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Letzte Aktualisierung: 18.03.2024

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Kulturfonds Frankfurt RheinMain fördert neun Projekte

von Ilse Romahn

(07.12.2022) Der Kulturausschuss des Kulturfonds Frankfurt RheinMain hat die Förderung von neun Kunst- und Kulturprojekten beschlossen. Diese werden im Rahmen der aktuellen Förderperiode mit einer Summe von rund 1,2 Millionen Euro finanziell unterstützt.

Kulturfonds Frankfurt RheinMain
Foto: Kulturfonds Frankfurt RheinMain
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„Die ausgewählten Projekte bieten erneut eine beeindruckend vielfältige Mischung unterschiedlicher Sparten und thematischer Schwerpunkte. Sie stehen stellvertretend für die qualitativ hochwertigen Kulturangebote im Rhein-Main-Gebiet“, erklärt Dr. Ina Hartwig, Vorsitzende des Kulturausschusses und Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main. Dies sei in der aktuellen Situation mit einem Krieg mitten in Europa, steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen und Lieferengpässen und auch mit Blick auf die vergangenen Pandemiejahre nicht selbstverständlich. „Die Herausforderungen, die diese Fülle an schwerwiegenden Problemen mit sich bringen, waren und sind nach wie vor für alle Kulturschaffenden und -institutionen in der Region spürbar und eine enorme Belastungsprobe. Doch es hat sich gerade in dieser schwierigen Phase gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Gemeinschaft im Kulturbereich und darüber hinaus sein können. Und was diese auch zu leisten im Stande sind. Es gilt nun die richtigen Schlüsse aus den letzten Jahren für die Zukunft zu ziehen und den Blick nach vorne zu richten.“

Auch Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, ist sich der aktuell schwierigen Lage des Kultursektors bewusst: „Viele Kulturveranstalter sowie Künstlerinnen und Künstler haben unter den Einschränkungen gelitten und tun es nach wie vor. Das gilt auch für die vielen Kulturinteressierten in der Region, die sich nach einer Rückkehr zu mehr Normalität in allen Lebensbereichen sehnen. Dass viele Menschen Lust auf Begegnungen und kulturelle Erlebnisse haben, hat der diesjährige Sommer gezeigt.“

Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain möchte deshalb seine Rolle als enger Förderpartner der Kulturschaffenden im Rhein-Main-Gebiet weiter ausbauen, um als Stütze der Kultur eine Weiterentwicklung zu ermöglichen und voranzutreiben. „Es ist wichtig, dass wir die aktuelle Situation nicht als Hindernis, sondern als Chance begreifen. Dafür wollen wir gemeinsam mit den Kulturbetrieben bewerten, welche neuen Ideen gut funktioniert haben und auch in Zukunft passende Lösungen sein können. Gleichzeitig gilt es aber auch zu erörtern, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden muss, um wieder mehr Menschen in der Region für Kunst und Kultur zu begeistern und zusammenzubringen. Das müssen und wollen wir alle zusammen anpacken“, so Wolff mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des gesamten Kunst- und Kulturbereichs.

Mit der Förderung der neun Kulturprojekte verfolgt der Kulturfonds das Ziel, verschiedenste Bereiche aus dem Kunst- und Kultursektor umfassend zu unterstützen und zur Zukunftsfähigkeit der Kulturinstitutionen im Rhein-Main-Gebiet beizutragen.

Neuer stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses
Neben dem Beschluss zur Unterstützung von kulturellen Projekten für die kommende Förderperiode haben die Mitglieder des Kulturausschusses einen vierten stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Axel Imholz, Stadtkämmerer und Leiter des Dezernats für Finanzen, Schule und Kultur der Stadt Wiesbaden, übernimmt das Amt, das nach dem Ausscheiden von Wolfgang Kollmeier im Frühjahr 2022 vakant geworden war.

Die Projekte im Detail
Seit 2019 vereint das Bridges-Kammerorchester überwiegend freiberufliche Musikerinnen und Musiker mit ihren Instrumenten aus aller Welt. Die Orchestermitglieder sind Expertinnen und Experten für europäische Klassik, klassische arabische und persische Musik, Jazz, osteuropäische Folklore und zeitgenössische Musik und komponieren und arrangieren einen Großteil ihres Repertoires selbst. In seiner vierten Spielzeit unter dem Motto „Miteinanderwirken“ hebt das Bridges-Kammerorchester die Wirkkraft der Gemeinschaft und Diversität hervor und präsentiert dies in zehn Konzerten. Die Aufführungen finden über das gesamte Jahr 2023 statt.

