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Letzte Aktualisierung: 05.06.2023

Kunstfreiheit am Limit?

von Ilse Romahn

(17.03.2023) Experten aus Wissenschaft, Kunst und Politik diskutieren am 29. März über die Ereignisse um die documenta fifteen im Spiegel unverändert aktueller Debatten.

Wie weit reichen Kunst- und Meinungsfreiheit? Wie agitatorisch darf Kunst sein? Wo beginnt Antisemitismus? Welche Handlungsspielräume haben Kulturträger? Rund um die skandalträchtige Weltkunstausstellung „documenta fifteen“ in Kassel gerieten diese Fragen in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.

Um die Einordnung als antisemitisch eingestufter Kunstwerke entwickelte sich eine lebhafte Debatte, die unter anderem Fragen nach präzisen politischen und juristischen Definitionen von Kunst- und Meinungsfreiheit und deren Grenzen aufwarf. Zeitweise eskalierte die Debatte derart, dass kein klärendes öffentliches Gespräch mehr möglich schien.

Auch ein halbes Jahr nach dem Ende der „documenta fifteen“ bleiben die dort aufgeworfenen Fragen aktuell. Gerade dieser zeitliche Abstand soll eine von den Ereignissen weniger beeinflusste Debatte ermöglichen, denn jenseits politischer und juristischer Definitionen müssen diese Fragen in Anbetracht der jüngsten Debatten um Postkolonialismus, BDS und der Israel-Boykottbewegung nahestehender Künstler, Preisträger oder Wissenschaftler sowie der „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ verhandelt werden.

Politik, Kunst und Zivilgesellschaft suchen nach Antworten
Als bundesweit erste Jüdische Gemeinde hat die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main Expertinnen aus Wissenschaft, Kunst und Politik eingeladen, über die Ereignisse um die documenta fifteen nachzudenken. Am 29. März 2023 werden Angela Dorn, Stella Leder und Julia Voss in einem von dem Journalisten Claudius Seidl moderierten Gespräch versuchen, eine Perspektive im Umgang mit den weiterhin aktuellen Fragen durch Politik, Kunstbetrieb und Zivilgesellschaft aufzuzeigen.

Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei. Anstatt dessen freuen sich die Veranstalter über Spenden an das Institut für Neue Soziale Plastik e. V.

Das Institut für Neue Soziale Plastik e. V. wurde 2015 von einer Gruppe antisemitismuskritischer Künstlerinnen und Künstler sowie Referentinnen und Referenten aus der politisch-historischen Bildungsarbeit gegründet. Der Verein entwickelt künstlerische Projekte zu Antisemitismus, bietet antisemitismuskritische künstlerische Begleitungen für Theaterproduktionen sowie Workshops zu Antisemitismus für Kulturinstitutionen an. Weitere Informationen: www.neue-soziale-plastik.org

Podiumsteilnehmerinnen und Moderation
Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst seit dem 18. Januar 2019. Sie ist stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der documenta.

Julia Voss ist Kunstkritikerin, Wissenschaftshistorikerin und Journalistin. Sie war stellvertretende Leiterin des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Co-Kuratorin der Ausstellung „documenta. Politik und Kunst“ im Deutschen Historischen Museum (2021), wo sie nunmehr als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Ausstellungsprogramms tätig ist.

Stella Leder ist Autorin und Dramaturgin, studierte Kultur- und Literaturwissenschaften in Berlin, Herausgeberin des Buches „Über jeden Verdacht erhaben? – Antisemitismus in Kunst und Kultur“.

Claudius Seidl ist Publizist, Filmkritiker und Journalist. Er war von 2011 bis 2020 Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung nach Stationen beim Spiegel und der Süddeutschen Zeitung.

Die Veranstaltung am Mittwoch, 29. März, findet im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum, Savignystraße 66, 60325 Frankfurt am Main, statt. Sie beginnt um 19.30 Uhr, Einlass ist ab 19.00 Uhr. Eintritt frei

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