Kulturfonds Frankfurt RheinMain fördert acht Projekte
„Kultur ist mehr als reine Unterhaltung und ästhetischer Genuss – sie inspiriert, hinterfragt, ermöglicht Teilhabe und verbindet“. Der Kulturausschuss des Kulturfonds Frankfurt RheinMain hat gestern die Förderung von acht Kunst- und Kulturprojekten beschlossen. Im Rahmen der aktuellen Förderperiode werden diese mit einer Summe von etwa 1,5 Millionen Euro finanziell unterstützt.
„Kunst und Kultur leben von der Zusammenarbeit vieler – von kreativen Köpfen, engagierten Institutionen und einem neugierigen Publikum. In der Rhein-Main-Region entfaltet sich daraus eine besondere kulturelle Kraft, die weit über die Region hinausstrahlt“, erklärt Ulrich Krebs, Vorsitzender des Kulturausschusses und Landrat des Hochtaunuskreises, und ergänzt: „Die geförderten Projekte stehen beispielhaft für die Vielfalt und Lebendigkeit unserer Kulturregion. Ich danke allen, die tagtäglich an Kunst- und Kulturprojekten mitwirken – Künstlerinnen und Künstlern ebenso wie jenen, die Kultur ermöglichen und begleiten. Denn ihre Arbeit trägt maßgeblich dazu bei, Menschen zusammenzubringen und Kunst und Kultur für alle erlebbar zu machen.“
Dr. Susanne Völker, die seit Mitte März als Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain in der Verantwortung steht, unterstreicht die gesellschaftliche Rolle von Kunst und Kultur: „Kunst und Kultur sind sowohl ästhetischer als auch inhaltlicher Impuls. Sie stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt und verbinden; schaffen Raum für Begegnungen und fördern den Dialog. Sie setzen so wichtige Zeichen für Demokratie und Freiheit. Genau darin liegen auch Stärken der geförderten Projekte, indem sie neue Perspektiven eröffnen und zum Diskurs beitragen. Als Kulturfonds Frankfurt RheinMain wollen wir Kulturschaffenden unserer Region darin unterstützen und einen aktiven Beitrag zur künstlerischen Qualität ebenso wie zu ihrer zukunftsgestaltenden Kraft leisten.“
Die Projekte im Detail:
Schwerpunktthema „hier leben“
Mit dem Projekt „DemokratieKioske“ verwandelt die gemeinnützige Organisation Lust auf besser leben gGmbH Kioske in Frankfurt und der Region zu lebendigen Treffpunkten für demokratischen Austausch. In insgesamt neun Kommunen entstehen ab Juni 2025 bis Mitte 2027 interaktive Orte, an denen Menschen aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Kontexten miteinander ins Gespräch kommen und demokratische Teilhabe im direkten Lebensumfeld erfahren können. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Beteiligung junger Menschen: Im Rahmen des Workshopformats „Young Urban Future Lab“ entwickeln Jugendliche eigene Ideen zur Stadtgesellschaft der Zukunft, setzen sie kreativ um und präsentieren ihre Ergebnisse öffentlich in den „DemokratieKiosken“. So entstehen offene, niedrigschwellige Begegnungsräume, die demokratische Prozesse sichtbar und erlebbar machen.
Mit dem Projekt „A Better Place – Neues Theater für junges Publikum“ schafft die Junge Theaterwerkstatt am Zoo unter dem Dach des Mousonturm einen Raum, in dem junge Menschen sich mit Kunst, gesellschaftlichen Themen und Zukunftsfragen auseinandersetzen können. Von Oktober 2025 bis Ende 2026 entsteht ein vielfältiges Programm aus Tanz, Theater, Performance und partizipativen Formaten. In Residenzen und Denkwerkstätten gestalten Kinder und Jugendliche die künstlerischen Prozesse aktiv mit und erleben Theater als Ort, an dem sie gehört werden und Verantwortung übernehmen können. „A Better Place“ ist damit nicht nur eine künstlerische Initiative, sondern auch ein Impulsgeber für gesellschaftlichen Wandel.
Mit der zehnten Ausgabe von „Freispiel“ setzt die Junge Deutsche Philharmonie ihre erfolgreiche Reihe innovativer Musikprojekte fort. Unter dem Titel „Freispiel X“ entsteht ab Dezember 2025 in Zusammenarbeit mit dem feministischen Performance-Kollektiv „She She Pop“ ein interdisziplinäres Projekt, das die persönliche Identität der Musikerinnen und Musiker mit dem kollektiven Selbstverständnis eines Orchesters verbindet. Ohne die Vorgaben und Erwartungen des klassischen Konzertbetriebs schafft „Freispiel X“ Raum für neue Formen des musikalischen und performativen Ausdrucks. Im Zentrum stehen kreative Experimente und das Zusammenspiel unterschiedlicher künstlerischer Perspektiven. Das Projekt lädt das Publikum ein, orchestrale Gemeinschaft neu zu denken – als Spiegel individueller Geschichten in einem gemeinsamen Klangkörper.