Im Rahmen der Brüder Grimm Festspiele Hanau kommt mit der Komödie „Tartuffe“ erstmals ein Stück von Molière in der Übersetzung von Wolf Heinrich von Baudissin im Rahmen der Reihe „Grimm Zeitgenossen“ auf die Festspielbühne. Tartuffe ist das meist gespielte Stück des französischen Schriftstellers Molière und handelt von Sein und Schein, Verschwörungen und Täuschungen. Inszenierung und Umsetzung des Klassikers werden von Frank-Lorenz Engel übernommen, der seit 2013 Intendant der Hanauer Festspiele ist. Die 39. Auflage des Festivals läuft vom 12. Mai bis 30. Juni 2023.

Nach der Premiere von „Cinema Archipelago“ im vergangenen Jahr setzt das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum e.V. (DFF) auch im kommenden Jahr auf das Projekt als Teil des Rahmenprogramms für das Filmfestival goEast. Das Projekt verbindet virtuelle mit regionalen Programmpunkten vor Ort und legt den Themenschwerpunkt für 2023 auf die aktuellen Tendenzen in Osteuropa und deren Auswirkungen auf die Kulturszene und damit auch auf die Film- und Medienbranche. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat eine Welle der Empörung und gleichzeitig den Wunsch nach Dekolonialisierung des post-sowjetischen Raums ausgelöst. Eingeladene Kuratorinnen und Kuratoren werden diese Themen aufgreifen und an mehreren Standorten ein vielfältiges Programm inklusive eines Symposiums konzipieren. Das Projekt wird vom 26. April bis 2. Mai 2023 im Hybridformat zu sehen sein.

Der in 2022 neu gegründete gemeinnützige Verein Zukunft Klassik e.V. engagiert sich für junge Musiktalente, freischaffende Musikerinnen und Musiker und solche in Projektorchestern, die unter den schweren Pandemiebedingungen mit Konzertabsagen, finanziellen Engpässen und unzuverlässiger Planbarkeit gelitten haben. Der Verein unterstützt den Künstlernachwuchs und bietet ihm in Kooperation mit dem Rheingau Musik Festival eine Plattform, um den Weg für eine musikalische Karriere zu ebnen und Konzertauftritte zu ermöglichen. Im Rahmen des nunmehr 36. Festivalsommers des Rheingau Musik Festivals finden Konzerte von nationalen wie internationalen Jugendensembles und -orchestern vom 2. Juli bis 25. August 2023 an verschiedenen Standorten im Rheingau-Taunus-Kreis statt.

Mit dem Festival „Zuerst Mensch“ lädt die Kronberg Academy Stiftung vom 21. September bis 3. Oktober 2023 in den neu errichteten Konzertsaal „Casals Forum“ ein. Im Mittelpunkt des Festivals in 2023 steht der 50. Todestag des spanischen Cellisten und Friedenskämpfers Pablo Casals – Namensgeber des neuen Konzertsaals – und dessen Credo, Musik müsse in den Dienst der Menschlichkeit gestellt werden. Dabei geht es um die Fragen, wie Musik und Menschlichkeit zusammengehören, was Musik mit unserem Zusammenleben zu tun hat und was es konkret bedeutet, „Musik für Menschen“ zu machen. In 24 Konzerten und in öffentlichen Meisterkursen ergründen Musikerinnen und Musiker und junge Talente aus der ganzen Welt Menschliches in der Musik unter Einbeziehung der sozialen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit. Eine Ausstellung über Pablo Casals, zwei Podiumsgespräche und die Vergabe des Pablo Casals Award „For a better world“ runden das vielfältige Festivalprogramm ab.

„Fratopia“ versteht sich als ein „Festival der Entdeckungen“ und setzt dabei zwei thematische Schwerpunkte: „Frankfurt“ und „Utopien“. Das Festival wird von der Alten Oper Frankfurt ausgerichtet und findet im kommenden Jahr vom 26. bis 30. September statt. Mit der Ausgabe in 2023 soll „Fratopia“ nicht nur ein Experimentierfeld für neue Konzertformate sein, aufregende Künstlerinnen und Künstler präsentieren und inhaltliche Brücken zu Stadt und Region schlagen. Das Festival soll die Alte Oper auch als Ort der Begegnung, Teilhabe und künstlerischen Erfahrung neu definieren und ein Miteinander in herausfordernden Zeiten schaffen. An die Stelle eines herkömmlichen Konzertprogramms tritt ein ganztägiges (Wandel-)Programm, an die Stelle des herkömmlichen Konzertsaals mit der Trennung von Musikerinnen und Musikern und dem Publikum tritt der Open Space: ein Raum, den sich Aufführende und Publikum teilen. An die Stelle des Kartenverkaufs tritt das „Open House-Prinzip“ mit kostenfreiem Veranstaltungsbesuch. An die Stelle des herkömmlichen Konzertbesuchs als Feierabend-Beschäftigung tritt das Erleben in einem Konzerthaus inmitten des urbanen Lebens. Fratopia 2023 will die Utopie eines neu gedachten Konzerthauses formulieren und leben.

