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Letzte Aktualisierung: 16.04.2024

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Kleingarten & Eigenheim: Für wen lohnt sich eine Gartentoilette?

von Bernd Bauschmann

(30.03.2023) In Wohnung und Haus sind voll ausgestattete Bäder mit WC ein Muss, doch im eigenen Garten gehen Grundstücksbesitzer und Kleingärtner oft Kompromisse ein. Nachdem in den letzten Jahren vielerorts Sickergruben, Abwasseranschlüsse und Chemietoiletten für Gärten verboten wurden, sind viele Gärtner ratlos, welche Art von Toilette sie überhaupt noch installieren dürfen. Doch für wen lohnt sich eine Gartentoilette überhaupt und welche Möglichkeiten gibt es?

Symbolfoto
Foto: Pixabay / Michael Gaida
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Was erlaubt die Stadt?

Nur fünf Seiten lang ist die Kleingartenordnung der Stadt Frankfurt am Main in ihrer aktuellen Fassung. Hier finden sich alle wichtigen Regelungen, was im eigenen Garten, auf den Wegen und im Vereinsrahmen erlaubt ist. Die kurzen Formulierungen lassen an vielen Stellen Raum für Interpretation, doch nicht beim Thema Toilette: "Für Fäkalien und Abwässer dürfen in den Gartenparzellen keine Gruben oder Behälter angelegt oder aufgestellt werden. Eine Versickerung über den Boden ist unzulässig." heißt es in der 2023 gültigen Verordnung, und weiter: "Zulässig ist das Aufstellen einer Biotoilette oder einer chemischen Trockentoilette (Campingtoilette) in der Gartenlaube."

Gleichzeitig wird darauf verwiesen, dass das Entsorgen des Inhalts der chemischen Trockentoilette nur über die öffentliche Kanalisation oder bereitgestellte Einrichtung erlaubt ist. Ist der eigene Kleingarten in Frankfurt jedoch nicht an die Kanalisation angeschlossen, so stellt der Betrieb einer Gartentoilette viele Gärtner vor schwierige Fragen und Hürden. Gibt es eine Möglichkeit, diese Regelung zu umgehen?

Verschiedene Arten von Gartentoiletten erlaubt

Wenn die Stadt Frankfurt in ihren Regeln zur Kleingartennutzung von Biotoiletten spricht, meint sie damit Varianten wie die klassische Komposttoilette oder das Trennklo. Beide Versionen lassen sich in eine Gartentoilette mit schützendem Häuschen oder in der Laube selbst einbauen. Die Klassifizierung als Biotoilette weist darauf hin, dass hier keine zersetzenden Chemikalien zum Einsatz kommen, sondern auf die Wirksamkeit von Mikroorganismen gesetzt wird.

Darum gibt es so wenige Biotoiletten

Die Trenntoilette ist längst noch nicht so bekannt unter Gärtnerinnen und Gärtnern, wie sie sein könnte. Während beispielsweise Camping Fans schon seit vielen Jahren auf den Betrieb einer Trenntoilette im Wohnmobil setzen, hat sich die Technologie in Schrebergärten bisher nicht durchgesetzt. Schuld ist unter anderem die irrationale Angst vor Gerüchen, aber auch Scham davor, die Behälter mit den kompostierten Fäkalien auszuleeren. In westlichen Kulturen wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Ausscheidungen ein Tabuthema, über das man selbst mit dem Arzt nicht gern spricht.

Klopapier und WC aus Keramik sind Kompromisse, um die Fäkalien schnell und einfach abzutransportieren und beim Säubern den Hautkontakt zu vermeiden. Die Trenntoilette fordert diese Glaubenssätze heraus. Hier werden Urin und Kot getrennt aufgefangen und statt Wasser wird nach jedem Stuhlgang Mulch nachgeschüttet, der die Ausscheidungen bedeckt und Gerüche unterdrückt.

Keine Lust auf Trenntoilette?

Die zweite Art der erlaubten Toilette für den Garten ist die Komposttoilette. Auch hier wird oft getrennt, aber durch größere Deckschichten und ein höheres Fassungsvolumen entsteht der Kompost im Eimer und kann dann direkt im Garten verwendet werden.

