Letzte Aktualisierung: 13.09.2024
Kurstadt im Rock'n'Roll Fieber
Elvis Festival in Bad Nauheim begeistert die Fans
von Michael Hoerskens
(22.08.2024) Es war wieder eine rauschende Party mit viel Nostalgie, mit Rock’n’Roll, Classic Cars und Talk Shows. Beim 22. European Elvis Festival in Bad Nauheim kamen erneut Fans aus vielen Ländern in die Kurstadt. Auch Personen, die einst ganz nach am „King“ waren.
Das Blumenmeer war groß an der Elvis-Presley-Stele vor dem Hotel Grunewald. Deutliches Zeichen, dass viele Menschen ihr Idol noch immer verehren und würdigen. Jedes Jahr im August, immer um die Zeit von Elvis Presleys Todestags, wird Rock’n’Roll zum Lebensgefühl einer ganzen Stadt: Seit 2002 schon pilgern Elvis-Fans aus der ganzen Welt nach Bad Nauheim, um auf dem European Elvis Festival ihr Idol zu feiern. Den Event richten die Stadt und die Elvis Presley Gesellschaft (EPG) gemeinsam aus. Den Besuchern wurde nun wieder an den drei Tagen des Festivals ein reichhaltiges, buntes Programm geboten. Ein Höhepunkt war sicher die Talkrunde mit Donna Presley, die tiefe Einblicke in das Wesen ihres berühmten Cousins und das Familienleben einst gab.
„Elvis war ein aufrichtiger, warmherziger Mensch“, sagte Donna Presley. „Er hatte viel Mitgefühl vor allem für Menschen, denen es nicht so gut ging.“ Ihre Erinnerungen sind noch sehr wach, reichen bis weit in die Vergangenheit. „Als Kind und Jugendliche habe ich die Sommerferien auf Graceland verbracht“, erzählt sie. Als sie einmal im Alter von 16 Jahren von ihren Eltern abgeholt wurde, wollte Elvis Presley sie dabehalten. Er machte „Donnys“ Eltern das Angebot, ihre Ausbildung zu finanzieren. Ihre Mutter entschied sich aber dagegen. „Wir haben dann später eine Ranch in der Nähe von Graceland gekauft, und so war ich oft im Haus von Elvis und seiner Familie“, berichtet Donna Presley. „Die Familie war ihm immer sehr wichtig.“ Und sie erzählt: „Als ich das erste Mal mit meinem dreijährigen Sohn nach Graceland kam, fragte Elvis nach dem Namen des Kindes“, erinnert sich Donna Presley. „Ich sagte, der Kleine heißt Stacy Aaron“. Elvis war überrascht und strahlte: Aaron ist auch mein zweiter Name. „Ihm sind sogar vor Rührung die Tränen gekommen.
Ihr Cousin war oft zu Scherzen aufgelegt, erzählt sie weiter. „So hat er auch einmal an Weihnachten meinem Vater einen Feuerwerkskörper in die Jackentasche gesteckt und angezündet.“ Elvis habe schnelle Autos und Motorräder geliebt. Er sei sehr großzügig und auch religiös gewesen. „Als meine Mutter eine neue Gemeinde gegründet hat, schenkte er ihr einen vergoldeten Flügel für die kleine Kirche“, teilt Donna Presley mit. „Der war aber zu groß und hat nicht in die Kirche hineingepasst.“ Daraufhin tauschte Elvis in einem Musikgeschäft den wertvollen Flügel gegen ein Klavier ein, welches er dann der Gemeinde überließ.
Zu Beginn der 1960er Jahr strömte mit dem Beat eine neue Art von Musik in die Szene, und der „King of Rock’n’Roll“ bekam Konkurrenz. Beatles, Beach Boys oder Rolling Stones eroberten die Hitparaden. „Elvis reagierte sehr fair. Es sagte: In der Musikbrache ist Platz für alle“, teilte Cousine Donna mit. Besonders schätzte er Roy Orbison. „Elvis mochte alle Genres, auch Klassik.“
Kein Problem hatte Elvis Presley auch, als er zum Militärdienst nach Deutschland geschickt wird. Am 1.Oktober 1958 kommt er in der US-Kaserne Ray Barracks in Friedberg. Nach einer Nacht dort zieht er ins benachbarte Bad Nauheim und wohnt dort zunächst im Park-Hotel, dann im Hotel Grunewald neben dem Kurhaus im Zimmer 10. Dies bis zum 3.Februar 1959. Mit seinem Vater Vernon, seine Großmutter Minnie Mae und die beiden Leibwächter Red West und Lamar Fike mietet er danach ein Privathaus Goethestraße 14. Hier wohnt der „Clan“ bis zum 2. März 1960, ehe er in die USA zurückkehrt. „Elvis hat gesagt: Ich diene gerne meinem Vaterland. Das ist selbstverständlich für mich“, erzählt Donna Presley beim European Elvis Festival in Bad Nauheim über Elvis‘ Militärzeit. Von seiner Zeit in Deutschland habe er immer sehr positiv berichtet, sagt sie. Er mochte das Land und die Leute. „Elvis wollte gerne einmal zurückkommen“, sagt seine Cousine. Es ist nicht mehr dazu gekommen.
