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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Kinderleben retten: Was Ersthelfer bei der Rettung von Kindern wissen sollten

von Adolf Albus

(08.12.2021) In Deutschland ist jeder Mensch verpflichtet, in Not geratenen oder hilflosen Personen zu helfen, wenn es ihm den Umständen nach zuzumuten ist. Wer nicht hilft, macht sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig, was nach § 323c Strafgesetzbuch mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden kann. Zwar haben Führerscheininhaber die wichtigsten lebensrettenden Maßnahmen erlernt, doch das ist oft Jahre oder Jahrzehnte her. Dem Ernstfall fühlen sich daher nur sehr wenige Menschen gewachsen – erst recht, wenn es um die Rettung eines Kindes geht.

Unfälle sind laut einer Studie des Robert Koch-Instituts die häufigste Todesursache bei Kindern. Mit 44 Prozent geschieht knapp die Hälfte aller behandlungsbedürftigen Verletzungen zu Hause, bei den Ein- bis Zweijährigen sogar 85 Prozent. Weil Babys und Kleinstkinder ihre Beschwerden oft nicht konkret äußern können, lassen sich die Auswirkungen eines vermeintlich harmlosen Sturzes oder Insektenstichs mitunter erst Stunden später erkennen. Praktisch jeder kann daher plötzlich in die Lage geraten, einem Kind in Not helfen zu müssen.

„Wichtig ist, zu wissen: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Ihre Beatmung muss zum Bespiel über Mund und Nase erfolgen, statt nur über den Mund. Auch die Herzmassage unterliegt besonderen Regeln: Je jünger das Kind ist, umso höher die Frequenz, mit der Druck ausgeübt werden muss“, erklärt Philipp Köster, Bezirksdirektor der Barmenia Versicherungen Frankfurt am Main. Babys dürfen nur mit zwei Fingern massiert werden und nicht mit der ganzen Hand. Im Zweifel sollten Ersthelfer immer den Notruf 112 wählen: Die Rettungsleitstelle entscheidet, ob ein Notarzt notwendig ist. Handelt es sich um keine lebensbedrohliche Situation, ist der Kinderarzt der erste Ansprechpartner. Außerhalb der Sprechzeiten berät der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116117 die Ersthelfer und informiert über Notfallambulanzen oder Bereitschaftspraxen in der Nähe.

Viele der jährlich rund 200.000 Kinderunfälle sind vermeidbar. Die Hauptursachen mit etwa 75 Prozent sind Stürze und Zusammenstöße. Damit es erst gar nicht so weit kommt, können Eltern das Umfeld ihrer Kinder kindersicher machen: Zum Beispiel sollten Regale und Schränke kippsicher an der Wand fixiert sein. Hochgelagerte, schwere Gegenstände in Schränken sind eine ebensolche Gefahrenquelle wie vollbeladene Schubladen ohne Ausziehsperre. Scharfe Ecken und Kanten von Möbeln können durch Kantenpolster entschärft, Fester und Balkontüren durch abschließbare Riegel gesichert werden. – Einfache Maßnahmen, die es Kindern ersparen können, in Not zu geraten, und den Erwachsenen, plötzlich Erste Hilfe am Kind leisten zu müssen.