Die ebenfalls erlaubte chemische Trockentoilette ist die für die Umwelt ungünstigste Variante, eine Toilette im Garten zu installieren. Hier kommen Gerüche unterdrückende Chemikalien zum Einsatz, die den Mikroorganismen schaden. Statt Kompost zu erzeugen, müssen die Hinterlassenschaften später gesondert entsorgt werden.

Brauche ich überhaupt eine Toilette im Garten?

Bevor Gärtnerinnen und Gärtner entscheiden, welche Art von Toilette sie im Kleingarten installieren möchten, sollten die eigenen Gewohnheiten beobachtet werden. Eine gute Fragestellung ist: Habe ich bisher im Garten eine Toilette für das große Geschäft benötigt?

Wann eine Toilette im Eigenheim-Garten sinnvoll ist

Besonders für Hausbesitzer, die ihren Garten in wenigen Schritten erreichen und ebenso schnell wieder im Wohnraum sind, lautet die Antwort meist Nein. Die einzig gute Begründung für eine externe Toilette im Garten können häufige Grillpartys im Freien sein. Bei Partys mit zahlreichen Gästen und eventuell weniger bekannten Besuchern ist eine Alternative zum Aufsuchen der Bäder im Haus sinnvoll. Dann kann allerdings die Toilette im Holzhäuschen auch direkt an die Kanalisation angeschlossen werden.

Toilette im Kleingarten?

Viele Kleingärtner lieben ihren Garten und verbringen jede freie Minute im kleinen Naturrefugium zwischen Blumen und Apfelbäumen. Je mehr Zeit sie im Garten verbringen, desto öfter müssen sie auch austreten. Für das kleine Geschäft genügt das Aufstellen eines Toiletteneimers, der teilweise mit Wasser gefüllt und am Ende des Tages auf dem Komposthaufen geleert wird. Urin enthält keine Stoffe, die für die Würmer und Insekten im Kompost schädlich wären und ist mit Wasser verdünnt geruchlos. Wer jedoch von Zeit zu Zeit groß austreten muss, beispielsweise durch gesundheitliche Probleme oder weil er in seiner Laube einige Monate im Jahr lebt, kommt um die Trenntoilette nicht herum.

Trenntoilette oder Kompostklo?

Die Wahl zwischen Trenntoilette und Komposttoilette kann da schon schwerer fallen. Vereinfacht lässt sich sagen, dass alle, die ihre Toilette nur von Zeit zu Zeit nutzen, von der Komposttoilette profitieren. Wer viel Zeit im Garten verbringt, wird mit der Trenntoilette, die alle paar Tage in einen größeren Behälter umgefüllt und erneut mit Holzschnitt oder Spänen abgedeckt wird, glücklicher. Sie fasst weniger Fäkalien und muss dadurch öfter geleert werden, kann jedoch ohne Probleme regelmäßig genutzt werden. Der Urin wird dabei übrigens in großen Kanistern gesammelt, verdünnt und nach einigen Monaten Zersetzung verteilt.

Toilettenhäuschen als geruchsarmer Rückzugsort

Wer sich für eine voll funktionsfähige Toilette im Garten entscheidet, sollte immer lieber ein Häuschen montieren, als die Gartentoilette in der Laube aufzustellen. Bei Komposttoiletten ist die Belüftung besonders wichtig. In Innenräumen können sich hier geruchsintensive Gase entwickeln. Das Häuschen hingegen kann, mit Fliegengitter verkleidet, gut belüftet werden. Je komfortabler es ausgestattet wird, mit Klobrille, Klopapier, verdeckten Eimer mit Sägespänen oder Mulch und Schaufel, desto niedriger ist die Hemmschwelle bei Besuchern, die Toilette zu benutzen. Wer einmal von der Sauberkeit der Trenntoilette vollständig überzeugt ist, kann dann sogar über die Installation einer solchen Toilette im eigenen Haus oder Ferienhaus nachdenken.