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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Kredite bündeln und sparen

von Bernd Bauschmann

(17.01.2022) Die Zahl der Menschen, die mehr als einen Kredit zurückzuzahlen haben, steigt kontinuierlich. Viele zahlen hierbei unnötig hohe Zinsen.

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Wer mehrere Kredite in einen zusammenführt, kann eine Menge Geld sparen.
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Ein professioneller Finanzplan hilft dabei, Kredite zu bündeln und Kosten zu reduzieren.
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Durch die Bündelung mehrere Kredite im Rahmen einer Umschuldung ist es nämlich möglich, eine Menge Geld zu sparen. Dieser Artikel stellt verschiedene Aspekte vor, die bei einer solchen Umschuldung eine Rolle spielen und erklärt, wie Kreditnehmer durch eine Bündelung Kosten reduzieren können.

Parallele Kredite kommen immer häufiger vor
Die Zahlen sind eindeutig: 23,2 % aller Deutschen haben mindestens einen Ratenkredit in Anspruch genommen und 31,9 % dieser Kreditnehmer haben mehr als einen Kredit, den sie bedienen müssen. Die Gründe, für die das Geld aufgenommen wird, sind vielfältig. Einige müssen ihr Auto reparieren oder sich ein neues zulegen, bei anderen sind wichtige Haushaltsgeräte kaputt gegangen oder ein neues Notebook muss finanziert werden. Häufig sind solche Anschaffungen nicht auf einen Schlag fällig, sondern fallen nach und nach an. Entsprechend neben vielen Menschen immer wieder einen neuen Kredit auf, statt Anschaffungen mit einem großen Kredit gebündelt zu tätigen.

Die Kosten, die sich hierbei ergeben, sind teilweise erheblich. Im Schnitt hat jeder Kreditnehmer in Deutschland eine Restschuld von 13.624 Euro. Diese verteilen sich teilweise auf bis zu 7 Kredite. Diese haben meist keine einheitlichen Zinsen und Raten, sodass die Situation schnell unübersichtlich wird. Wer eine Überschuldung aufgrund von fehlender Transparenz vermeiden möchte, sollte daher eine Umschuldung ins Auge fassen.

Kredite bündeln und Geld sparen
Eine Reduzierung der Kredite ist prinzipiell ohne großen Aufwand möglich. So können mit einer Umschuldung unterschiedliche Kredite in einer Finanzierung gebündelt werden. Die Kreditnehmer nehmen einen großen Kredit auf und lösen damit die vielen kleinen ab. Hierdurch haben sie die Möglichkeit, eine Menge Geld zu sparen. Sie können von günstigen Zinssätzen profitieren und eine individuell auf ihre Ansprüche maßgeschneiderte monatliche Rate vereinbaren.

Auf diese Weise zahlen sie nicht nur weniger Geld, sondern gewinnen auch einen Überblick über ihre Finanzen. Die einzelnen Raten für die verschiedenen Kredite werden nicht mehr einfach abgebucht, sondern es gibt nur noch einen großen Betrag, der vom Konto abgeht. Außerdem müssen sich die Kreditnehmer im Rahmen der Umschuldung mit ihren Einnahmen und Ausgaben beschäftigen und sowohl eine Selbstauskunft abgeben als auch eine Haushaltsrechnung aufstellen. All das hilft dabei, die eigene finanzielle Situation transparent zu machen und sich zu verdeutlichen, welche finanziellen Spielräume man aktuell noch hat.

Genau rechnen und Anbieter vergleichen
Bis es soweit ist, müssen allerdings einige Aufgaben erledigt werden: So ist es beispielsweise wichtig, genau zu rechnen, welche Kosten durch die verschiedenen Kredite aktuell anfallen. Hierbei gilt es, nicht nur die fertige monatliche Rate zu betrachten, sondern auch die Zinssätze, die Laufzeiten und weitere Kriterien in den Blick zu nehmen. Ausgehend von dem Wert, den eine solche Rechnung ergibt, kann dann geprüft werden, ob es am Markt günstigere Angebote gibt.

Ein Anbietervergleich kann auf unterschiedliche Weisen gelingen. Viele Banken und Kreditinstitute sind online vertreten und stellen hier ihre Konditionen und Kreditangebote vor. Kreditnehmer haben so die Möglichkeit, verschiedene Konditionen einander gegenüberzustellen und diese miteinander zu vergleichen. Ebenso ist es möglich, Beratungsgespräche vor Ort zu nutzen und sich über die verschiedenen Möglichkeiten für eine Umschuldung bei einer Fachkraft in einer Bank zu informieren. Besonders effizient ist es aber, eine Umschuldung über ein Kreditportal vorzunehmen. Hier stehen alle Informationen auf einen Blick zur Verfügung. Außerdem können der Kreditantrag und wichtige Dokumente direkt online eingereicht werden. Hierdurch gelingen die Bearbeitung, die Bewilligung und die Auszahlung besonders schnell.

