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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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KunstCaching in Karlsruhe

von Bernd Bauschmann

(15.11.2022) Seit dem 1. November 2022 gibt es in Karlsruhe zwei künstlerische Spazierwege zu erkunden. Angelehnt an das Geocaching haben der Pantomime und Erfinder des Konzepts Pablo Zibes und sein Künstlerkollege Georg „Schorsch“ Schweitzer, der etwas vereinfachend als Clown und Entertainer bezeichnet werden kann, entlang wichtiger Kunst- und Kulturstätten zwei Kunstcaching Wege installiert.

Foto: Pixabay / David Mark
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Was ist KunstCaching
Wie bei dem Vorbild Geocaching, funktioniert auch das KunstCaching, in dem an bestimmten künstlerisch oder kulturell bedeutsamen Orten Zettel mit QR-Codes versteckt werden. Während der Reiz des Geocachings darin besteht, an entlegene Orte vorzudringen und dort kleine Gimmicks, Botschaften oder Fotos zu finden und für Nachfolger neue Dinge zu hinterlassen, geht es beim Kunstcaching um einen spannenden und niedrigschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur.

So verbergen sich hinter den QR-Codes nicht nur Hinweise, wo der nächste Code zu finden ist, sondern auch Videos mit Auftritten lokaler Künstler. Entstanden ist die Idee zu dieser digitalen Schatzsuche während der Coronapandemie, die vielen Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeiten auf einer Bühne aufzutreten, zeitweise genommen hat. Kunst und Publikum konnten in dieser Zeit nur noch schwer zueinanderfinden.

Damit wollte sich der Pantomime Pablo Zibes nicht abfinden. Mit Unterstützung des Fonds für darstellenden Künste und lokalen Künstlerkollegen initiierte er zunächst in Stuttgart den ersten künstlerisch-digitalen Stadtrundgang. Die QR-Codes werden in der Nähe von Kunst- und Kulturstätten versteckt und ergeben zusammen einen schönen Stadtspaziergang.

KunstCaching in Karlsruhe
Nach dem großen Erfolg in Stuttgart übertrug Pablo Zibes gemeinsam mit seinem Kollegen Schorsch Schweitzer das Konzept auf Karlsruhe, wo es seit dem 1. November 2022 ebenfalls zwei KunstCaching Wege zu entdecken gibt.

Beide Spazierwege beginnen an der Tourist-Information in der Kaiserstraße 72–74 und führen entlang bekannter und bedeutender, aber auch weniger bekannten, Kulturstätten durch die Stadt. Alle Stationen sollen dabei fußläufig zu erreichen sein, aber auch Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, sollen selbstverständlich auch teilnehmen können. Wenn mal ein längerer Weg dabei ist, empfiehlt es sich ein Taxi zu rufen. In Karlsruhe gibt es dafür beispielsweise den Taxiservice für Karlsruhe.

Wie funktioniert es genau?
Findet man einen der QR-Codes (der Erste befindet sich an der Tourist-Information), muss man diesen mit dem Smartphone einscannen, woraufhin ein etwa einminütiges Video abgespielt wird. Diese zeigen unterschiedliche Performances von unterschiedlichen lokalen Künstlerkollegen. Dabei gibt es keine Genrebeschränkungen. Von Tanz, über Schauspiel zu Musical, Pop sowie last but not least Kabarett und Comedy ist alles dabei.

Neben den Videos werden auch noch ein paar Fun Facts zu den teilnehmenden Kulturstätten in Form eines 30 Sekunden Beitrags geliefert und am Ende folgt ein Rätsel mit Hinweisen, wo der nächste QR-Code zu finden ist.

Um beim KunstCaching mitmachen zu können, muss man also nur über ein Smartphone, eine Internetverbindung sowie eine App, die QR-Codes lesen kann, verfügen und schon kann’s losgehen.

Was erhoffen sich die Initiatoren vom KunstCaching?
Geboren wurde die Idee aus der erzwungenen Auftrittspause während der Coronapandemie. Der Kunst- und Kulturbereich musste in dieser Zeit fast vollständig zum Erliegen kommen, zumindest in seiner Präsenzform. Eine unbefriedigende Situation für Künstlerinnen und Küstlern wie auch für ihr Publikum.

Nach dem Motto, wenn nicht persönlich, dann halt digital, ersann Pablo Zibes das Konzept des KunstCaching und warb Mittel aus dem staatlichen Rettungsprogramm für Kunst und Künstler „Neustart Kultur“ ein und machte sich an die Umsetzung.

Mittlerweile und aufgrund des großen Erfolgs sind noch mehr Geldgeber dazugekommen und so konnte in Stuttgart noch ein dritter Weg sowie die Expansion nach Karlsruhe finanziert werden. An beiden Standorten erfährt das Konzept große Unterstützung durch die lokale Kunstszene, die gerne ihre Auftrittsvideos beisteuerte.

Das KunstCaching eröffnet einen neuen Blick auf die Stadt und ihre Kunstszene. Pablo Zibes erhofft sich von dem Stadtrundgang explizit auch, dass unbekanntere Spielstätten oder Ausstellungsräume von der Bekanntheit und Attraktivität der großen Häuser profitieren und einem neuen Publikum erschlossen werden können. Nicht zuletzt wollte er aber auch seinen Künstlerkollegen eine Möglichkeit verschaffen, um auftreten zu können, während dies fast unmöglich war.

Seit dem 1. November können in Karlsruhe oder Stuttgart mit diesem innovativen Format Künstlern, Publikum, Stadt und Kulturstätten neu zusammenfinden