Die Ausstellung „Deutsches Kino heute: Neue Stimmen“ von März bis Oktober 2024 im Deutschen Filminstitut & Filmmuseum e.V. (DFF) in Frankfurt am Main dem deutschen Kino seit der Jahrtausendwende nachspüren. Im Zentrum stehen dabei die Fragen, was deutsche Filme bzw. Filme in Deutschland heute ausmachen, welche Themen sie in den Blickpunkt der Öffentlichkeit stellen und welche Akteure mit welchen Hintergründen und Selbstentwürfen in und mit Filmen sprechen. Die Ausstellung ist bundesweit die erste ihrer Art und dient als Bestandsaufnahme und Neubetrachtung deutschen Filmschaffens der vergangenen zwei Jahrzehnte, in der digitalen Ära und (post-)migrantischen Gesellschaft. Diese vielseitige Perspektive auf deutsche Filme seit 2000 werden anhand von Objekten aus der Sammlung des DFF, durch gefilmte Interviews sowie Exponate von den Filmkünstlerinnen und Filmkünstlern beleuchtet, die in fünf Themeninseln zu Mainstream- und Arthouse-Kino, Festivalfilmen, Nachwuchs und Filmförderung, Renommee und internationaler Sichtbarkeit aufgeteilt sind.

Das Freie Deutsche Hochstift richtet den Blick auf das Thema Wald und präsentiert vom 14. März bis 25. August 2024 die Ausstellung „Neue Erzählungen vom Wald“ im Frankfurter Goethe-Haus. Der Wald, wie wir ihn heute kennen, verschwindet zunehmend. Die Wissenschaft prognostiziert eine komplette Veränderung der Wälder in Deutschland und weltweit mit dem Voranschreiten des Klimawandels. In der Kultur aber ist der Wald lebendiger denn je und bietet als Begriff eine Fülle von Konzepten und Begriffen, Bildern und Sammlungen. Die Ausstellung bringt internationale künstlerische, kultur- und umweltgeschichtliche sowie forstwissenschaftliche Perspektiven zusammen, um die Potenziale romantischer Naturwahrnehmung für eine neue Umweltästhetik zu ergründen und mit aktuellen künstlerischen und wissenschaftlichen Positionen zu verbinden. Der Wald in seiner Doppelrolle als eines der wirkungsstärksten kulturellen Symbole für Natur und gleichzeitig als beschädigtes Ökosystem ist ein idealer Ausgangspunkt, um die Verflechtungen des Menschen mit seiner Umwelt zu verfolgen und neuen Erzählungen des Miteinanders nachzugehen.

Das Historische Museum Frankfurt präsentiert vom 29. Mai bis 22. September 2024 die Ausstellung „Frankfurt. Stadt der Fotografinnen: 1844-2024“. Die Ausstellung setzt sich mit bedeutenden Namen der Fotografikgeschichte wie Elle Bergmann-Michel, Gisèle Freund, Ilse Bing oder Barbara Klemm auseinander, die eng mit der Stadt Frankfurt verbunden sind. Gleichzeitig werden auch Werke von in ihrer Zeit bekannten Fotografinnen gezeigt, die bislang eher wenig Beachtung in der Öffentlichkeit erfahren haben. An Werkkomplexen von rund 40 Künstlerinnen sollen die Veränderungen und der Bedeutungswandel, den die Fotografie bis heute sowohl in historisch-künstlerischer wie medientechnischer Entwicklung erfahren hat, vorgestellt werden. Die Schau soll darüber hinaus die hohe Stellung der Fotografie in der Stadt- und Kunstgeschichte Frankfurts, der Region und weit darüber hinaus aufzeigen.

Mehr über die Arbeit des Kulturfonds erfahren Sie unter www.kulturfonds-frm.de.


Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain wurde im Jahr 2007 auf Initiative der Hessischen Landesregierung als gGmbH mit Sitz in Bad Homburg gegründet. Hauptaufgabe des Kulturfonds ist es, die Metropolregion Frankfurt RheinMain durch kulturelle Zusammenarbeit besser zu vernetzen, die Attraktivität zu stärken sowie die kunst- und kulturgeschichtliche Tradition der Region zu dokumentieren. Der Fonds fördert vor allem Projekte mit nationaler und internationaler Strahlkraft und daneben auch regional vernetzende Kulturaktivitäten. Er finanziert sich zur Hälfte aus Mitteln des Landes Hessen und zur anderen Hälfte aus Mitteln der beteiligten Städte und Landkreise.