Kleine Kredite sind merklich teurer als große
Der Grund, warum viele Menschen eher mehrere kleine Kredite als einen großen haben, ist, das kleine Kredite günstiger wirken. Die Kreditsumme ist kleiner, die Kreditzinsen scheinen niedriger und man bekommt die Kreditsumme leichter. Häufig ist es aber so, dass die tatsächlichen Zinsen bei größeren Krediten günstiger sind, auch wenn sie auf den ersten Blick teurer erscheinen.

Die Schufa gibt an, dass etwa jeder dritte Kredit, der heutzutage abgeschlossen wird, eine Kreditsumme von 3.000 € umfasst. Kredite über 1.000, 2.000 oder 3.000 € sind aber durchschnittlich um bis zu 45% teurer als ein etwas größerer Kredit über 14.000 €. Gerade wer viele kleine Kredite mit einer überschaubaren Restschuld ablösen muss, profitiert somit deutlich von einer Umschuldung.

Zahlreiche Kriterien beim Vergleich berücksichtigen
Bei der Suche nach einem geeigneten Umschuldungskredit müssen viele verschiedene Kriterien berücksichtigt werden. Der Zinssatz ist nur einer von vielen. Entscheidend ist zudem, dass die Laufzeit des neuen Kredits mit denen der bereits bestehenden Kredite vergleichbar ist. Eine längere Laufzeit geht nämlich immer mit höheren Zinskosten einher.

Des Weiteren ist zu klären, ob der Kreditgeber die Möglichkeit zur Sondertilgungen bietet. Nach einer Gehaltserhöhung oder einer Erbschaft steht beispielsweise mehr Geld zur Verfügung, das in die Tilgung investiert werden könnte. Außerdem muss die Zinsfestschreibung berücksichtigt werden. Diese gibt an, über welchen Zeitraum hinweg die Kreditzinsen wieder ansteigen noch fallen dürfen. Dieser Wert ist relevant, da er nicht zuletzt darüber entscheidet, ob eine weitere Umschuldung in der Zukunft ohne erhebliche Kosten möglich sein wird. Banken und Kreditinstitute erheben nämlich Vorfälligkeitsgebühren, wenn ein Kredit vorzeitig abgelöst wird.

Professionelle Beratungen in Anspruch nehmen
Eine Umschuldung ist keine unlösbare Aufgabe, geht allerdings mit einer Menge Bürokratie einher. Gerade wenn viele Kleinkredite vorliegen, die abgelöst werden sollen, muss viel gerechnet und verglichen werden. Einige Kreditnehmer fühlen sich hiervon schnell überfordert. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen und sich Hilfe bei der Umschuldung zu suchen.

Es gibt einige kostenlose Kreditberatungen, die den Kreditnehmern unter die Arme greifen, wenn sie eine Umschuldung vornehmen wollen. Diese Beratungsangebote sind in der Regel unabhängig, sodass sich die Nutzer darauf verlassen können, objektive Informationen zu bekommen. Aber auch die Kreditinstitute selbst helfen dabei, wenn eine Umschuldung geplant wird. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass sie ein Interesse daran haben, Kredite zu vergeben und daran zu verdienen. Die jeweiligen Informationen müssen daher durch die Interessenten bewertet und eingeschätzt werden.

Den Einfluss auf die Bonität nicht vernachlässigen
In Bezug auf eine Umschuldung sollte die Bonität in den Blick genommen werden. Viele kleine Kredite können sich negativ auf den Schufa-Score auswirken. Das ist so ähnlich, wie wenn Antragsteller viele Bankkonten besitzen oder mehrere Kreditkarten verwenden. Beides hat negativen Einfluss auf die Bonität. Wer mehrere Kredite ablöst und durch einen einzigen ersetzt, hat somit die Möglichkeit, für eine bessere Bonität zu sorgen.

Um einen Umschuldungskredit zu bekommen, ist es wichtig, bereits eine gute Bonität mitzubringen. Hier spielen sowohl die Zahlungsfähigkeit als auch die Zahlungsmoral eine wichtige Rolle. Eine Aufgabe besteht daher darin, unnötige Kosten zu eliminieren und eingehende Rechnungen immer pünktlich zu bezahlen. Außerdem können Antragsteller Sicherheiten angeben, um einen Umschuldungskredit zu bekommen. Nicht zuletzt sollten sie regelmäßig kostenlos Einblick in die Daten nehmen, die bei den Auskunfteien über sie hinterlegt sind. So können sie eventuelle Fehler oder veraltete Daten, die eine Kreditbewilligung gefährden könnten, entdecken und eine Löschung beziehungsweise Korrektur beantragen.

