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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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Knut kommt. Flexibler Nahverkehr für den Frankfurter Norden

Im Oktober startet traffiQ das On-Demand-Angebot in vier Stadtteilen

von Ilse Romahn

(17.06.2021) „Am 3. Oktober wird Premiere sein“, verspricht Tom Reinhold, Geschäftsführer der städtischen Nahverkehrsgesellschaft traffiQ. „Dann startet in vier nördlichen Frankfurter Stadtteilen ein neues, flexibles Nahverkehrsangebot. Bonames, Harheim, Nieder-Erlenbach und Nieder-Eschbach werden von elektrischen Kleinbussen profitieren, die Fahrgäste ohne festen Fahrplan ans Ziel bringen.“

So soll Knut aussehen
Foto: Stadt Frankfurt / traffiQ
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Das Angebot ist Teil eines RMV-Projektes mit neun weiteren Partnern, das mit Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur gefördert wird. „Mit unserem On-Demand-Projekt schaffen wir eine neue Form der öffentlichen Mobilität, die Bus und Bahn hervorragend ergänzt“, sagt Knut Ringat, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbundes. „Überall dort, wo der klassische ÖPNV nicht ganz passgenau unterwegs sein kann – zum Beispiel in den Tagesrandzeiten oder dort, wo es keine direkte Verbindung gibt – kommen unsere elektrischen Kleinbusse ins Spiel. Sie bringen den öffentlichen Nahverkehr bis fast an die Haustür und fahren genau dann, wenn sie gebraucht werden. Ich bin davon überzeugt, dass das Angebot in Frankfurt stark gefragt sein wird. Nun gilt es, Fahrt aufzunehmen, damit aus den geplanten drei Fahrzeugen möglichst schnell mehr werden.“

„Knut“ wird das neue On-Demand-Angebot (ODM) heißen – für den ebenso einfachen wie einprägsamen Namen hat sich traffiQ entschieden. Die drei Kleinbusse, die traffiQ beschafft hat, sollen täglich von 5 bis 1 Uhr im Einsatz sein. Für den Ein- und Ausstieg stehen den Fahrgästen weit über 500 „virtuelle“, aber auch schon bestehende Haltestellen zur Verfügung. Fahrten zwischen den Stadtteilen sind ebenso möglich wie Fahrten zu Umsteigepunkten, zum Beispiel der U-Bahn in die Innenstadt.

„Der On-Demand-Verkehr erweitert den lokalen Nahverkehr um einen flexiblen Baustein“, erläutert Reinhold: „Auf Bestellung holt das Shuttle Fahrgäste ab und bringt sie so nah wie möglich an ihr Ziel oder zu einem Umstiegspunkt auf Bus und Bahn“.

Bruno Ginnuth, Geschäftsführer und Co-Gründer des zukünftigen Betreibers CleverShuttle, erklärt die Funktionsweise: „Der Service schließt die Lücke zwischen Bus und Taxi: Man ruft den Shuttlebus per App oder Telefon und kann in der Regel 10 bis 15 Minuten später an einem vereinbarten Platz in der Nähe einsteigen. Fahren mehrere Fahrgäste in die gleiche Richtung, kombiniert ein intelligenter Algorithmus ihre Fahrtwünsche“.

Die Fahrt mit den kleinen Flitzern ist in den RMV-Tarif integriert, hat aber aufgrund des besonderen Service eine eigene Struktur. Pro Fahrt fällt ein Grundpreis von zwei Euro an, von dem jedoch Inhaber einer gültigen Fahrkarte, Kinder und Mitfahrende befreit sind. Hinzu kommt ein Komfortaufschlag von einem Euro und ein Kilometerpreis von 30 Cent. Bezahlen können die Fahrgäste über die App per Kreditkarte oder PayPal. Bei telefonischer Buchung kann auch im Fahrzeug ausschließlich bargeldlos per Karte bezahlt werden.

