkreise und Medienvertreter: https://www.deutsche-leberstiftung.de.
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