Elvis Presley ist im Herzen vieler Menschen geblieben. Jedes Jahr strömen seine Fans aus vielen Ländern zum Festival nach Bad Nauheim. Begonnen hatte das diesjährige Fest am Freitag mit einer Elvis-Party in der Trinkkurhalle. „The Explosion Rockets“ brauchte nicht allzu lange zu rocken, um das Publikum in Fahrt zu bringen. Wer noch nicht genug hatte, der konnte in das Pub des Dolce Hotels weiterwandern. Dort ging die Party mit „Elvis-Vinyl“ weiter. Ein perfekter Einstieg in ein rhythmisches Wochenende.
Bei mehreren Live-Konzerten und Music Contest ließen internationale Musiker mit ihren Auftritten den Rock'n'Roll in der Kurstadt aufleben. Schön gestylte Mädels verschiedenen Alters in Petticoats zogen die Blicke auf sich. Ein Hingucker waren ebenso die „Classic Cars“ – darunter viele US-Straßenkreuzer aus den 1950er/60er Jahren. Doch auch der totale Gegensatz amüsierte: Goggomobil und BMW Isetta sorgten für Schmunzeln und auch für Verblüffung. „Wie kam man denn in diese kleinen Kisten überhaupt rein?“, fragte ein Besucher ungläubig.
In der belebten Innenstadt mit der Fußgängerzone und den Geschäften zogen kulinarische Stände und Straßenmusik die Gäste an. Die waren aus der Schweiz, aus den Niederlanden, aus Italien oder Frankreich angereist. Originell der Stadt des Eishockeyvereins EC Bad Nauheim: Hier hing ein Trikot mit dem Konterfei von Elvis Presley, auf dem Rücken sein Vorname und die Nummer 35. Wer sich im Toreschießen üben wollte, der durfte hier versuchen, den Puck mit dem Schläger ins Tornetz zu befördern. Überall in der Kurstadt erschallten die Hits des „Kings”, live gespielt oder von Tonträgern. Heiße Rhythmen wie Hound Dog, Devil in Disguise, Burning Love, Jailhouse Rock oder You are always on my mind animierten zum Tanzen. Bei geführten Stadtrundgängen erlebten die Teilnehmer die authentischen Wege und Orte, die mit dem King in Verbindung stehen So wie die Burgpforte, wo das berühmte Platten-Cover von „A Big Hunk o' Love“ entstanden ist.
Im Hotel Dolce, dem Festivalzentrum konnten die Besucher auf der Sonderausstellung „Elvis Live“ Originalstücke aus dem Besitz des Stars bewundern, etwa Kleidung, Instrumente oder Dokumente. Und auf dem Fanmarkt in Souvenirs stöbern. Hier gab es Schallplatten, Bücher, Mode und allerlei Krimskrams. Ebenfalls im Dolce gab es dann auch noch eine Autogrammstunde mit Jerry Scheff, dem Bassisten von Elvis Presley’s Band, dem Musiker Terry Mike Jeffrey und Donna Presley.
Glücklich hinsichtlich der ergatterten Autogramme zeigten sich zwei Gäste aus Großbritannien. „Ich bin seit dem Alter von 13 Jahren im Jahr 1969 Elvis-Presley-Fan“, strahlte Steve Bury aus der Nähe von Manchester. Er habe einst sogar einmal einen Elvis-Quiz-Contest gewonnen, erzählte er mit einem sympathischen Lächeln. Seine Partnerin, May Russell aus Edinburgh, teilte mit, dass sie 1971 zum Elvis-Fan wurde – und dies bis zum heutigen Tag geblieben ist. Beide zeigten sich von dem European Elvis Festival sehr beeindruckt. Sie haben sogar zwei junge Damen aus Frankfurt, Mareike und Fiona, kennengelernt und eine nette Konversation gehabt.