„Zum Einsatz kommen drei elektrisch betriebene Kleinbusse des Mercedes-Typs eVito Tourer Pro“, führt Tobias Schreiber, Projektleiter bei traffiQ, aus. „Sie sollen mit Strom aus regenerativen Quellen geladen werden, sodass sie nicht nur lokal, sondern 100 Prozent emissionsfrei sind“.

Die klimatisierten Kleinbusse bieten fünf Sitzplätze. Der Ein- und Ausstieg erfolgt komfortabel über große seitliche Schiebetüren. Der Innenraum ist großzügig gestaltet, so dass beim Ein- und Ausstieg keine Sitze umgeklappt werden müssen. Auch an die Mitnahme von Fahrgästen mit Rollstuhl ist gedacht: Hierzu wird eines der drei Fahrzeuge so umgebaut, dass über eine Rampe Fahrgäste mit Rollstuhl komfortabel und sicher einsteigen und mitfahren können.

Betreiber von „Knut“ ist die Firma CleverShuttle, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn. Sie hat langjährige Erfahrung im Aufbau von elektrischen On-Demand-Verkehren deutschlandweit und betreibt seit 2021 unter anderem den Hopper im Kreis Offenbach und den HeinerLiner in Darmstadt. „Unsere Erfahrungen der vergangenen sechs Jahre in der effizienten Umsetzung und intelligenten Aussteuerung von On-Demand-Ridepooling fließen in das neue Projekt ‚Knut‘ ein“, erklärt Ginnuth. „Wir sind stolz, mit ‚Knut‘ nun bereits den vierten Verkehr im On-Demand-Großprojekt des RMV auf die Straße zu bringen und für Frankfurter ein flexibles und emissionsfreies neues Mobilitätsangebot zu schaffen, das nahtlos in den ÖPNV integriert ist.“ Die intelligente On-Demand-Plattform hinter dem Projekt kommt von der DB-Tochter ioki, die sich als Technologie-Partner in einer europaweiten Ausschreibung für das gesamte RMV-Gebiet durchsetzen konnte.

„Dass wir nicht nur an einem Ort, sondern gleich in zehn Städten und Landkreisen ein vernetztes Angebot schaffen, macht unser On-Demand-Projekt in Europa einmalig“, sagt RMV-Geschäftsführer Ringat. „Bis Ende 2021 soll der Betrieb bei allen Partnern starten – und dann auch über die RMV-On Demand-App buchbar sein.“

Für Reinhold zählt die Mitwirkung in dem innovativen RMV-Projekt: „Öffentliche Verkehrsmittel sind der Schlüssel für die Mobilität der Zukunft. Gemeinsam mit den Partnern neue Bedienungsformen zu erproben, hilft uns, einen zukunftsfähigen und attraktiven Nahverkehr zu entwickeln. Wir sind dem RMV dankbar für die Führungsrolle, die er hier wahrnimmt.“

In dem Projekt verantwortet der Rhein-Main-Verkehrsverbund die zentrale Koordination und entwickelt einen Rahmen für die Preisgestaltung. Der RMV bündelt Information, Buchung, Bezahlung und Kundenservice im Sinne der zentralen Koordination. Außerdem wird das Angebot in die im Sommer startende On-Demand-App des RMV und perspektivisch in die RMV-App integriert.

Die lokalen Partner sind die Verkehrsgesellschaften und Nahverkehrsorganisationen der Städte und Landkreise. Hierzu zählen Frankfurt am Main (traffiQ), Kreis Offenbach (kvgOF), Hofheim (MTV), Kelsterbach (LNVG GG), Limburg an der Lahn (Stadt Limburg), Kreis Darmstadt-Dieburg (DADINA), Taunusstein (RTV), Hanau (HSB), Wiesbaden (ESWE) und Darmstadt (HEAG mobilo).

Weitere Informationen über das Projekt finden sich unter http://www.rmv.de/ondemo im Internet. (ffm)