Im Rahmen der World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026 lädt das Jüdische Museum Frankfurt gemeinsam mit dem Atelier Markgraph und der IMA Clique zu einem außergewöhnlichen Projekt ein: Mishpocha: The Art of Collaboration. Vom 16. April bis 27. September 2026 wird das Museum zum Ort der Begegnung und des kreativen Austauschs. Die interdisziplinäre Ausstellung soll dazu anregen, die Idee von Familie zu erweitern und neu zu denken. Sie fordert dazu auf, über Herkunft und Zugehörigkeit nachzudenken und versteht Vielfalt als Ressource für demokratisches Zusammenleben.
Schwerpunktthema „Impulsgeberin Kunst“
Unter dem Titel „Fokus PLATZ MACHEN“ lädt die Wiesbaden Biennale 2025 vom 11. bis 21. September internationale Künstlerinnen und Künstler ein, in Performances, Installationen, Theater- und Musikformaten blinde Flecken in der deutschen Erinnerungskultur sichtbar zu machen. Das Hessische Staatstheater Wiesbaden spannt mit der Biennale einen weiten Bogen über die Stadtgeschichte und eröffnet zugleich neue Perspektiven auf verdrängte Narrative. Die Biennale wird so zum künstlerischen Impulsgeber für einen offenen, kritischen Umgang mit Geschichte – und zum Ort der Auseinandersetzung mit Erinnerung, Verantwortung und Gegenwart.
Schwerpunktthema „Internationalität“Mit einer umfassenden Retrospektive widmet sich das Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main (MMK) vom 21. November 2025 bis zum 31. Mai 2026 dem einflussreichen US-amerikanischen Konzeptkünstler Michael Asher. Zum ersten Mal wird sein Gesamtwerk in einer Ausstellung erfahrbar – einschließlich zentraler Rekonstruktionen, bislang unveröffentlichter Materialien sowie Video- und Audioarbeiten. Der für seine institutionskritische Praxis bekannte Asher hinterfragte mit seinen Projekten wiederholt die Rolle und Funktion des Museums selbst. Mit Blick auf die aktuellen Diskussionen darüber, was ein Museum ausmacht – sowohl im Hinblick auf kuratorische Praxis als auch auf den Ort – unterstreicht die Ausstellung die Notwendigkeit einer erneuten Auseinandersetzung mit Michael Ashers Werken.
Mit Die Blauen Reiterinnen widmet das Museum Wiesbaden vom 22. Oktober 2026 bis zum 21. Februar 2027 den Künstlerinnen des Blauen Reiters erstmals eine gemeinsame Ausstellung. Die Schau rückt acht Malerinnen ins Zentrum, deren Werke bislang oft im Schatten ihrer männlichen Kollegen standen – darunter bekannte Namen wie Gabriele Münter, aber auch nahezu vergessene Künstlerinnen wie Carla Pohle. Der poetische Ausstellungstitel greift ein Schreiben der Dichterin Else Lasker-Schüler an Marianne von Werefkin auf und verweist auf die kreative Kraft und Bedeutung weiblicher Perspektiven innerhalb der expressionistischen Bewegung. Die Ausstellung beleuchtet die individuellen künstlerischen Handschriften der Frauen und erzählt zugleich von ihrer Rolle in einem der einflussreichsten Kunstzirkel des 20. Jahrhunderts. Nach der Station in Wiesbaden geht die Schau auf internationale Tournee.
Schwerpunktthema „Kulturlandschaft RheinMain“
Das Festival cresc... 2026 vereint erneut die Kräfte führender Kulturinstitutionen der Rhein-Main-Region: Das Ensemble Modern mit der Internationalen Ensemble Modern Akademie, das hr-Sinfonieorchester und die hr-Bigband gestalten gemeinsam unter dem Titel „Schwärmen“ ein musikalisch wie thematisch facettenreiches Programm. Vom 5. bis 15. Februar 2026 beleuchtet das Festival künstlerisch und gesellschaftlich relevante Aspekte kollektiver Bewegung, Energie und Zusammengehörigkeit. In Bad Vilbel, Darmstadt, Frankfurt und Kronberg erwartet das Publikum eine große Bandbreite künstlerischer Formate – von Orchester- und Ensemblekonzerten über Uraufführungen und Jazzabende bis hin zu installativen Klangräumen mit musikalischen Interventionen. cresc... 2026 zeigt die Region als lebendige Kulturlandschaft und Plattform für transmediale Kunstformen.
Mehr über die Arbeit des Kulturfonds erfahren Sie unter www.kulturfonds-frm.de.