Marktkenntnis hilft beim Verhandeln
Wer eine Umschuldung vornimmt, hat die Möglichkeit, besonders gute Konditionen auszuhandeln. Viele Banken und Kreditinstitute haben einen finanziellen Spielraum, den sie nutzen können. Es lohnt sich daher, nicht gleich das erste Angebot zu akzeptieren, sondern nachzuverhandeln und individuelle Konditionen zu vereinbaren. Um erfolgreich zu verhandeln und gute Konditionen zu bekommen, sind verschiedene Dinge nötig.

Auf der einen Seite müssen sich die Kreditnehmer über die aktuelle Marktsituation informieren. Wenn sie eine hohe Sachkenntnis besitzen und sich mit dem Kreditgeschäft grundsätzlich auskennen, macht dies bei Verhandlungsgesprächen eine Menge her. Außerdem können sie so verschiedene Angebote vergleichen und in die Verhandlungen mit einfließen lassen. Wer bereits gute Konditionen von einer Bank angeboten bekommen hat, kann diese bei weiteren Verhandlungsgesprächen nutzen. Nicht zuletzt ist es hilfreich, das eigene Verhandlungsgeschick zu trainieren und verschiedene Verhandlungstechniken einzuüben. Das hilft im konkreten Gespräch mit dem Bankberater sehr.

Individuelle Vereinbarungen treffen
Individuelle Anpassungen sind bei einem Umschuldungskredit jederzeit möglich. Einigen Kreditnehmern ist zum Beispiel die Möglichkeit zu Sondertilgungen besonders wichtig, wohingegen sie flexibel bei der Zinsfestschreibung sind. Einige legen Wert auf eine niedrige Monatsrate, während anderen eine schnelle Rückzahlung des Kredits besonders wichtig ist. Jedes Kreditangebot einer Bank kann grundsätzlich nachverhandelt und auf die persönlichen Anforderungen und Wünsche angepasst werden. Niemand sollte sich scheuen, hier aktiv die eigenen Interessen zu vertreten.

Gegebenenfalls schon einen einzelnen Kredit umschulden
Bei einer Vielzahl von Kleinkrediten lohnt sich eine Umschuldung nahezu immer. Häufig kann dies aber auch der Fall sein, wenn nur ein einzelner Kredit vorliegt. Das ist beispielsweise dann gegeben, wenn ein solcher Kredit vor längerer Zeit abgeschlossen wurde. Die Kreditzinsen sind dann vermutlich bereits gesunken, sodass heute günstigere Angebote als damals zur Verfügung stehen.

Es lohnt sich daher für alle Kreditnehmer, die Marktsituation im Blick zu behalten und zu prüfen, wie sich die Zinsen am Markt entwickeln. Sinken diese deutlich, sollte eine Umschuldung ins Auge gefasst werden. Abhängig davon, wie lange die Zinsfestschreibung noch gilt und mit welchen Vorfälligkeitszinsen gerechnet werden muss, kann sich eine solche Umschuldung lohnen.

Die Vorteile der Niedrigzinspolitik der EZB ausnutzen
Aktuell sind Kredite so günstig wie nie zu haben. Das liegt vorrangig an der Niedrigzinspolitik der EZB. Diese verfolgt das Ziel, Geld am Markt möglichst günstig verfügbar zu halten, damit sich die stark verschuldeten Länder der Eurozone refinanzieren können. Auf diese Weise soll ein Auseinanderbrechen der Währungsunion verhindert werden. Diese Niedrigzinspolitik hat zur Folge, dass die Zinsen am Markt rapide gesunken und ausgesprochen niedrige Kreditzinsen zu zahlen sind.

Kreditnehmer haben die Möglichkeit, sich diese Entwicklung zunutze zu machen. So können Kredite aufgenommen werden, die im Vergleich zu den Krediten von vor einigen Jahren deutlich günstiger sind. Mit diesen werden alte Kredite abbezahlt und die Kreditnehmer müssen weniger Zinsen bezahlen. Es lohnt sich, eine Umschuldung zeitnah zu planen, falls damit gerechnet wird, dass die EZB ihren Leitzins wieder anheben könnte.

Fazit
Für Kreditnehmer lohnt sich eine Umschuldung nahezu immer. Deswegen sollten die aktuellen Kreditzinsen immer wieder auf den Prüfstand gestellt und geklärt werden, ob es nicht günstigere Kreditangebote am Markt gibt. Gerade wer viele kleine Kredite abbezahlt, kann auf diese Weise eine Menge Geld sparen. Es lohnt sich daher, etwas Zeit und Mühe in den Anbietervergleich und die einzelnen Rechnungen zu investieren, um so langfristig weniger Kosten tragen zu müssen.